Herr der Finsternis
bedachte mich nur mit einem giftigen Blick, trat ein paar Schritte zurück und versuchte, seine in Unordnung geratene Kleidung zurechtzurücken. Und schließlich sagte er, wobei er meinem Blick auswich: »Das obliegt nicht meiner Entscheidung. Warte hier, und ich werde mich nach ihrem Preis erkundigen.«
Er humpelte davon. Das Mädchen zitterte völlig erstaunt und verängstigt neben mir. Wir standen eine lange Zeit dort und sagten nichts. Innerhalb des Corrals winkten uns Arme verzweifelt zu, und Stimmen erhoben sich in einem halben Dutzend afrikanischer Zungen; denn andere in dem Pferch glaubten wohl, daß ich sie aus ihrer Gefangenschaft holte, und baten mich, das gleiche für sie zu tun.
Während dieser Zeit kamen drei Mann aus meiner Besatzung vorbei, Oliveira, Cabral und ein dritter, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere; und als sie sahen, wie ich mit einem nackten Möhrenmädchen dort stand, kamen sie mit einem lüsternen, gierigen Ausdruck auf den Gesichtern auf uns zu.
»Ein süßes Stück!« rief dieser dritte. »Laßt sie uns ausborgen, und wir nehmen sie heute abend mit in unser Lager!« Er legte die Hände auf sie, streichelte die Rundungen ihrer Hinterbacken und drückte ihre Brust.
Auf der Stelle faßte ich ihn an der Schulter, wirbelte ihn herum und versetzte ihm mit dem Handrücken einen Schlag auf die Wange, daß er vier oder fünf Schritte rückwärts taumelte, und als er mit dem Taumeln und Wanken fertig war, fuhr er zu mir herum, mich zugleich überrascht und zornig ansehend, und seine Hand lag auf dem Schwertknauf, bereit, die Waffe zu ziehen.
»Gemach«, sagte ich. »Ich will diese Sklavin kaufen und möchte nicht, daß ihr sie anrührt.«
»Ich wußte nicht, daß sie dir gehört«, murmelte er.
»Du weißt es jetzt.«
Er nickte überaus verdrossen, noch immer zornig dreinschauend; er nahm jedoch die Hand vom Schwertknauf. Er rieb sich die Wange, doch es war ersichtlich, daß er keinen Streit mit mir wollte, da sich auf dem Schiff herumgesprochen hatte, wie ich mit Oliveira umgesprungen war, und sie wußten, daß ich gefährlich stark und vielleicht ein wenig verrückt war.
»Willst du dieses Mädchen wirklich kaufen, Piloto?« fragte Oliveira.
»Sie ist eine Christin, spricht Portugiesisch und geriet ohne Verschulden in Gefangenschaft. Ich möchte nicht, daß sie das Schicksal dieser Wilden erleidet. Sie wird mit mir nach São Paulo de Luanda kommen und für meine häuslichen Belange sorgen, und wehe dem Seemann, der meinen Besitz so wollüstig berührt.«
»Achte darauf, daß diese Sklavenhäscher dich nicht betrügen«, sagte Oliveira.
»Ich bitte dich, sage mir, was ein angemessener Preis wäre.«
Er beriet sich einen Augenblick mit Cabral und dem anderen und sagte schließlich zu mir: »Höchstens zehntausend Reis.«
Zehntausend von irgend etwas wären eine zu große Belastung meiner Börse gewesen, da ich in Wirklichkeit noch ein Gefangener war und kein eigenes Geld hatte. Doch ich schenkte dem keine Beachtung. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, verfolge ich es, bis ich es erreicht habe.
Kurz darauf kehrte der Einäugige zurück; der häßliche Mann hatte einen zweiten Wärter des Sklavenpferchs dabei, der genauso dunkel und unansehnlich war wie der andere und mir zuerst sagte, ich könne auf so ungewöhnliche Art und Weise keinen Sklaven kaufen; doch als er dann sah, daß ich dazu entschlossen war und von drei Mann meiner Besatzung unterstützt wurde, zog er es vor, keine große Sache daraus zu machen, und sagte, wobei er sich in seiner herablassenden Art überaus höflich gab: »Nun, es ist ungewöhnlich, doch ich kann dir aus Respekt vor deinem Herrn Don Jeronymo einen Gefallen erweisen. Für zwanzigtausend Reis gehört das Mädchen dir.«
Ich lachte verächtlich. Ich rief, das Mädchen sei schwach in den Knien und habe dreimal gehustet und dabei etwas ausgespien, was auf die Schwindsucht hindeute. »Fünftausend«, sagte ich. Er wirkte verletzt und hochmütig, und wir machten eine Weile damit weiter, bis wir uns schließlich auf zehntausend einigten, wie wir es beide von Anfang an gewußt hatten. Ah, diese syphiliskranken Portugiesen, die nur Pöbel sind und schachern wie die Hausierer.
»Gib mir deine Rechnung«, sagte ich, »und ich werde dir morgen früh das Geld schicken.«
Dies gefiel ihm nicht, doch erneut waren wir zu viert und sie in der Minderzahl, und er schrieb mir ein Stück Papier aus, und ich ging mit meinen Gefährten und der Sklavin Isabel
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