Herr der Finsternis
in einem Gewand, das selbst für einen Kaiser zu pompös und sogar für Prester John zu protzig zu sein schien, mit Ellen goldener Borten und einem funkelnden Helm, der mit Reihen kostbarer Steine besetzt war. An diesem Morgen stolzierte er herum, zeigte die größte Lebhaftigkeit, als er seine Truppen inspizierte, ihre Waffen begutachtete und ermutigende Worte sprach. Es schien auch ein Disput mit seinen Ratgebern im Gange zu sein, denn von Zeit zu Zeit kamen Männer zu ihm, und es fielen wütende Worte zwischen ihnen.
Doña Teresa erschien. Sie begrüßte mich mit hoher Förmlichkeit und ich sie genauso, und keiner von uns beiden zeigte irgendeine Spur einer Vertrautheit. Und sie sagte: »Sie werden die Exkommunizierung heute durchführen. Die Jesuiten werden am Mittag herauskommen.«
»Und glaubt Ihr, daß Don Francisco ihnen trotzen wird?«
»Würdest du ihnen trotzen? Der Macht Gottes trotzen? Aye, ich glaube, du würdest es, denn du bist ja ein Ketzer.«
»Nay, ich würde Gott nicht trotzen. Doch welchen Beweis habe ich, daß diese Jesuiten göttliche Autorität innehaben, bis auf den, daß sie dies von sich behaupten?«
»Nun, sie sind gesalbte Priester!« rief sie.
»Sie sind nur Menschen. Wenn sie ihre angemessene Provinz der heiligen Angelegenheiten verlassen, um sich in Staatsaffären einzumischen, müssen sie diese Umhänge der Heiligkeit ablegen, die zu tragen sie behaupten. Wenn ich Don Francisco wäre und hier herrschen wollte, würde ich nicht dulden, daß die Jesuiten meine Autorität untergraben!«
»Nun werden sie ihn jedoch mit dem Fluch Gottes belegen, und alles wird für ihn verloren sein.«
»Glaubt Ihr, König Heinrich von England hätte den Fluch Gottes gefürchtet, als er bei einem ähnlichen Kampf den römischen Glauben aus unserem Land vertrieb? Oder seine Tochter Elisabeth, als sie das gleiche tat?«
»Sie waren sehr unbesonnen. Außer, sie waren so aus Gründen der Staatsführung.«
»Fürwahr!« sagte ich. »Sie waren weise Herrscher und wußten, was nötig war, um ihr Volk gegen fremde Tyrannen zu schützen. Und der Disput war nicht wirklich eine Frage der Formalitäten und Verehrung, die geistliche Dinge betraf, sondern eine weltliche Sache.«
»Wieso? Erkläre es mir.«
»Als Heinrich König war, schmiedete der Papst mit dem Heiligen Reich ein Komplott gegen uns, um unserem Handel zu schaden. Dies verhinderte Heinrich, indem er sich protestantische Verbündete schuf und unser Land von Spionen und Verrätern säuberte. Und zu meiner Zeit wurden wir heftig von Spanien bedroht, und König Philip suchte über uns zu herrschen und unser England zu Fall zu bringen, wie er sein Spanien und jetzt auch Portugal ausgeplündert hat. Unser Land war voller Verschwörer in Priesterroben, die planten, unsere Königin zu töten und ihm das Land zu übergeben. Frau, glaubt Ihr, diese Streitigkeiten, die wir mit den Papisten haben, gingen wirklich über die Frömmigkeiten des Gebetesprechens? Daß es uns so wichtig ist, ob wir unsere Gottesdienste in englischer oder lateinischer Sprache abhalten? Es ist Politik, Doña Teresa, es ist Politik.«
Sie nickte. »Allmählich verstehe ich.«
»Und genauso ist es hier. Don Francisco muß kämpfen, will er Gouverneur bleiben. Wenn er nicht verhindert, daß die Priester ihn denunzieren, wird seine Herrschaft hier gebrochen sein.«
»Don João vermutet, daß genau dies eintrifft. Die Macht Gottes ist zu groß für Don Francisco.«
»Und ist die Macht eines Musketenschusses nicht zu groß für den Jesuitenvorsteher?« fragte ich.
»Don Francisco wird nicht versuchen, den Priestern Schaden zuzufügen«, sagte Doña Teresa ruhig. »Sie sind Gottes Boten, und Gott würde ihn vernichten, sollte er die Hand gegen sie heben, und das weiß er. Politik ist nicht alles. Es gibt einen falschen und einen wahren Glauben, und wenn der wahre Glauben spricht, würde nur ein Narr Trotz bieten. Das glaube ich, Andres.« Sie lächelte, verabschiedete sich von mir und ging über den Platz zu ihrem Haus.
Ich zuckte nur die Achseln. Ich hatte schon zuvor Menschen gehört, die dem wahren Glauben anhingen, und wußte es besser, als mich mit ihnen zu streiten. Sie werden keine Einwände gelten lassen; ihre Meinung ist unverrückbar. Wenn die Anzahl unserer Atemzüge bei der Geburt festgelegt wird, ist es Irrsinn, auch nur zwei dieser kostbaren Atemzüge bei einem solchen Gespräch zu verschwenden.
Als ich jedoch allein am Rand des Platzes stand, erschien es mir, daß
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