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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht zum Kentern bringen zu lassen. Werden wir heute abend miteinander speisen, wie Ihr es erwähnt habt, Senhor Barbosa?«
    »Ich bitte dich, guter Andrew, gewähre mir noch einen Abend«, sagte Barbosa mit großer Freundlichkeit. »Heute abend muß ich mich wieder mit Don Jeronymo beraten. Ist mir dieses Versäumnis verziehen?«
    »Fürwahr, das ist es«, erwiderte ich. »Laßt uns an einem anderen Abend zusammenkommen, wenn diese dringenden Angelegenheiten Euch weniger in Anspruch nehmen.«
6
    Innerhalb von ein paar Tagen war in der Stadt São Paulo de Luanda die Ruhe wiederhergestellt. Don Jeronymo machte seinen Frieden mit den Jesuiten; die Exkommunikation Don Franciscos wurde aufgehoben, und dieser unglückliche Fidalgo bestieg das Schiff nach Brasilien, froh, schätze ich, Angola verlassen zu können. João de Velloria wurde aus dem Gefängnis entlassen und wieder in den Rang eines Hauptmanns eingesetzt, den er vorher innegehabt hatte. Auch Don João de Mendoça wurde aller Freiheitsbeschränkungen enthoben, obwohl er es vorzog, in seiner Abgeschiedenheit zu verbleiben. Und auch ich wurde von meinem Hausarrest befreit. Ein Stellvertreter Don Jeronymos überbrachte mir eine Nachricht des Gouverneurs, die besagte, daß ich mich auf eine Reise nach São Tomé vorbereiten solle und in Bälde genauere Anweisungen von Don Jeronymo erhalten würde.
    Nun stand noch die Sache der Untersuchung an. Doch dieser Prozeß, den ich so sehr gefürchtet hatte, erwies sich am Ende als hohle Formalität. In der Stadt hatten sich so große Ereignisse abgespielt, daß das Erschlagen eines aufsässigen Seemanns, selbst wenn er der Sohn eines Herzogs gewesen war, keine Rolle mehr spielte; jeder bis auf den gekränkten Don Gaspar hatte die Tat vergessen. Und obwohl sich nicht mehr Don Joãos Hand wie ein Schild über mich hob, bedurfte der neue Gouverneur Don Jeronymo dennoch meiner Dienste, und so konnte ich solch einer Rachsucht nicht anheimfallen.
    So wurde ein Gericht unter dem Vorsitz eines Gerichtsbeamten der Fraktion Don Jeronymos, Don Pantaleão de Mendes, zusammengerufen, eines Mannes mit faltigem, verdrossenem Gesicht. Die Sache war in einer Stunde erledigt. Don Gaspar erhob sich und klagte mich an, seinen Bruder erschlagen zu haben; er behauptete, mich hätte nach gewissen wertvollen Gütern seines Bruders verlangt, und erinnerte Don Pantaleão an die hohe Abstammung des Toten.
    Ich sagte meinen Teil.
    Dann erhoben sich Pinto Cabral, Pedro Faleiro und Mendes Oliveira, die auf dieser Reise meine Gefährten gewesen waren, und sagten, wie es gewesen war: daß der verstorbene Caldeira de Rodrigues mit Gewalt versucht habe, sich Zutritt zum Langboot zu verschaffen, und durch meine Schnelligkeit und Kühnheit davon abgehalten worden sei, worauf sie alle einen ernsten Eid schworen. Und das war alles.
    »Ein Unfall mit tödlichem Ausgang«, entschied Don Pantaleão, schlug dem Kläger die Kosten des Prozesses zu, und der Fall war abgeschlossen. Doch als wir den Raum verließen, ergriff Don Gaspar meinen Ärmel, zischte und runzelte die Stirn und schwor mir Rache.
    »Ich bin noch nicht fertig mit dir«, sagte er.
    »Ich bitte Euch«, sagte ich, »bratet einen anderen Fisch und laßt mich in Ruhe.«
    Nachdem der Umsturz sein Ende gefunden hatte, speiste ich mit Senhor Barbosa. Während seines Aufenthaltes in São Paulo de Luanda hatte man ihm ein großes Haus zur Verfügung gestellt, und wir wurden von einer Vielzahl von Sklaven bedient, von denen einige gute Livree trugen, da Barbosa ein Mann war, der sich an schöner Kleidung erfreute. Wir aßen üppig an vielen Fleischsorten, darunter auch Rebhuhn und Fasan und der wilde Eber, der hier Mqalo genannt wird, und kleine Austern von großer Saftigkeit und seltsame Früchte des Landes wie Mandonyn, Beyonas und Ozeghes. All dies war überaus wohlschmeckend auf europäische Art gekocht, mit feinen Saucen, und wurde von einer Vielzahl ausgezeichneter Weine von Portugal und den Kanaren begleitet. Ich stopfte mich schamlos voll wie jemand, der lange in Wüstenländern verweilt hatte, obwohl sich Senhor Barbosa damit begnügte, hier und da ein wenig zu probieren, immer nur die bescheidensten Bissen.
    Bei diesem großen Fest vernahm ich von ihm, was in der Welt vorgegangen war: etwa, daß Drake noch immer die Schiffe König Philips aufbrachte. »Er fiel in den Hafen von Coruña in Spanien ein und zerstörte eine neue Armada, die wir dort bauten«, sagte Barbosa. » Daraufhin ergriff er Don

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