Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
Vom Netzwerk:
solltest jetzt nach Hause verschwinden.«
Scipio zuckte zusammen. Hilfe suchend sah er zu Prosper hinüber, aber der wich seinem Blick aus. Auch er hatte noch nicht vergessen, wie Scipio sich benommen hatte, als die anderen vor der Tür seines Elternhauses auf ihn gewartet hatten. Vielleicht erriet Scipio seine Gedanken, denn er wandte den Blick wieder ab. Er schien nicht zu wissen, bei wem sonst er sich Hilfe erhoffen konnte. Bo tat, als merkte er von dem schwelenden Streit nichts, und fütterte seine Katzen.
Wespe hielt den Kopf gesenkt, als wollte sie Scipio nicht ansehen. »Riccio hat Recht, Scip«, sagte sie und betrachtete mit gerunzelter Stirn ihre Fingernägel. »Du musst zurück. Wir können es uns nicht leisten, dass dein Vater die ganze Stadt auf den Kopf stellt, weil sein Sohn verschwunden ist. Was meinst du, wie schnell er auf sein altes Kino käme? Und dann würde bald die Hälfte der Polizei von Venedig hier vor der Tür stehen. Wir haben doch schon genug Ärger.« Scipios Gesicht versteinerte und Prosper sah, wie er den alten Scipio zurückholte, den trotzigen, hochmütigen Scipio, der sich zu wehren wusste gegen so viel Feindseligkeit. »Ach so«, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust, »Prosper und Bo werft ihr nicht raus, dabei verdankt ihr es ihnen, dass dieser Detektiv hier herumgeschnüffelt hat. Aber ich – ich darf nicht bleiben, obwohl ich euch das Versteck hier gezeigt habe, obwohl ich euch versorgt habe, mit Geld und warmen Kleidern! Sogar die Matratzen habe ich herangeschafft, mit Moscas löchrigem Boot, beinahe abgesoffen bin ich dabei. Ich hab die Decken besorgt und die Heizöfen, als es hier kalt wurde. Meint ihr, es war leicht, meinen Eltern all die Sachen zu stehlen?« »Na klar war es leicht.« Mosca musterte Scipio herablassend. »Wahrscheinlich haben sie das Dienstmädchen verdächtigt oder den Koch oder irgendwen sonst von euren tausend Dienern.« Darauf antwortete Scipio nicht. Er wurde scharlachrot. »Bingo«, sagte Riccio. »Volltreffer.«
»Sie haben jemand anderen verdächtigt?« Wespe blickte Scipio erschrocken an.
Scipio knöpfte sich die Jacke zu, bis zum Hals. »Mein Kindermädchen.«
»Und? Hast du sie denn wenigstens in Schutz genommen?«
»Na, wie denn?« Wütend erwiderte Scipio Wespes entgeisterten Blick. »Damit mein Vater mich in ein Internat schickt? Meint ihr, da ist es netter als im Waisenhaus? Ihr kennt meinen Vater nicht! Der würde mich wegen eines geklauten Manschettenknopfs zwingen, mit einem Schild um den Hals herumzulaufen, auf dem steht: Ich bin ein kleiner, dreckiger Dieb!« »Haben sie sie eingesperrt?« Nun hatte Bo doch mitgehört, obwohl er sich so viel Mühe gegeben hatte wegzuhören. »Richtig ins Gefängnis?«
»Wen?« Ungeduldig drehte Scipio sich zu ihm um, die Arme immer noch verschränkt, als könnten sie ihn schützen vor den vorwurfsvollen Blicken der anderen. »Das Mädchen.« Bo kaute auf seiner Unterlippe. »Ach was!« Scipio zuckte die Achseln. »Sie konnten ihr doch nichts beweisen. Sie ist fristlos entlassen worden, das ist alles. Wenn ich diese verflixte Zuckerzange nicht genommen hätte, dann hätten sie sowieso nichts gemerkt. Das meiste hab ich aus Zimmern gestohlen, die keiner benutzt, wo die Sachen bloß vor sich hinstauben. Aber als meine Mutter entdeckt hat, dass ihre wunderbare Zuckerzange fehlt, hat sie gemerkt, dass auch noch ein paar andere Sachen weg waren. Na ja. Jetzt hab ich eben kein Kindermädchen mehr.« Die anderen musterten Scipio, als kröchen ihm Schlangen aus den Haaren.
»Mann, Scip!«, murmelte Mosca.
»Ich hab das nur für euch getan!«, rief Scipio. »Habt ihr schon vergessen, wie ihr euch durchgeschlagen habt, bevor ich mich um euch gekümmert habe?« »Verschwinde!«, fuhr Riccio ihn an. Wütend gab er Scipio einen Stoß vor die Brust. »Wir kommen auch ohne dich klar. Wir wollen nichts mehr mit dir zu tun haben. Wir hätten dich gar nicht erst wieder hier reinlassen sollen.«
»Ihr hättet mich nicht wieder reinlassen sollen?« Scipio brüllte so laut, dass Bo sich die Ohren zuhielt. »Was bildest du dir ein? Das hier gehört alles meinem Vater!« »Ach ja, genau!«, schrie Riccio zurück. »Dann verpfeif uns doch bei ihm, du aufgeblasener Goldfisch!« Da ging Scipio auf ihn los. Die beiden verkrallten sich so wütend ineinander, dass Wespe und Prosper es nur mit Moscas Hilfe schafften, sie auseinander zu zerren. Als Bo sah, dass Riccio das Blut aus der Nase lief und Scipios Gesicht ganz

Weitere Kostenlose Bücher