Herr der Finsternis
den Sklavenhandel aufzugeben, da dies nicht die besten Möglichkeiten waren, unserem Volk Wohlstand zu bringen.
Warwyck und sein Klatsch verschlimmerten die Sehnsucht nach meinem kühlen, grünen Land sehr. Er erzählte und erzählte! Raleigh war aus der Gunst gefallen, sagte er, da er einer der Hofdamen der Königin ein Kind gemacht und sie insgeheim geheiratet hatte, was der Königin sehr mißfallen hatte.
Der große Mann am Hof war nun der Earl von Essex, der Schwiegersohn des alten Leicester. Lord Burghley war noch immer derjenige Ratgeber, dem die Königin das größte Vertrauen entgegenbrachte, doch sein buckliger Sohn Robert stieg nun in der Gunst. Es hatte auch Anschläge auf das Leben der Königin gegeben, und einige Portugiesen, die in London lebten, waren angeklagt worden, versucht zu haben, sie im Auftrag König Philips zu vergiften. Nahrung war selten, Regen fiel ständig, überall herrschte Hunger. Auf den Straßen starben Menschen den Hungertod, doch die Königin hatte befohlen, der Bevölkerung aus ihren eigenen Vorräten Getreide zu geben, wofür sie sehr geliebt wurde. Er berichtete mir endlose Dinge über England, die in mir ein scharfes, beißendes Verlangen erzeugten, schindelgedeckte Häuser und gewundene Landstraßen und die weiße Linie der Brandung zu sehen, die an dem Nebel leckt, der über der Küste liegt. Nur auf einem Gebiet konnte er mir nichts berichten, dieser Holländer Warwyck, und zwar, als ich mich nach der Welt des Theaters und der Dichtkunst erkundigte, nach den neuen und wunderbaren Dingen, die man auf die Bühne gebracht hatte. Denn die Welt der Worte hatte mich immer brennend interessiert, und ich hatte viel gelesen, wie es bei Seeleuten oft der Fall ist, und es schien mir, daß es im England meiner Zeit ein Heer neuer Männer gab, die wundersam schreiben konnten. Doch von alledem wußte der Holländer nichts und konnte mir nichts berichten. So verblieb ich über die hohen Taten unserer Poeten im Unwissenden, obwohl er mir den Preis eines Viertelscheffels Getreide in den Docks von London nennen konnte.
Nun ja, ich konnte nicht alles von dem Mann erwarten, und er hatte mir viel erzählt. Aye, so viel sogar, daß ich vor einer mächtigen, bitteren Sehnsucht brannte, dieses versengte Angola zu verlassen und auf die freundliche Insel meiner Geburt zurückzukehren, bevor das Greisenalter mich zu einer bloßen Hülle verfallen ließ. Bei Gott, ich hatte genug von Afrika, mehr als genug!
Tag und Tag übersetzte ich, während die Portugiesen und Holländer über die Preise ihrer Waren feilschten. Warwyck war nicht an Sklaven interessiert, doch die prächtigen Stoffe von Angola schienen ihn zu faszinieren, und er kaufte auch große Mengen Elfenbein und Ballen gewisser Heilkräuter, die scharf in der Nase brannten. Wenn diese Geschäfte mich einmal nicht beanspruchten, verbrachte ich glückliche Stunden mit Matamba oder ging allein angeln oder schlenderte einfach durch die Stadt und dachte nach.
Ich lebte nicht schlecht, das gestehe ich ein; doch es war nicht das Leben, das ich mir wünschte. Von Zeit zu Zeit sah ich Doña Teresa aus der Ferne, doch es kam zu keinen Begegnungen zwischen uns. Und doch spürte ich, daß es aus dieser Ecke über kurz oder lang Schwierigkeiten geben würde.
Und so war es auch. Eines Nachmittags kehrte ich von meinen Verhandlungen mit den Holländern zu meiner Hütte zurück, und als ich sie betrat, hatte ich die Vorahnung eines bösen Geschicks, ein Kribbeln in den Eiern und einen kalten Knoten in meiner Magengrube. Als ich hineinblickte, sah ich Doña Teresa in meiner Kammer. Sie hatte den Großteil ihrer Kleidung abgelegt und trug nur noch ein dünnes Unterhemd nach einheimischer Webart, das in hellem Gelb und Grün gefärbt war, eine Art Damast, den man hier aus den Fasern der Palmen macht. Dieses eine Kleidungsstück war so drapiert, daß es die sanften Rundungen ihres Körpers enthüllte, mit einem Hauch Schenkel und einem Hauch Brüste, die es kunstvoll zu meiner Betörung zur Schau stellte.
Keiner meiner Sklaven war in der Nähe. Im Haus war alles still; die Luft war drückend schwül. Teresa schien erstarrt, als habe sie nach langem Suchen eine Positur gefunden und lange gewartet, damit ich sie auch genauso vorfand. Ihre Augen strahlten hell, und es lag ein Geruch in dem Raum, jener moschusartige Katzenduft ihres Körpers, von dem ich wußte, daß er der sicherste Beweis ihrer Begierde war.
»Da du nicht zu mir kommen willst, Andres«,
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