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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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kein Wissenschaftler hat ihnen geglaubt. Bis man die Dinger vor ein paar Jahren auf Satellitenbildern tatsächlich entdeckt hat.« Nun stand auch in seinen Augen dieser Schatzsucherglanz.»Wenn das so wäre … wenn dort oben wirklich ein versunkenes Flugzeug im Gletscher steckt … das wäre der glaziologische Jackpot.«
    »Eine sensationelle Geschichte wäre es auf jeden Fall«, bekräftigte Leon.
    Adrian musterte die beiden immer noch zweifelnd. Dann nickte er Charlotte zu. »Lies weiter. Was steht da noch?«
    Charlotte senkte den Blick wieder auf das alte Logbuch, betrachtete die hastig auf das derbe Papier gekritzelten kyrillischen Buchstaben, versuchte sich zu konzentrieren. Es fiel ihr schwer. »Leutnant Jegorow hat immer noch hohes Fieber. Wir haben ihm erzählt, dass sein Flugzeug nicht mehr da ist. Er erzählt wilde Geschichten, dass ihn Spinnen angegriffen hätten, und ist der festen Überzeugung, dass diese Spinnen das Flugzeug davongetragen haben.«
    Fieber. Genau. Charlotte hatte auf einmal auch das Gefühl, Fieber zu haben.
    »Nächster Tag.« Sie überflog die Wetterdaten. »Relativ windstill, sonnig, minus elf Grad. Endlich Kontakt mit der Zentrale. Haben Anweisung bekommen, uns nach Spuren umzusehen, die Aufschluss über den Verbleib des Flugzeuges geben könnten. Pawel und ich steigen heute Nachmittag noch einmal hoch. Leider ist die letzte Rolle Fotomaterial verdorben. « Sie räusperte sich. »Querstrich. Dann geht es weiter: Schwer zu sagen, wo das Flugzeug gelandet sein könnte. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Düsenflugzeug auf der glatten Oberfläche des Eises eine sehr lange Landebahn benötigt, dann ist Leutnant Jegorow vielleicht sehr viel weiter nördlich zum Stehen gekommen, als er uns gesagt hat, und das Flugzeug ist in die Bucht gestürzt. Pawlow hat unseren Bericht gesendet. Nachricht, dass ein Schiff der Marine unterwegs ist, um den Leutnant abzuholen und den Fall zu untersuchen.«
    Sie blätterte um. »Nächster Tag. Es schneit, leichter Wind. Der Leutnant hustet stark. Pawlow meint, dass er eine Lungenentzündung hat. Unser Vorrat an Medikamenten lässt wenig Behandlungsmöglichkeiten zu. Hoffentlich kommt das Schiff bald. « Sieübersprang zwei Tage ohne große Einträge. »Hier. 20. Juni. Bewölkt, minus vierzehn Grad, leichter Schneefall. Die SOKOL liegt vor Anker. Dreißig Mann mit Booten angekommen. Haben den Leutnant abtransportiert, der Arzt wirkte besorgt. Man hat Pawel und mich getrennt voneinander befragt. Ein Hubschrauber hat Soldaten auf die Hochebene gebracht und alles abgesucht. Keine Spur von dem Flugzeug, auch im Meer nicht.« Die Schrift war noch hastiger, flüchtiger geworden, so, als hätte derjenige, der das Tagebuch geführt hatte, die Einträge heimlich gemacht. »21. Juni. Einer der Offiziere hat uns direkt gefragt, ob wir für die Imperialisten arbeiten würden. Uns so etwas zu unterstellen! Aber anders scheinen sie sich das Verschwinden der Tupolew nicht vorstellen zu können. Einer der Soldaten hat mir gesagt, dass gegen Leutnant Jegorow wegen Spionage ermittelt wird.«
    Angela schüttelte den Kopf. »Das versteh ich nicht. Wenn man das Flugzeug vom Weltraum aus per Radar orten kann, dann hätten sie es doch auch aufspüren müssen, oder?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, meinte Morley. Der Einwand schien ihn zu amüsieren. »Dazu hätten sie Radarinterferometrie benötigt, und die hat man erst in den Neunzigerjahren entwickelt.«
    Charlotte blätterte vor, wieder zurück, vergewisserte sich, dass keine Seiten herausgerissen worden waren. »Er hat ungefähr eine Woche lang kein Tagebuch geschrieben«, stellte sie fest. »Hier, am 29. Juni schreibt er: Wir haben die Insel wieder für uns. Beschwerden, weil wir die Wetterdaten mehrmals unpünktlich gemeldet haben. Kommt mir alles vor wie ein schlechter Traum. Wie kann ein Flugzeug einfach verschwinden?«
    Leon hielt es kaum mehr auf seinem Platz. »Aber wir wissen, wo es ist!« Er deutete auf die Mappe mit den Satellitenbildern, die Morley neben sich liegen hatte. »Zeig noch mal her. Wenn das wirklich das Flugzeug ist, liegt es bestimmt auch nicht so tief im Eis wie ein Meteorit. Dann könnte man es eventuell finden.«
    »Um was zu machen? Es auszugraben?«, fragte Adrian.
    »Es würde schon reichen, das Leitwerk freizulegen. Am besten mit dem roten Stern darauf.«
    Charlotte klappte das Buch zu. »Lasst uns doch einfach hingehen.« Sie hob den Kopf, sah aus dem Fenster, hinter dem es immer noch weiß und

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