Herr der Finsternis
unsere Gefährten mit ihren Musketen auf jeden Feind zielten, der uns bedrohte.
Ich selbst ging vier Mal auf solche Beutezüge, und beim vierten Mal war es Barbosa, den ich aufspürte und in Sicherheit brachte. Er war von einem Pfeil in den fleischigen Teil des Arms getroffen worden, weigerte sich jedoch, sich von mir helfen zu lassen, rief nach Schießpulver für seine Muskete und legte sich neben uns zu Boden, um zu kämpfen.
So ging es vielleicht den halben Teil einer Stunde lang. Wir hatten kaum Zeit, einmal Atem zu holen, da strömte schon eine neue Welle der Angreifer heran. Der schreckliche Klang ihrer kleinen, lauten Glocken, die an ihren Körpern baumelten, machte uns große Angst, und die Musik ihrer Kampfanweisungen kreischte und donnerte über alle anderen Laute hinweg. Kleine fliegende Insekten, die nicht größer waren als Zuckmücken, schwebten über mir wie eine summende Wolke, setzten sich auf meinen Schweiß und besonders auf die dicken und klebrigen Blutrinnsale auf meiner Haut, die von den zahlreichen Rissen und Schnitten stammten, die mir die grünen Dornenpflanzen eingebracht hatten.
Solange wir uns sicher hinter unserer natürlichen Palisade aufhielten, konnte der Feind uns nicht erreichen. Doch wir hatten nur soundsoviel Pulver und soundsoviel Schuß Munition, und ganz egal, wie laut wir Jesus und die Apostel herbeiriefen, sie würden uns wahrscheinlich nicht helfen können.
Zuerst war die Munition dieses, dann jenes Portugiesen erschöpft, und unsere Lage wurde hoffnungslos. Die Wilden krochen heran und versuchten, sich den Weg durch die Dornenbüsche zu erzwingen, was ihnen weniger Mühe als uns bereitete. Einige versuchten, die Büsche von außen mit ihren Keulen und Lanzen zu Boden zu zwingen, doch dies erwies sich als überaus schwierig. Andere waren jedoch imstande, sich Zutritt zu verschaffen, indem sie auf die Äste der Pflanzen einhieben und sie auseinanderschlugen, wobei von diesen abgetrennten Stellen ein seltsames, milchiges Blut hinabfloß.
Barbosa, der neben mir lag, ergriff den ersten, der in unsere Zuflucht eindrang, grub die Hände in die dicke Wolle der Haare des Mannes und riß ihn nieder.
»Deiner!« rief er mir zu, und ich schlug mit dem Griff meiner leeren Muskete auf den Mann ein, bis er in den Sand stürzte. Barbosa ergriff die Lanze des Feindes und stieß sie heftig in den nächsten, der sich durch die Öffnung im Buschwerk wagte. Und so kämpften wir weiter, lange Minuten, die mir wie Tage vorkamen.
Mittlerweile richteten die Bogenschützen des Feindes ihre Pfeile auf unser Bollwerk. Die meisten davon trafen die Pflanzen und wurden von ihnen aufgehalten, wobei mehr der milchigen Flüssigkeit hervorströmte; etwas davon, das auf meine Lippen und ein Auge tropfte, brannte überaus heftig, und mein Augenlid schwoll eine Zeitlang so stark an, daß ich kaum etwas sehen konnte. Denn dies waren Giftpflanzen, deren Milch das Feuer Satans enthielt und deren tödliche Eigenschaften sich in dem Dornenbewuchs auf ihren Ästen äußerten.
Ein paar der Pfeile fanden den Weg zwischen den dichtstehenden Ästen hindurch und richteten Schaden unter uns an. Eingezwängt, wie wir waren, erlitten wir viele Verletzungen und wagten uns nun nicht mehr heraus, um andere aus unserer Gesellschaft zu retten. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der Feind uns überwältigen würde. Ich verfluchte die Geistlosigkeit unserer Generale, die uns in diese Schlucht geführt hatten, und ersehnte mir tausend Male die Feuchtigkeit des Kerkers in São Paulo de Luanda herbei, wo es keine gottlosen Pflanzen gab, die mich mit ihrer teuflischen Milch versengten, und auch keine Wilden, die mich mit Pfeilen bedrohten. Doch während ich diesen Gedanken nachhing, kämpfte ich überaus heftig und benutzte den Griff meiner Muskete, bis die Waffe entzwei brach. Ich warf sie fort und ergriff eine Lanze, die ich einem gefallenen Neger abnahm. Aber unsere Feinde waren Hunderte, und wir nur ein paar Dutzend, und ihre Pfeile pfiffen und sangen durch immer größere Öffnungen in unserer Palisade; und wie lange würden wir wohl noch aushalten können?
In einiger Entfernung erhob sich hinter uns ein weiterer dornenbewachsener Hügel. Einer von uns schlug vor, wir könnten einen Rückzug dorthin versuchen und uns dabei in einen ausgedörrten Wald schlagen, der auf der anderen Seite lag. Wenn wir uns weit genug zurückzogen, würden die Verfolger uns vielleicht nicht aufspüren, und wir könnten
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