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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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womöglich selber bügeln«, warf Gu so betont verständnisvoll ein, dass es nur spöttisch gemeint sein konnte. Er wies auf das Mobiltelefon, dessen Display ihm Ku Zhong hinhielt. »Ich unterbreche Ihren fabelhaften Disput äußerst ungern, aber wir erhalten gerade die Nachricht, dass der Jet mit Mister Kato an Bord in weniger als einer halben Stunde landen wird. Und wie wir erfahren haben, bringt Mister Kato noch einen Gast mit, eine Dame. Falls Sie sich also zu prügeln wünschen, sollten Sie das jetzt gleich erledigen.«
    Hiroshi erwachte von einem sanften Gongschlag, der sich mehrmals wiederholte und dabei jedes Mal ein bisschen lauter wurde.
    Der Wecker. Genau. Er streckte die Hand aus und brachte ihn zum Verstummen.
    Der Flug nach Hongkong dauerte selbst mit dem Firmenjet immer noch knapp acht Stunden. Da sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in die Konferenz gehen würden und er dort in Topform sein musste – und da das Flugzeug über ein komfortables Bett verfügte –, hatten sie sich schlafen gelegt. Züchtig, in ihrer Kleidung, aber es hatte gutgetan. Und es war merkwürdig schön, Charlotte wieder einmal im Arm zu halten.
    Er betrachtete sie, studierte ihr Gesicht, das im Schlaf vollkommen entspannt war, entspannt und schön wie eh und je. Sie würde immer schön sein, ihr Leben lang. Sie war der Typ Frau.
    Es fühlte sich so unglaublich richtig an, dass sie bei ihm war. Hiroshi mochte gar nicht daran denken, dass sie ihn in ein paar Tagen wieder verlassen würde, um zu einem schottischen Handwerker zurückzukehren, bei dem sie ohne jeden Zweifel völlig fehl am Platze war.
    Auf einem kleinen Bildschirm an der Wand über ihnen war eine Karte eingeblendet und darauf die Route, die das Flugzeug geflogen war. Danach stand die Landung unmittelbar bevor. Noch eine halbe Stunde, höchstens.
    Hiroshi wandte den Blick ab, vergrub sein Gesicht an Charlottes Halsbeuge und wünschte sich, dieser Augenblick würde niemals enden.
    Doch sie wachte davon auf, fuhr schlaftrunken hoch, blickte umher und sah ganz erschrocken aus, ehe ihr wieder einfiel, wo sie war. »Puh«, machte sie. »Sind wir schon da?«
    »Demnächst«, sagte Hiroshi traurig.
    »Das ging ja schnell.« Sie befühlte die Matratze. »Ein richtiges Bett im Flugzeug ist schon was anderes als ein enger Sitz, das muss ich zugeben.«
    Hiroshi setzte sich widerwillig auf. »Wir sollten uns frisch machen. Wenn du willst, kannst du zuerst ins Bad.«
    »Was man so Bad nennt in einem Flugzeug«, meinte sie,robbte aber doch flink an ihm vorbei und verschwand in der winzigen Nasszelle.
    Hiroshi nutzte die Zeit, um seine Mails abzurufen. Miroslav hatte ihm Videoclips geschickt, auf denen man verfolgen konnte, wie die ersten neuen Elemente zusammengebaut wurden und sich dem Komplex anschlossen. Er zeigte Charlotte die Aufnahmen, als sie, frisch gekämmt und wohlduftend, wieder zum Vorschein kam.
    »Wahnsinn«, meinte sie mit aufrichtigem Staunen. »Es funktioniert also tatsächlich. Dein Komplex hat die ersten Kinder gezeugt.«
    Hiroshi verzog das Gesicht. Dieser Vergleich, den fast alle verwendeten, gefiel ihm nicht. »Es sind keine Kinder . Es sind Replikate. Maschinen.« Er blickte hoch. »Sonst würden wir dort auf Paliuk ja Kinderarbeit betreiben.«
    Sie lachte, schien nicht zu verstehen, dass es ihm damit ernst war. »Ich sag ja nur. Diese Konstruktion ist irgendwie so – wie soll ich sagen …? Von all deinen Maschinen sieht keine einzige so aus, wie man denkt, dass sie aussehen müsste. Ehrlich gesagt frage ich mich die ganze Zeit, wie du bloß auf all diese Ideen gekommen bist, die da drinstecken.«
    Hiroshi sah sie an. Wie schön sie war. Wie sehr sie zu ihm gehörte, auch wenn sie das nicht begreifen wollte. »Willst du die Wahrheit wissen?«, fragte er.
    Sie hob die Augenbrauen. »Klar.«
    »Das meiste davon habe ich geträumt.«
    »Geträumt.«
    »Ja. Schon als Kind. Ich habe den ganzen Tag lang über irgendein Problem gegrübelt, und nachts im Traum ist mir dann die Lösung einfallen.« Er erinnerte sich noch lebhaft an diese Träume. Stark und farbig waren sie gewesen und irgendwie ganz anders als alle seine sonstigen Träume, seine erotischen Träume mit eingerechnet, die manchmal auch ganz schön stark und farbig waren. Wenn er auch nur einen Hauch religiös veranlagt gewesen wäre, wäre er überzeugt gewesen, dass eine Gottheit zuihm gesprochen und ihm die Formen all dieser Bauteile offenbart hatte.
    »Geträumt«, wiederholte Charlotte und strich

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