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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schimmerten und waren geöffnet. Ich glaube, wenn sie mich gebeten hätte, sie an Ort und Stelle zu nehmen, hier auf diesem dichten grünen Teppich, vor all ihren Sklaven, ich hätte es wohl getan. Ich hätte nicht widerstehen können. Hätte sie mich gebeten, hätte ich sie an Ort und Stelle gespreizt und genommen. So stark war der Bann, den sie über mich ausübte.
    Doch dies durfte natürlich nicht geschehen, und es geschah auch nicht. Sie rutschte wieder von mir fort, verbannte das Pochen und Zittern aus ihrer Stimme und das Feuer aus ihren Augen, und wir sprachen wieder wie die alte Dame und der Mönch, ganz ruhig und unschuldig, bis der Besuch sein Ende fand.
    Als ich jedoch draußen war, im vollen Glanz des Tages, legte sich ein Schweiß über mich, der nichts mit der Hitze der feuchten Luft zu tun hatte, und ich konnte mich kaum im Zaum halten. Jezabel! Messalina! Sie war schrecklich, diese Frau: Sie war eine unwiderstehliche Macht, die über einen Mann hereinbrach wie der Fluß Zaire.
    Und doch mußte ich dem Unwiderstehlichen widerstehen.
    Ihre Absicht war gefährlich für mich. Es war schon zu den Zeiten, da ich mit ihr Don João Hörner aufgesetzt hatte, schlimm genug für mich gewesen; doch entweder hatte es Don João nicht gewußt, oder er hatte es gewußt, und es hatte ihn nicht gekümmert, oder Don João hatte es vielleicht gewußt und es für amüsant und schmeichelhaft gehalten, daß seine Lieblingskonkubine von dem kühnen Engländer beschlafen wurde. Denn das war in Wirklichkeit alles, was er in ihr sah: seine Konkubine, sein Spielzeug; oder er hätte das grausame Spiel nicht durchgeführt, sie in allem Pomp mit ihm nach Europa reisen zu lassen und sie dort seiner Frau vorzustellen.
    Doch nun, da sie Souzas Frau war, lagen die Dinge ganz anders. Souza war stolz; er war jung; er trug ein Schwert und wartete auf die Gelegenheit, es zu benutzen. Ich beabsichtigte nicht, leichtfertig mit einem heißblütigen jungen Portugiesen in seinen frühen Mannesjahren umzugehen. Souza mochte vielleicht die Augen schließen, wenn seine Frau von Zeit zu Zeit den Gouverneur aufsuchte, und würde sich sagen, daß sie dadurch seine eigene Position in der Regierung verbesserte; dies war schändlich, aber zu seinem Vorteil. Doch ich bezweifelte, daß er sich von einem geringeren als Don João würde Hörner aufsetzen lassen. Ich für meinen Teil sehnte keinen Zwist herbei, ich wollte nur Frieden, Sicherheit und Wohlstand, bis ich dieses Land verlassen konnte. Zur Befriedigung meiner Gelüste hatte ich die freundliche und nachsichtige Matamba. Obwohl ich gewaltig nach Doña Teresa lechzte und bis zum Ende meiner Tage immer nach ihr lechzen würde, konnte sie mir nur Ärger einbringen, und ich zog es vor, mich von einer so unsicheren Untiefe, wie sie es war, fernzuhalten.
    Doch es wäre einfacher gewesen, sich auf einer Reise gen Westen zu den Westindischen Inseln von den Kontinenten Amerikas fernzuhalten.
    In den nächsten Tagen schickte sie mir zweimal Nachrichten, daß ich an jenem oder solchem Ort zu ihr kommen sollte. Die Nachricht nannte natürlich keinen Grund dafür, doch er war mir bekannt. Beim ersten Mal bat sie mich, ihr meine Pinasse zu zeigen, doch ich erwiderte, das Schiff sei kielgeholt { * } worden, um die Rankenfußkrebse zu entfernen, und könne nicht betreten werden. Beim zweiten Mal bat sie mich, sie auf die Insel Luanda in unserem Hafen zu begleiten, damit sie die Faktur besichtigen könne, in der die Geldmuscheln gelagert wurden; doch diese Insel ist groß, und es leben nicht viele Portugiesen darauf, und so konnte man sich leicht vorstellen, was zwischen uns geschehen würde, sobald wir dort einen Augenblick allein waren. Erneut antwortete ich mit einer Entschuldigung. Ich hoffte, sie würde daraus entnehmen, daß ich sie nicht weniger liebte, aber nicht wagte, sie zu umarmen.
    Einige Tage lang hörte ich nichts von ihr, was mir die Hoffnung gab, sie habe die Bedeutung meiner Antworten verstanden. Eine Frau wie Doña Teresa zurückzuweisen fiel mir nicht leicht, und doch mußte ich so handeln; und ich betete, sie möge verstehen, daß ich sie aus keinen anderen Gründen als denen der Sicherheit, meiner eigenen und auch der ihren, abwies.
    Während dieser Zeit lenkte eine neue Aufgabe meine Gedanken von diesen Schwierigkeiten ab. Denn in unserem Hafen erschien ein Schiff aus Holland, das gekommen war, um mit den Portugiesen Handel zu treiben. Und ich wurde als Übersetzer verdingt, denn die

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