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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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undeutlich und seltsam klang: »Es gibt hier viel Ärger zwischen Don Francisco und den Jesuiten, und es wird noch schlimmer werden. Ich sage dir, der Mann ist dumm. Er weiß nicht, wie man mit diesen Priestern umgehen muß, und bald wird es einen offenen Krieg zwischen ihm und ihnen geben.«
    »Werden die Priester dann zu den Waffen greifen?«
    »Nein, ich meine keinen wirklichen Krieg. Doch irgendeine Art von Zwist ist gewiß, und er wird unser Leben in Unordnung bringen. Weißt du, die Jesuiten kamen in den Tagen von Paulo Dias nach Angola, und sie hatten immer eine Hand in den Regierungsgeschäften. Dias war stark und klug, und er behielt die Macht über sie, indem er sie in allen Staatsangelegenheiten um Rat fragte und sie glauben machte, daß er sie als seine Berater hoch schätzte.
     
    Als Serrão Gouverneur war, und Pereira nach ihm, hatten sie eine so große Tonne voller anderer Probleme, daß sie den Jesuiten keine Beachtung mehr schenkten, woraufhin sich die Priester neue, eigene Macht verschafften. Dias hat d’Almeida zu zügeln versucht, doch genau auf die falsche Art, wie alles was er anfaßt. Er bedrohte die Jesuiten, wo er sie eigentlich umschmeicheln müßte.«
    »Auf welche Art«, fragte ich, »suchen die Priester Macht?«
    »Nun, indem sie behaupten, die Schwarzen seien ihre geistliche Herde und sie müßten ihre Hirten sein. Sie machen schon Anstalten, sich als die einzigen Vermittler zwischen dem Gouverneur und den eingeborenen Häuptlingen zu etablieren, so daß die Häuptlinge in kurzer Zeit den Wünschen der Jesuiten und nicht denen des Gouverneurs nachkommen werden.«
    »Doch das würde heißen, daß die Jesuiten dieses Land beherrschten!«
    »Genau das meine ich auch, Andres. Sie würden dem Gouverneur die Macht delegieren, Krieg zu machen und unsere Grenzen zu verteidigen, und alles andere für sich selbst behalten. Und schon bald würden wir hier überhaupt keine weltliche Macht mehr brauchen, da sich die heiligen Väter in alle Geschicke des Landes eingenistet hätten. Nun, und d’Almeida gefällt das nicht, und dafür habe ich ihm applaudiert. Doch nun beabsichtigt er, den Jesuiten zu verbieten, sich überhaupt noch mit den Häuptlingen zu treffen. So darf man es nicht anfassen. Man muß ihnen allmählich die Macht nehmen, so langsam, daß sie selbst nicht begreifen, was mit ihnen geschieht.«
    »Ist es denn möglich, einen Jesuiten zu täuschen?« fragte ich. »In England sagt man, es gäbe keinen gerisseneren oder kunstfertigeren Menschen als ein Mitglied dieser durchtriebenen Bruderschaft.«
    »Ja. Sie sind teuflisch, Andres. Sie sind die wahrhaftigen Jaqqas der Kirche. Doch man kann sie beherrschen. Paulo Dias wußte, wie man dies anstellt. Ich weiß es auch.«
    »Und wie liegen die Dinge nun?«
    »Wir hatten ein Ratstreffen. D’Almeida erklärte, die Jesuiten hätten ihren geistlichen Einfluß höchst verschlagen dazu benutzt, die befreundeten Häuptlinge zu veranlassen, den staatlichen Mächten den Gehorsam zu versagen, und verlangte nach Befugnissen, dem entgegenzutreten. Die ihm auch gewährt wurden, durch die Stimmen seines Bruders, seiner Vetter und anderer solcher Führer. Ich habe dagegen gestimmt. Nun wird er heute verkünden, jeder Jesuit, der beobachtet wird, wie er das Lager eines Häuptlings betritt oder mit ihm beratschlagt, sei zu hängen.«
    »Was, einen Priester hängen?« rief ich.
    »Dazu wird es nicht kommen. Die Priester sind zu stark für ihn. Sie werden ihn brechen, Andres. Was nicht schlecht wäre, sieht man einmal davon ab, daß wir in diesem Land von Feinden umgeben sind und seit dem Tod Dias’ Jahre verschwendet haben, in denen wir keinen Vorteil für uns erringen konnten. Wir brauchen hier eine gute Führung und kein derartiges memmenhaftes Gewäsch.«
    »Aye«, sagte ich, und ich wußte, welchen Führer er im Sinn hatte.
    »Doch wenn d’Almeida fällt, wird es Monate oder gar Jahre neuer Unruhen geben, bevor die Ordnung wiederhergestellt ist. Dies können wir uns schlecht leisten. Laß mich dir erklären, Andres, wie wir uns verhalten müssen, wenn wir hier unsere Absichten verwirklichen wollen.«
    Und so schweifte er in großem Ausmaß ab. Doch ich hatte das Interesse an den Einzelheiten all dieser Intrigen verloren. In dem Augenblick, da er davon sprach, es seien Jahre verschwendet worden, wurde ich äußerst heftig und scharf darauf gebracht, über die Jahre nachzudenken, die ich hier als Gefangener verschwendet hatte, und ich verfiel ins Brüten

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