Herr der Finsternis
sich rief. Mittlerweile war ein Schiff aus Portugal eingetroffen, das Briefe und Pakete und Weinfässer und andere angenehme Dinge brachte und auch einige Priester und ein paar Soldaten und einen Vorrat an Musketen und Munition. Wenn seine Fracht aus Elfenbein und Häuten und Kupfer und so weiter an Bord geladen war, würde es nach Lissabon zurückkehren, und Don João de Mendoça würde mit ihm segeln.
Und auch noch eine andere Person, deren Aufbruch mir große Trauer bereitete.
Diese andere Reisende war Doña Teresa da Costa. Ich hatte nicht angenommen, daß sie Don João begleiten würde, da es ihm unziemlich erscheinen müßte, mit einer Frau gemischten Blutes als Geliebter in Portugal zu erscheinen. Doch Don João dachte anders darüber.
Dies erfuhr ich von Doña Teresa selbst. Ihre Besuche in meiner Hütte waren während dieser Tage der unsicheren Politik in der Stadt, wo überall die Spione des Gouverneurs lauerten, immer seltener geworden, und immer mehr Zeit lag zwischen ihnen. Doch am Vortag des Aufbruchs des portugiesischen Schiffs kam sie kurz nach dem Mittag zu mir, und als wir uns bereitmachten, den Beischlaf auszuüben, sagte sie mit einem seltsamen und boshaften Gesichtsausdruck: »Laß uns heute unser Vergnügen langsam und geschickt haben, Andres, denn ich glaube, es wird viel Zeit vergehen, bis wir uns wieder umarmen.«
»Und warum das?«
Ihre Lippen zitterten, und ihre Augen funkelten, und sie bekam die Worte kaum über die Lippen, bis sie schließlich wild hinausplatzte: »Ich werde nach Portugal fahren! Ich reise mit Don João!«
Diese Nachricht ließ mich erschlaffen, und ich konnte mein Elend nicht verbergen. Ich rollte mich von ihr und starrte sie an.
»Was, du wirst Angola verlassen?«
»Es war schon immer mein Traum, Europa zu sehen. Ich habe überaus kläglich gebeten, und Don João hat es gewährt. Ich werde wahre Städte sehen und große Kathedralen und die hohen Fidalgos des Hofes in ihren schönen Roben.«
Bei diesen Aussichten glühte sie förmlich. »Vielleicht werden wir Rom besuchen oder Paris! Bist du jemals in diesen Städten gewesen? Liegen sie weit von Portugal entfernt? Nun, Andres, warum betrachtest du mich in dieser meiner großen Freude so niedergeschlagen?«
»Weil ich dich nie wiedersehen werde!«
»Ich werde zurückkommen! Sechs Monate, sieben – die Zeit wird wie ein Augenblick verstreichen!«
»Nicht für mich«, sagte ich. »Ich würde nicht einmal gern sechs Tage ohne dich verbringen. Und ich glaube, du wirst niemals zurückkehren.«
»Das ist nicht wahr.«
Ich schüttelte den Kopf. »Don João hat hier seine Macht verloren, doch er ist ein so großer Mann, daß Don Jeronymo ihn hier nicht dulden kann. Du hast es nicht begriffen, doch diese Reise hat den Zweck, Don João auf immer aus Angola zu verbannen. Er wird niemals die Erlaubnis zur Rückkehr erhalten. Und wenn du mit ihm gehst, wirst du dein gesamtes Leben im Exil verbringen müssen.«
»Nichts von dem, was du sagst, ist wahr«, sagte Doña Teresa kühl.
»Sie haben dir die Wahrheit vorenthalten. Und was wird in Portugal aus dir werden? Du wirst eine Wunderlichkeit sein, ein Neuntagewunder, und dann wird man dich vergessen. Und der erste Winter wird dich töten, denn du bist nicht einmal die milden Winter Portugals gewöhnt. Ich bitte dich, gehe nicht, Teresa!«
»Du kennst unsere Absichten nicht«, sagte sie voller Selbstvertrauen und Zuversicht.
»Und die wären?«
»Glaubst du, wir wüßten nicht, warum Don Jeronymo wünscht, daß Don João diese Reise nach Portugal unternimmt? Nämlich nicht, um ihm Verstärkung für die Heere hier zu verschaffen, sondern nur, um ihn loszuwerden; ja, das wissen wir. Doch siehst du nicht, welchen großen Wert es für Don João hat, in Portugal zu sein, und wie er diese Reise zu seinen eigenen Zwecken nutzen kann?«
»Das sehe ich nicht«, sagte ich.
»Nun Don Jeronymo hat keine königliche Ernennung als Gouverneur, sondern wurde lediglich vom Rat als Nachfolger seines Bruders gewählt, nach der Torheit Don Franciscos, die seiner Herrschaft ein Ende gesetzt hat. Wenn wir in Lissabon sind, wird sich Don João an gewisse mächtige Verbündete wenden, die er dort hat, und die königliche Vollmacht erhalten, hier die Macht auszuüben, und wenn wir zurückkehren, wird er endlich Gouverneur sein. Und dann wird es Don Jeronymo sein, der stürzt.«
Daran hatte ich nicht gedacht.
»Das ist ein ausgezeichneter Plan, Teresa.«
»Das denken wir auch. Wer dem
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