Herr der Finsternis
wie ich um ihren vermeintlichen Tod getrauert hatte. Als ich an ihnen vorbeischritt, nickte sie mir zu und lächelte durch ihren Schleier, alles mit der größten Würde, als sei sie eine Dame am Hof Ihrer Protestantischen Majestät Elisabeth, und auch Souza entbot mir einen formellen Gruß. Doch wir gingen aneinander vorbei, ohne weitere Worte zu wechseln.
Am nächsten Tag sah ich sie erneut gemeinsam, doch aus größerer Ferne, und als sie vorbeiging, hatte ich plötzlich eine Vision, bei der ich mich wieder in meinem Kerker sah, und Doña Teresa war bei mir, und wir beide waren nackt, und sie lag mit ihrem Gesicht an meinen Schenkeln und nahm die Spitze meines harten Prügels in den Mund, wie sie es mehrere Male getan hatte, und ließ sie tief in den inneren Teil ihrer Kehle gleiten und bewegte sich vor und zurück, bis ich vor Ekstase laut aufschrie. Diese Vision, die mich auf den öffentlichen Straßen überkam, machte mir sehr zu schaffen. Mein Herz schlug heftig, Mund und Nase waren trocken, ich nahm meine Umgebung nur noch verschwommen wahr und ersehnte sie so heftig, wie ich jemals etwas ersehnt hatte, und nichts anderes spielte eine Rolle. Dann kam ich wieder zu Atem und wandte mich ab, nicht bereit, sie anzuschauen, um nicht wie ein Tor zu wirken. Die Macht des Augenblicks gab mich frei, und ich drehte mich erneut um, und sie war fort.
Daraus lernte ich, wie stark mich Doña Teresa noch in ihrem Bann hielt. Was ich fürchtete, denn die Portugiesen nehmen die Keuschheit ihrer Frauen überaus ernst, und ich ersehnte mir keinen Zwist mit Hauptmann Fernão de Souza noch wollte ich wieder Doña Teresas unheilvollem Bann verfallen, so schön sie auch war. Sie war zu durchtrieben und gefährlich für mich; ich würde mit Matamba vorliebnehmen, sagte ich mir, bis ich diesen Ort für immer verlassen konnte.
Als ich am Tag darauf zum Hafen ging, um die Pinasse zu inspizieren, sah ich Doña Teresa ohne ihren Mann, wie sie von einer Gruppe Träger in einer jener Sänften, die Hängematten ähnelten, getragen wurde, und sie befahl ihren Dienstboten, neben mir anzuhalten, und sprach von oben herab zu mir, wie es eine große Dame getan hätte.
Sie sagte, sie sei überrascht, mich noch in Angola zu finden, habe sie doch angenommen, ich wäre mittlerweile freigelassen worden. Woraufhin ich erwiderte, ich sei anscheinend hier von Wert, da die verschiedenen Gouverneure immer neue Aufgaben für mich fänden, und ich bezweifelte sehr, jemals wieder nach Hause zurückzukehren. Und sie sagte, noch immer auf die gleiche herablassende Art, sie hätte viel Gutes von meiner Kühnheit in der Schlacht mit Kafuche Kambara gehört; und sie machte ein paar Bemerkungen über die Veränderungen in meinem Aussehen, die dieses Ungemach mit sich gebracht hatte. Wir tauschten noch ein paar nette Belanglosigkeiten dieser Art aus, und am Ende lud sie mich ein, sie an diesem Nachmittag in ihrem Haus zu besuchen; sie würde Träger schicken, die mich abholten.
Als ich sie an diesem Nachmittag in ihrem stattlichen neuen Haus, in dem sie nun mit Souza wohnte, besuchte, gab sie sich völlig anders. Noch immer war sie mit großer Pracht gekleidet; doch dieser Erhabenheit, dieser hohen und fernen Herablassung, befleißigte sie sich nun nicht mehr. Nun war sie die Frau, an die ich mich erinnerte, deren Körper sich mit dem meinen in jeder nur möglichen Position des Liebesaktes vereinigt und von der ich jeden Zentimeter ihrer Haut mit den Augen und Fingern und Lippen und der Zunge erkundet hatte. Sie betrachtete mich mit der Erinnerung an Lust und nicht erfüllte Begierden, und ich reagierte meinerseits, indem ich vor einer Sehnsucht, die ich kaum beherrschen konnte, zitterte.
Und doch beherrschte ich mich, wie sie auch, denn wir befanden uns in dem formellen Empfangsraum ihres Hauses, und überall um uns herum waren Sklaven, die uns kleine gekochte Leckerbissen und Wein brachten. Was vor den Augen dieser Zuschauer zwischen uns geschah, war so anständig und geziemend, daß es sich auch zwischen einer würdevollen alten Dame und einem klapprigen Mönch hätte abspielen können. Nur Teresa und ich konnten die betörenden Ströme der mächtigen Anziehungskraft wahrnehmen, die von ihren Augen zu den meinen und von den meinen zu den ihren flossen.
Sie schob mir ein Tablett mit Süßspeisen zu und sagte leise und erregt: »Die ganze Zeit, die ich in Europa verbrachte, habe ich mir vorgestellt, daß du auf mir liegst, Andres, und mein Herz war zutiefst
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