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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Labor gab, wusste Patricia Steel nicht. Der Zugang war getarnt und durch ein hochwertiges Zahlenschloss gesichert, und es gab im Labor kein einziges Fenster.
    Auch die Tage nach seiner Rückkehr aus Mexiko verbrachte Hiroshi Kato in seinem Sessel. Er blickte auf das Tal, das einst einen Musiker zu Liebesliedern inspiriert hatte, die die Menschen heute noch sangen, doch er brütete nicht wie sonst über Problemen der Nanotechnologie. Er grübelte über sich selber nach.
    Warum hatte er das gesagt? Warum hatte er Charlotte gegenüber so getan, als sei er mit jemandem zusammen?
    Sie war gerade nicht gebunden, das hatte er gewusst. Undsie hatte sich unverkennbar gefreut, ihn zu sehen. Sie hatte sich in seiner Gegenwart entspannt, das war deutlich zu spüren gewesen. Er dachte daran, wie sie durch die Ausstellung merkwürdiger Gegenstände geschlendert waren, um die Zeit bis zum Beginn ihres Vortrags zu überbrücken. Sie hatten sich erst mit allerlei »weißt du noch?« und anderem Small Talk unterhalten, weil Charlotte vor Anspannung zu nichts anderem imstande gewesen war, aber man hatte zusehen können, wie sie sich entspannte, wie sie selbstsicherer wurde, zuversichtlicher …
    Sie war gern mit ihm zusammen gewesen. Es wäre die Gelegenheit gewesen, mehr daraus werden zu lassen. Es wäre die Gelegenheit gewesen, ihnen beiden eine Chance zu geben.
    Stattdessen hatte er es vermasselt. Und das nicht durch Dummheit, sondern absichtlich. Warum?
    Fühlte er sich ihr immer noch nicht ebenbürtig? Unsinn. Inzwischen war er reicher, als es ihre Eltern je gewesen waren, und er hatte es aus eigener Kraft zu etwas gebracht. Zudem war niemand mehr da, der ihnen irgendetwas hätte verbieten können.
    Gut, vielleicht hätte es nicht geklappt. Beziehungen waren keine einfache Sache, und man konnte nun wirklich nicht behaupten, dass er sich auf diesem Gebiet schon bewährt hätte.
    Aber eine Chance – eine Chance wäre es gewesen …
    Er hatte es nicht gewollt. Das war der Grund. Er war so dicht dran, das Rätsel zu lösen, stand so dicht davor, seine Universalmaschine zu realisieren, dass er gerade keine Störung brauchen konnte. Und eine Liebesgeschichte, egal, wie sie verlaufen wäre, wäre eine Störung gewesen – und was für eine! Die Liebe war immer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, das sah er doch überall. Er hatte in dem Bestreben, alles zu geben, was er hatte, um seiner Bestimmung gerecht zu werden, in jahrelanger Konzentration all seine Kräfte auf einen Punkt, auf ein Ziel hin gebündelt: Selbst im besten Fall hätte eine Liebesgeschichte diese Kräfte unweigerlich zersplittert, seine Konzentration geschwächt, vielleicht den entscheidenden Durchbruch verhindert.
    Und das – das durfte er nicht riskieren. Noch nie war jemandso dicht davor gewesen, das Schicksal der Welt in eine grundlegend neue, bessere Richtung zu lenken, und noch nie hatte die Welt eine solche Änderung so nötig gehabt. In aller Bescheidenheit gesagt, das war die Wahrheit. Es war seine Pflicht gegen sich selbst, es nicht zu vermasseln. Und wenn Einsamkeit der Preis war, den er dafür zahlen musste, dann musste er das eben auf sich nehmen.
    Denn es stimmte nicht, was er über die Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gesagt hatte, die es noch dauern würde. Niemand konnte sagen, wie lange es noch dauern würde. Es musste ihm nur die richtige Idee kommen, dann konnte es schon morgen so weit sein.
    Gut möglich, dass es nur eines einzigen Traumes bedurfte.
    Abgesehen davon hatte ihn Charlotte auch schon oft zurückgewiesen. Es schadete nichts, wenn sie einmal erlebte, wie sich das anfühlte.
    »Du solltest wirklich noch mal darüber nachdenken, das, was du jetzt schon hast, endlich zum Patent anzumelden«, sagte Rasmussen.
    »Ich hab doch nichts. Nur ein paar Bilder auf einem Computerbildschirm.«
    »Du hast Replikationsalgorithmen, die funktionieren.« Rasmussen deutete in Richtung der Fensterfront. »Da draußen sind jede Menge kluger Leute dabei, dasselbe zu erfinden wie du. Die sich selbst replizierende Nanomaschine, das ist der Heilige Gral der Nanotechnologie. Hast du eine Vorstellung davon, wie viele Patente an jedem einzelnen Tag, den Gott werden lässt, eingereicht werden? Jede neue Theorie, jede winzige Verbesserung, alles wird sofort patentiert. Da ist ein Rennen um die Claims im Gang, ein Hauen und Stechen, von dem du dir kein Bild machst. Und falls jemandem der entscheidende Durchbruch gelingt, ehe du mit deinem Konzept im Patentbüro

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