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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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betrübt, daß ich dir so fern war.«
    »Und ich, meine Dame, war zutiefst betrübt, weil ich dachte, man hätte Euch ermordet.«
    »Es hat nicht viel daran gefehlt. Wer hat dir berichtet?«
    »Einer meiner Seeleute, auf dem Weg nach Loango. Er hatte in einer Taverne gehört, wie sich die Mordbuben zu laut über den Plan unterhielten. Wie habe ich gewütet, wie habe ich aus Zorn, dich verloren zu haben, Teresa, auf die Balken des Schiffes eingeschlagen! Es wäre beinahe dazu gekommen, sagst du?«
    »Wir erfuhren von dem Plan erst ein oder zwei Tage, bevor er stattfinden sollte. Drei Männer wollten des Nachts zu uns kommen, uns die Kehle durchschneiden und über Bord werfen, doch Don João hatte treue Diener, die die Meuchelmörder ausfindig machten und zwangen, ihren Plan zu gestehen, und schließlich waren sie es, die über Bord gingen, die Hände auf dem Rücken gefesselt.« Sie füllte meinen Kelch ein zweites Mal. »Dies war für mich der schlimmste Augenblick der Reise, als ich hörte, wie nah ich dem Tod gewesen war. Nein, der zweitschlimmste.«
    »Und was war dann der schlimmste?«
    »Als ich sah, wie Don João in Lissabon seine Frau begrüßte.«
    »Seine Frau? Aber ich dachte…«
    »Das dachte ich auch. Ein Versprechen, mich in die Ehe zu nehmen. Doch er hatte es niemals so gesagt, mit eindeutigen Worten. Er hatte die Vorstellung in meinen Kopf eingepflanzt, und ich schmückte sie dann aus, vertraute ihr und stellte große Erwartungen daran, doch er hatte es niemals selbst gesagt. Don João ist geschickt darin, die Wahrheit auf solche Art und Weise zu verdrehen. Doch als ich meine Erinnerungen über unsere Gespräche über dieses Thema ordnete, was nicht viele waren, erkannte ich, daß er mir niemals etwas versprochen, sondern mir nur erlaubt hatte, zu denken, wir würden getraut werden. Denn wie konnte er mich heiraten, wenn er schon eine Frau in Portugal hat? Die Kirche wird ihm nur eine Frau zugestehen, und er kann sie nicht so leicht beiseiteschieben wie dein englischer König die Königinnen, derer er überdrüssig geworden war.«
    »Es tut mir leid, daß er dir Pein bereitet hat«, sagte ich, als ich sah, wie sich vor Zorn ihre Nüstern aufblähten und die zurückgehaltenen Tränen in ihren Augen schimmerten.
    »Er hat sie geheiratet, als sie beide sehr jung waren«, sagte sie. »Sie stammt aus einer edlen Familie, ja, ist sogar von königlichem Blut, glaube ich, und wohlhabender als er, mit mächtigen Verbindungen in der Regierung, und er wagt es nicht, mit ihr zu brechen, obwohl er diese vielen Jahre in Afrika verbracht und überhaupt keinen Verkehr mit ihr gehabt hat. Als wir in Lissabon eintrafen, schickte er ihr sofort seine Boten, und die Zeit, die wir in dieser Stadt verbrachten, gaben sie sich als Mann und Frau und machten in der Öffentlichkeit einen großen Pomp daraus. Obwohl sie die Nächte in getrennten Kammern verbracht haben, wie ich annehme.«
    »Warum hat er sich dann überhaupt die Mühe gemacht, dich nach Portugal mitzunehmen?«
    Doña Teresa lächelte ein bitteres Lächeln. »Weil er mir fürwahr geschworen hatte, ohne Wortverdrehungen, mich mitzunehmen, falls er jemals nach Portugal zurückkehren sollte. Ich glaube, er hat niemals erwartet, daß ich ihn bei diesem Wort nehmen würde, denn er hatte beabsichtigt, nie mehr einen Fuß in dieses Land zu setzen. Doch als die Umstände verlangten, daß er fuhr, nun, da betrog er mich nicht um die Reise, denn er wußte, daß es mich sehr verlangte, Europa zu sehen. In dieser Hinsicht ist er ein ehrenwerter Mann. Und dann ist es auch eine lange Reise, und Don João ist kein Mann, der Wochen und noch mehr Wochen ohne eine Frau in seinen Armen verbringen will. Und ich glaube auch, daß er mich am Hofe als seine wunderschöne afrikanische Konkubine vorführen wollte, denn so etwas erfüllt die Männer mit Stolz, nicht wahr, Andres? Und selbst unter guten Christen ist es nicht verwerflich, sich eine Konkubine zu nehmen, obwohl man schon eine Frau hat, wenn man von hohem Rang ist; so habe ich es jedenfalls verstanden. Die Frau selbst schien nicht eifersüchtig auf mich zu sein. Sie lobte sogar meine Schönheit, und ich glaube, sie beglückwünschte ihren Mann, eine so gute Wahl getroffen zu haben.«
    »Und das ist der Grund, weshalb du Hauptmann de Souza geheiratet hast?« fragte ich. »Um dich zu rächen?«
    »Dieser Grund wäre zu einfach.«
    »Doch Don João hat dich zutiefst verletzt.«
    »Nein, Andres, meine eigenen Hoffnungen und

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