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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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sich beherrschte. »Gut, Giaco, erst zum Boot und dann zur Fondamenta Bollani!«, sagte sie schnell.
Als sie in den Kanal fuhren, in dem Moscas Boot lag, begann es wieder zu schneien, ganz leicht nur, winzige Flocken wehten über das Wasser. Ida bekam eine Flocke ins Auge und musste blinzeln. »Nun ist mein Flügel weg«, sagte sie und blickte hinauf zu den Häusern am Kanalufer. »Wahrscheinlich werde ich die ganze Nacht die Wand über meinem Bett anstarren und mich fragen, ob er jetzt wirklich auf einem Löwenrücken steckt. Oder wer dieser geheimnisvolle Conte und die grauhaarige Frau waren.« Fröstelnd zog sie ihren Mantel enger um sich. »Im warmen Bett lässt sich darüber ja gefahrlos nachdenken.«
Moscas Boot schaukelte friedlich dort, wo sie es zurückgelassen hatten. Eine Katze hatte es sich unter der Ruderbank bequem gemacht und sprang erschrocken ans Kanalufer, als das Motorboot sich näherte.
»Buona notte!«, sagte Ida, bevor Prosper, Riccio und Mosca wieder in ihr eigenes Boot kletterten. »Kommt mich mal besuchen, aber wartet damit nicht, bis ihr erwachsen seid und ich euch nicht mehr erkenne. Und wenn ihr irgendwann mal Hilfe braucht – ich weiß, ihr seid jetzt reich, doch man weiß ja nie –, dann denkt an mich.« Die Jungen sahen sich verlegen an.
»Danke!«, murmelte Mosca und klemmte sich die Tasche des Conte unter den Arm. »Das ist wirklich nett. Wirklich…«
»Wir werden auch bestimmt nie wieder in die Casa Spavento einbrechen. Ganz bestimmt nicht«, fügte Riccio hinzu. Was ihm einen Ellenbogenstoß von Mosca einbrachte. Die beiden kletterten schon von Bord, als Prosper sich noch einmal zu Scipio umdrehte. Mit abgewandtem Gesicht saß der Herr der Diebe da und starrte zu den dunklen Häusern hoch. »Du kannst dir natürlich jederzeit deinen Anteil abholen, Scip«, sagte Prosper.
Einen Augenblick lang dachte er, Scipio würde nicht antworten. Aber dann wandte er sich doch um. »Mach ich«, sagte er und sah Prosper an. »Grüß Wespe und Bo von mir.« Dann drehte er ihm schnell wieder den Rücken zu.

»Brr, ist das kalt!«, flüsterte Riccio, als sie endlich vor dem Notausgang des Kinos standen. Er tastete nach der Schnur neben der Tür und hielt verblüfft inne. »He, seht mal, die Tür ist nicht verriegelt.« Vorsichtig stieß er sie mit dem Fuß auf. »Wahrscheinlich hatte Wespe Angst, dass sie nicht wach wird, wenn wir die Glocke läuten«, sagte Mosca.
Die anderen beiden nickten, aber unbehaglich fühlten sie sich trotzdem, als sie den dunklen Flur entlangschlichen. Drinnen im Saal war es so still, dass sie Bos Katzen in der Dunkelheit umherhuschen hörten. »Was ist das denn?«, flüsterte Mosca, als sie an den Sitzen vorbeischlichen. »Wespe hat vergessen, die Kerzen auszumachen. Wisst ihr noch, wie sie sich aufgeregt hat, als mir das mal passiert ist?«
»Bestimmt hat sie sich nicht getraut, noch mal aufzustehen, weil sie wusste, dass Bo ihr die Hölle heiß macht, wenn er wach wird«, wisperte Riccio.
Kichernd pirschte er sich an Wespes Matratze heran. Ganz links an der Wand lag sie, umgeben von den zerlesenen Bücherstapeln wie eine Burg von ihren Mauern. Riccio lugte vorsichtig über den Bücherwall – und drehte sich mit erschrockenem Gesicht um. »Hier sind sie nicht.«
»Was soll das heißen?« Prosper spürte, wie sein Herz wild zu klopfen begann. Er stolperte über Wespes Bücher zu der Matratze, die er sich mit Bo teilte: nichts als zerdrückte Kissen und Decken. Kein Bo. Auf Moscas und Riccios Matratze lag er auch nicht. »Die wollen Verstecken spielen mit uns!«, sagte Mosca. »He, Wespe, Bo!«, rief er. »Kommt raus, wir haben keine Lust, euch zu suchen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie kalt das da draußen war! Wir wollen nur noch unter unsere Decken.«
»Genau!«, rief Riccio. »Aber vorher dürft ihr euch noch die Berge von Geld ansehen, die wir mitgebracht haben. Na, ist das nichts?«
Es kam keine Antwort. Kein Kichern, kein Rascheln. Nicht mal die Katzen rührten sich. Prosper musste an die unverriegelte Tür denken. Er hatte das Gefühl, dass ihm jemand die Kehle zupresste. Plötzlich kniete Riccio sich auf Wespes Matratze. »Hier liegt ein Zettel. Das ist Wespes Schrift.« Prosper riss ihm das Stück Papier aus den Fingern. Besorgt beugte Mosca sich über seine Schulter. »Lies vor. Was steht drauf?«
»Es ist kaum zu entziffern! Sie muss es in großer Eile geschrieben haben.« Prosper schüttelte verzweifelt den Kopf. Die Schrift verschwamm ihm vor den

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