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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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habe von dieser Exkommunikation gehört, doch ich habe nie gesehen, wie sie bewerkstelligt wird. Wird sie mit Peitschenschlägen vollzogen?«
    »Sie wird allein mit Worten vollzogen«, sagte ich.
    »Ah«, sagte sie, und augenscheinlich war sie ein wenig enttäuscht. »Dann liegt keine Gefahr darin?«
    »Es liegt Gefahr darin«, sagte ich. »Es ist nicht nur, daß man dem ganzen Brimborium der Frömmigkeit entzogen wird, das dem katholischen Glauben anhaftet. Denn die gesamte Christenheit muß den Exkommunizierten verachten, sich abwenden und ihm keine Hilfe gewähren, selbst wenn er blutend und geschunden in einer Gosse liegt. Wußtest du das nicht?«
    »Man hat mich diese Dinge gelehrt, doch damals war ich noch ein Mädchen. Wir haben hier noch keine Exkommunikation gehabt, Andres. Nun ja, selbst wenn es keine Peitschenschläge gibt, klingt die Sache doch sehr ernst!«
    »Das nehme ich auch an. Doch viel hängt davon ab, welche Macht der Exkommunizierte hat. Als unser König Heinrich die Autorität des Papstes verleugnete, als er sich von seiner ersten Frau Katharina trennen wollte, wurde der König in der Tat exkommuniziert, doch wir in England schenkten dem keine Beachtung. Und ein anderer Papst hat unsere gute Elisabeth exkommuniziert, als ich ein Junge war, weil sie ein Gebetbuch duldete und uns protestantische Bischöfe gab. Doch erneut war dies wie ein bloßer Windstoß für uns und hatte weder Bedeutung noch Gehalt.«
    Dies verwirrte Doña Teresa, die schließlich Katholikin war, falls sie überhaupt Christin war, und die nichts von unserem ketzerischen Glauben wußte, bis auf die Tatsache, daß wir für den Papst Verachtung empfanden. Ich nehme an, man konnte sie nicht rechtens eine Heidin nennen, denn sie war in ihrer Religion unterwiesen worden und hatte die Sakramente empfangen und so weiter, und doch wußte ich von ihrem Glauben an Idole und Hexerei, daß ihr der Glaube nur bis kurz unter die Haut reichte, wie es bei all diesem bekehrten Volk der tropischen Länder der Fall ist. Sie wußte, wer die Jungfrau Maria und wer der Erlöser war und andere wichtige Dinge des Glaubensbekenntnisses, doch ich nehme an, daß die schönen Aussagen der Lehre ihr verschwommen und bewölkt vorkamen und keine wirkliche Bedeutung für sie hatten, wenn ihr Vater und Mutter nicht gesagt hatten, Gott in Ehren zu halten. Vielleicht tue ich ihr Unrecht: Vielleicht hatten die Priester des Kongo eine echte und tiefe Katholikin aus ihr gemacht. Ich weiß es nicht.
    Konnte sie diesen Glauben und den heidnischen ihrer schwarzen Großmütter mit der gleichen Kraft halten? Ich glaube, sie war dazu imstande: Nay, ich weiß es! Ich glaube, sie hatte genausoviel Zweifel an meinem Glauben wie ich an dem ihren und gestand mir nur ein, Christin zu sein, weil sie nicht wußte, was ich sonst von ihr halten würde. Denn ich schien auf eine rechtschaffene christliche Weise an Gott und Seinen Sohn zu glauben, obwohl der Papst, der ihr großer Mokisso war, nur ein Windstoß für mich zu sein schien.
    »Es heißt«, sagte sie an meiner Tür, »daß es zwischen dir und Gaspar Caldeira de Rodrigues einen Streit gibt.«
    »Diesen Anschein hat es.«
    »Und ist es wahr, daß du seinen jüngeren Bruder erschlagen hast?«
    »Ich habe seinen Tod verursacht, das gestehe ich ein.« Und ich erzählte ihr, wie es sich zugetragen hat. »Doch ich lasse mir deshalb keine Schuld zuweisen. Kennst du diesen Gaspar?«
    »Ein wenig«, sagte sie.
    »Ist er so feige wie sein toter Bruder?«
    »Davon weiß ich nichts. Er ist ein kluger Mann und ehrgeizig. Nimm dich in acht, bis diese Sache erledigt ist, denn ich glaube, er will dir Schaden zufügen.«
    »Dann bete für mein Wohlergehen, als wäre ich auf See in Gefahr.«
    Ihre Augen funkelten. »Ich werde mehr tun als beten. Ich werde gegen seine Boshaftigkeit all die unsichtbaren Mächte einsetzen, die mir zur Verfügung stehen.«
    »Ah, dann gestehst du ein, Hexerei zu betreiben!«
    Sie drückte mir einen Finger auf die Lippen. »Kein Wort darüber! Doch ich werde auf dich achtgeben!« Dann liebkoste sie mit ihrer unzüchtigen Hand überaus schamlos meine Männlichkeit, so daß ich sie am liebsten auf das Bett zurückgezogen hätte, doch dies wollte sie nicht zulassen. »Bis zum nächsten Mal, mein Liebster!« Und sie war fort.
    Ich dachte eine Weile an diese schwierigen Angelegenheiten, an die Untersuchung, an Don Joãos Zwist mit dem neuen Gouverneur und an die Jesuiten. Doch dann fiel alles von meinem Verstand ab,

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