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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Holländer sprachen nur wenig Portugiesisch und die Portugiesen von Angola überhaupt kein Holländisch. So übertrug mir Don João, der sehr verwirrt war, daß dieses Schiff überhaupt hierher gekommen war, diese Aufgabe, denn der holländische Kapitän sprach wie die meisten seines Volkes recht gut Englisch, und ich kannte von meinen Reisen nach Antwerpen und ähnlichen Orten ein paar Brocken Holländisch.
    Das Schiff der Holländer gehörte der Klasse an, die sie Fluyt oder Flieboot nennen, und es war ein gewaltiges Ding. Ich hätte es als treibendes Warenlager bezeichnet, das praktisch flach auf dem Kiel lag, mit einer einfachen Takelage, keiner nennenswerten Bewaffnung und weit auseinanderstehenden Masten. Die Länge des Schiffes entsprach etwa dem Fünffachen seiner größten Breite – es war in Wirklichkeit einfach eine große Barke, die zu den geringstmöglichen Kosten Gottes eigene Tonnage befördern konnte. Ich hatte gehört, daß die Holländer in letzter Zeit viele solche Schiffe gebaut hatten, um Waren zwischen Europa und den Kontinenten Amerikas zu befördern, und auf ihre emsige holländische Art mächtig an dem Verkauf von Stoffen und Sklaven in Brasilien verdienten und dem Kauf von Zucker und Salz, was sie von Venezuela nach Europa brachten.
    Doch es überraschte mich, einen holländischen Händler in Angola zu sehen. Die Holländer sind ein Seefahrervolk und reisen mit großem Erfolg hierhin und dorthin, doch sie sind auch Protestanten und Feinde von König Philip von Spanien. Philip war einmal Souverän über die Niederlande gewesen, die er durch irgendwelche Erbschaftsschliche von seinem Vater, dem Kaiser Karl bekommen hatte, doch das protestantische Volk von Holland, so erinnere ich mich, hatte aufbegehrt und eine eigene Republik errichtet, ein Unternehmen, das die Engländer mit Kraft unterstützt hatten. War diese Republik gefallen, so fragte ich mich, so daß Holland wieder Philips Lehen war? Wenn nicht, was hatten protestantische holländische Händler auf einer Reise ins papistische Afrika zu suchen? Hatten sie keine Angst, ergriffen und in den Kerker geworfen zu werden, wie ich von den Portugiesen in Brasilien ergriffen und in den Kerker geworfen worden war?
    Ein paar Worte mit dem holländischen Handelskapitän, einem gewissen Cornelis van Warwyck, und ich bekam ein besseres Verständnis von der verschlungenen Situation. Die holländische Republik war nicht gefallen; in der Tat hatten die Holländer in diesen wenigen letzten Jahren meiner Abwesenheit Spanien aus allen ihren sieben Vereinigten Provinzen verdrängt. So waren sie nicht weniger als zuvor König Philips Feinde. Doch ich war lediglich in der Hoffnung, Philips Gold zu stehlen, auf Kaperfahrt nach Brasilien gegangen, woraufhin mein Leben verwirkt war, sollte ich gefangengenommen werden.
    Diese Holländer waren jedoch gekommen, um Handel zu treiben, was beiden Seiten Wohlstand bringt, wenn es mit Geschick betrieben wird. Und obwohl sich Spanien und Portugal einerseits und die Vereinigten Provinzen andererseits im Kriegszustand miteinander befanden, war es ein rein europäischer Krieg, der hier in diesen fernen Kolonien hinter der Notwendigkeit, Profit zu machen, zurückstand. Über dies waren die Portugiesen vor 1580, als Philip die portugiesische Krone bekam, keine Feinde der Holländer gewesen und brachten ihnen nicht den Haß entgegen, der die Spanier beseelte. Und die Holländer bezahlten für die Gewürze, die Stoffe, das Elfenbein und all die anderen exotischen Handelswaren, die sie zu erstehen wünschten, auch mit guten Gulden und Dukaten; Gulden und Dukaten, die weder protestantisch noch papistisch waren; und so zogen es diese kühnen Händler wie auch Don João vor, zur beiderseitigen Bereicherung die Streitigkeiten, die ihre Nationen in der Heimat trennten, zu ignorieren. So etwas war, wie ich erfuhr, in Afrika und der Karibik üblich. Nun, es gab sogar ein paar Portugiesen, die auf Kapitän van Warwycks Schiff segelten – schäbige, niederträchtige Schurken mit unbeständigen, verschlagenen Augen, die ich nicht in meiner Mannschaft geduldet hätte, obwohl Warwyck behauptete, daß sie gut und schwer arbeiteten.
    Ich vertiefte mich sehr in diesen Handel, der viele Zusammenkünfte mit dem holländischen Kapitän und mit Don João verlangte, und sprach sowohl Englisch wie auch Portugiesisch, wobei ich meine wenigen Brocken Holländisch einfließen ließ. Dies war eine harte Arbeit, doch welche Freude bereitete es mir,

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