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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Charlotte«, sagte er. Seine Augen leuchteten. Er sahgut aus, richtig gut. Hager, in einen schlichten, weißen Leinenanzug gekleidet, eine todschicke Sonnenbrille auf der Nase.
    Charlotte schüttelte fassungslos den Kopf. »Das ist jetzt aber … Also ehrlich, so eine Überraschung. Was um alles in der Welt machst du denn hier?«
    Er hob die Augenbrauen, rieb sich den Nasenflügel mit dem Daumen. »Unter uns – ich sponsere diese Veranstaltung ein bisschen. Und da dachte ich mir, ich könnte doch mal vorbeischauen, was die mit dem ganzen Geld so machen.«
    »Du sponserst diese Veranstaltung?« Dass er zu Geld gekommen war hatte sie gewusst. Brenda hatte ihr einen Zeitschriftenartikel aufgehoben, in dem es um junge Erfinder gegangen war, und darin war auch von einem gewissen Hiroshi Kato die Rede gewesen, der in Kalifornien eine ziemlich erfolgreiche Firma gegründet hatte.
    Er nickte knapp. »Ja. Mach ich ab und zu, so was. Ich hab auch zeitweise die Science Heritage Foundation unterstützt, und davor den Explorer Travel Trust …«
    Es dauerte einen Moment, ehe Charlotte begriff: Er sponserte nicht diese Organisationen – er sponserte sie! Der ETT der Harvard-University hatte ihre ersten Reisen zu den Fundstücken, die sie interessierten, bezuschusst. Als jemand dort dann ihre Berichte gelesen hatte, waren weitere Zuschüsse abgelehnt worden mit der Begründung, die Zielrichtung ihrer Arbeit sei nicht mit den Grundsätzen Harvards vereinbar . Anschließend hatte die Science Heritage Foundation ihre Forschungen finanziert, ehe es auch hier zu Auseinandersetzungen über akademisches Wohlverhalten gekommen war, was in der Folge das Ende der Unterstützung bedeutet hatte.
    Hiroshi lächelte. Offenbar sah man es ihr an, dass der Groschen gefallen war. »Ich unterstütze auch das SETI-Projekt«, fügte er hinzu. »Rodney zuliebe. Irgendwas muss ich ja mit dem vielen Geld machen.«
    »Du könntest dir meinen Vortrag anhören«, fiel Charlotte ein. »Damit hätte ich zumindest einen Zuhörer sicher.«
    »Wenn es für dich okay ist«, meinte Hiroshi. »Das war tatsächlich der andere Grund, warum ich gekommen bin.«
    Nach dem Vortrag – der besser lief und mehr Leute anlockte, als sie befürchtet hatte, und im Anschluss sogar zu interessanten Diskussionen führte – blieb ihnen nur die Zeit für ein Glas Wein in der Cafeteria, weil Hiroshis Flugzeug noch am Abend ging.
    »Guter Vortrag«, sagte er. »Du solltest ein Buch über das Thema schreiben.«
    »Oje!«, meinte sie. »Jeder sagt das.«
    »Wundert mich nicht.«
    Ein Buch schreiben. Das sagte sich so leicht. Sie hatte mit ein paar Notizen begonnen, hatte ihre Aufsätze entsprechend umgearbeitet, da sich die Fachmagazine ja nicht dafür erwärmen ließen … Sie war sich noch unsicher. Vor allem wollte sie nicht denselben Fehler machen, den sie sich vielen Forscherkollegen vorzuwerfen gezwungen sah: voreilig Schlussfolgerungen zu ziehen, ohne wirklich sämtliche Alternativen bedacht zu haben. Sich vom Offensichtlichen verführen zu lassen. Diese Gefahr war ihres Erachtens viel größer, wenn man ein Buch schrieb, sich schwarz auf weiß für alle Zeiten festlegte. In einem Vortrag oder in einer Diskussion war das anders: Wenn man ein Gegenüber hatte, an dessen Reaktionen man erkannte, ob das, was man sagte, richtig verstanden wurde oder nicht, hatte man noch die Chance, es anders zu formulieren.
    Man hatte sogar die Chance, seine Auffassung zu ändern.
    Sie sah auf ihr Glas hinab, einen enttäuschenden Weißwein. »Dann hast du also die ganzen Jahre verfolgt, was ich gemacht habe«, stellte sie fest.
    »Hin und wieder«, behauptete er.
    »Und du? Was hast du gemacht?«
    »Ich wette, das errätst du leicht.«
    Sie musterte ihn. Ja, das war tatsächlich leicht. »Du arbeitest immer noch an deinem Projekt. Du gibst nie auf.«
    Er sah sich prüfend nach allen Seiten um, als befürchte er,belauscht zu werden, beugte sich dann vor und sagte in verschwörerischem Ton: »Ich bin dicht davor, es zu lösen. Ganz dicht. Es kann nur noch Jahrzehnte dauern.«
    »Jahrzehnte!«
    »Vielleicht auch Jahrhunderte.«
    Sie musste lachen. »Ist es so schlimm?«
    »Es ist, als sei man ein Esel und habe eine Rübe vor der Nase hängen.« Er hob die Hand, markierte mit Daumen und Zeigefinger einen Spalt von höchstens fünf Millimetern. »So dicht. Gerade außerhalb der Reichweite.« Er seufzte, ließ die Hand sinken. »Manchmal nervt es.«
    Sie nippte an ihrem Glas, setzte es wieder ab,

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