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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ein Teil der Dringlichkeit von ihr ab, und sie sagte verschlagen, ihre Hände auf meine Hüften drückend, damit ich mich nicht bewegte: »Hattest du viele schwarze Mädchen, während du im Norden warst?«
    »Nay, keine einzige.«
    »Ah, völlige Keuschheit, Andres!«
    »Ich wurde von dem, was ich sah, nicht verlockt.«
    »Schwöre es bei der Gottesmutter!«
    »Ich schwöre es bei Gott selbst. Ich bin in keine Frau eingedrungen.«
    »Du lügst«, sagte sie kühl und zufrieden, ihre Hüften nun auf eine langsame, ruhige, mich um den Verstand bringende Art und Weise auf- und niedersteigen lassend. »Du hattest ein Dutzend von ihnen, kleine ebenholzschwarze Mädchen mit süßen kleinen Brüsten, und du hast nicht einmal an mich gedacht. Ich kann noch ihren Geruch an dir riechen. Ich kann die Spuren ihrer kleinen Bisse an deinen Schultern sehen.«
    »Dann siehst du mit Hexenaugen, denn dort sind keine Spuren.«
    »Und was ist das?« fragte sie und berührte mich an einer Stelle, wo ich meinen Arm an Rankenfußkrebsen aufgescheuert hatte, als ich die Felsen der Untiefe hinaufgeklettert war, auf der unser Schiff zerschellt war.
    »Ich habe letzte Woche mit einem Coccodrillo gekämpft«, antwortete ich ihr, »und es hat mich ein- oder zweimal gebissen, bevor ich seinen Kiefer auseinanderreißen konnte.«
    »Ah«, sagte sie. »Ich bin all meiner Ängste enthoben. Besser, du umarmst ein Coccodrillo als ein Mädchen von Loango, was?« Und sie lachte, und ich lachte mit ihr, obwohl diese ihre vorgetäuschte Eifersucht mir unter ihrer äußerlichen Verspieltheit nur wie ein Vorwand erschien und dies mir Unbehagen bereitete. Doch nun bewegte sie ihren Körper in einem unbeständigen Rhythmus, immer schneller, und ich gab es auf, an etwas anderes zu denken als an die Vereinigung unseres Fleisches. Ich trieb mich tief in ihren Mittelpunkt, und die kleinen, zitternden Bewegungen der Ekstase setzten bei ihr ein, und ein neuer Geruch stieg von ihr auf, ein See-Geruch, moschusartig und mit scharfem Beigeschmack, als die Befreiung von ihrer Lust begann. Obwohl es schon viele Wochen her war, daß ich selbst solch eine Befreiung gekannt hatte, hielt ich mich im Zaum und wartete ab bis zum höchsten Augenblick ihres Aufstiegs und gab mich dann, jede Beherrschung vergessend und das tiefe, seltsam tierhafte Knurren ihrer Wonne überschreiend, der Vervollkommnung unseres Liebesaktes hin, die mich wie mit der Macht eines Hammerschlages durchfuhr. Und ich fiel ihr keuchend, schwitzend und albern lachend entgegen, und wir hielten einander fest und rollten von Seite zu Seite, schlugen einander leicht und küßten und zwickten uns.
    Die Welt schien nun ruhig und voll auf ihrem Kurs. Denn ich glaube, wenn sich ein Mann und eine Frau lieben und durch die Erfüllung dieser Liebe im Fleische zusammenkommen, dann verlassen sie die Welt der Windstöße und treten in ein neues und stilles Reich der Ruhe, das beinahe einer höheren Daseinsebene zugehörig sein könnte. Könnten wir doch nur auf ewig dort verbleiben wie die Engel in ihrer kristallenen Bleibe! Doch ich nehme an, wenn wir immer über den Wolken weilten, würden wir niemals die Freude des Aufstiegs kennenlernen.
    Nach einer Weile lösten wir unsere Körper voneinander, und Teresa erhob sich aus dem Bett und trat nackt aus dem Haus, um sich im Regen zu waschen. Sie kehrte sauber und strahlend zurück und sagte: »Ich muß jetzt gehen. Wenn Don João noch nach mir schickt, muß ich in meinem Bett sein.«
    »Diese Beratung, von der du gesprochen hast…«
    »Sie dreht sich um die Jesuiten«, sagte sie. »Du hast heute nachmittag die Verkündung gehört?«
    »Sehr wenig davon. Don João hat mir gesagt, es gäbe einen Zwist zwischen dem Gouverneur und den Jesuiten.«
    »Fürwahr. D’Almeida hat verfügt, daß jeder Jesuit, der sich mit einem Soba trifft, sterben muß.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Das ist aber nicht alles. Als das Dekret verlesen und an die Tür der Residenz des Priesters genagelt wurde, hat der Jesuitenpräfekt Affonso Gomes es abgerissen und verbrannt. Und er schickte Nachricht, daß er den Gouverneur exkommunizieren würde, sollte er daran festhalten.« Sie runzelte die Stirn und sagte: »Tut das weh, exkommuniziert zu werden?«
    »Das bedeutet nur, daß man die Sakramente der Kirche entzogen bekommt.«
    »Ja, das weiß ich. Es ist verboten, die Messe zu besuchen, und keine Beichte, keine Absolution, keine der Riten der Taufe oder Ehe oder des Todes. Doch ist das alles? Ich

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