Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
Hunter für sie im Sinn hat.« Morgeads Stimme war sachlich. »Yeah, Ungeziefer hat kein Recht, Nachtweltkräfte zu entwickeln. Richtig?«
    »Natürlich ist das richtig«, sagte Jez ohne jede Emotion. Ich werde jede Minute des Tages über dieses Mädchen wachen müssen, dachte sie. Er hat nicht das geringste Mitleid mit ihr - weiß die Göttin, was er ihr antun würde.
    »Jez.« Morgeads Stimme war sanft, beinahe angenehm, aber sie erregte Jez’ volle Aufmerksamkeit. »Warum hat Hunter dir nichts von dieser Prophezeiung erzählt? Der Rat hat sie letzte Woche ausgegraben.«
    Sie sah ihn an und verspürte ein inneres Schaudern. Kalter Argwohn lag in den Tiefen seiner grünen Augen. Wenn Morgead brüllte und wütend war, war er schon gefährlich genug, aber wenn er so still war wie jetzt, war er tödlich.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie energisch und warf das Problem zu ihm zurück. »Vielleicht weil ich bereits hier draußen in Kalifornien war. Aber warum rufst du ihn nicht an und fragst ihn selbst? Ich bin mir sicher, er würde liebend gern von dir hören.«
    Es folgte eine Pause. Dann warf Morgead ihr einen vernichtenden Blick zu und wandte sich ab.
    Ein guter Bluff ist unbezahlbar, dachte Jez.
    Jetzt konnte sie auch den nächsten Schritt wagen. Sie fragte: »Was bedeuten also die zwei wachenden Augen in der Prophezeiung?«
    Er verdrehte die Augen. »Woher soll ich das wissen? Knobel du das aus. Du warst doch immer die Kluge von uns beiden.«
    Trotz des triefenden Sarkasmus verspürte Jez einen Schauder anderer Art. Einen überraschenden Schauder. Er glaubte das tatsächlich. Morgead war selbst klug - er hatte das Flackern auf dem Fernsehschirm gesehen und begriffen, was es war, während anscheinend niemand sonst in der Bay Area das getan hatte -, aber er hielt sie trotzdem für die Klügere.
    »Nun, du scheinst selbst ziemlich gut zurechtzukommen«, meinte sie.
    Sie hatte ihn ruhig angesehen, um ihm keine Schwäche zu zeigen, und sie sah, wie sein Gesichtsausdruck sich veränderte. Seine grünen Augen wurden eine Spur sanfter, und das sarkastische Zucken um seine Lippen verschwand.
    »Nein, ich stolpere nur vor mich hin«, murmelte er und ließ seinen Blick schweifen. Dann schaute er wieder auf, und plötzlich waren sie in einem Moment gefangen, da sie einander nur schweigend ansahen. Keiner von ihnen wandte sich ab, und Jez’ Herz machte einen eigenartigen Satz.
    Der Moment dehnte sich in die Länge.
    Idiotin! Das ist doch lächerlich. Vor einer Minute hattest du noch Angst vor ihm - ganz zu schweigen davon, dass seine Einstellung zu Menschen dir Übelkeit verursacht. Du kannst nicht plötzlich auf solche Gefühle umschalten.
    Aber es hatte keinen Sinn. Selbst die Erkenntnis, dass sie in Lebensgefahr schwebte, half nicht. Jez fiel nichts ein, womit sie die Spannung hätte lösen können, und sie konnte den Blick nicht von Morgead abwenden.
    »Jez, hör mal ...«
    Er beugte sich vor und legte ihr eine Hand auf den Unterarm. Er schien nicht einmal zu wissen, dass er es tat Seine Miene war jetzt geistesabwesend, und sein Blick war auf sie geheftet.
    Seine Hand war warm. Ein Kribbeln verbreitete sich von der Stelle, wo er Jez’ Haut berührte.
    »Jez ... wegen vorhin ... ich wollte nicht...«
    Plötzlich schlug Jez’ Herz viel zu schnell. Ich muss etwas sagen, dachte sie und bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. Aber ihre Kehle war trocken, und ihr Verstand war leer. Das Einzige, was sie deutlich spüren konnte, war die Stelle, an der sie und Morgead einander berührten. Das Einzige, was sie deutlich sehen konnte, waren seine Augen. Katzenaugen wie Smaragde mit sich bewegenden grünen Lichtern darin ...
    »Jez«, sagte er ein drittes Mal.
    Und dann begriff Jez plötzlich, dass das silberne Band zwischen ihnen nicht zerrissen worden war. Es mochte sich zu einem dünnen Faden gedehnt haben, bis es kaum mehr zu sehen war, aber es war immer noch da , zog immer noch an ihr, versuchte, ihren Körper schwach und ihre Sicht trüb werden zu lassen. Versuchte, sie dazu zu bringen, sich Morgead zu nähern, noch während er sich ihr näherte.
    Und dann wurde mit einem Krachen die Wohnungstür aufgetreten.

Kapitel Elf
     
    »Hey, Morgead!«, rief jemand von draußen, noch während sich die Tür schubweise bewegte - sie klemmte alle paar Zentimeter, weil sie alt und verzogen war und nicht mehr in den Rahmen passte.
    Jez war beim ersten Geräusch herumgefahren. Die Verbindung zwischen ihr und Morgead war gestört,

Weitere Kostenlose Bücher