Herr der Finsternis
doch tat ich es nicht und auch sonst nichts, sondern blieb wie gelähmt stehen. Und dann ereignete sich das Schlimmste, was sich ereignen konnte, denn in diesem Augenblick betrat Matamba ahnungslos die Hütte, kam sofort zu meiner Kammer und rief, wie eine vertraute Geliebte, mit fröhlicher Stimme meinen Namen: »Andres! Andres!«
Oh, Himmel, was hätte ich dafür gegeben, hätte sie irgendeinen anderen Augenblick gewählt, von ihren Besorgungen zurückzukehren!
In dem Jahr, das ich vor so langer Zeit mit meiner Frau Rose Ullward verbrachte, hielten wir uns zwei Katzen als Haustiere, einen ergrauten, getigerten Kater und ein schlankes, altes, schwarz und gelb gestreiftes Weibchen, beides freundliche, zugängliche Tiere, die verharrten und überaus genießerisch schnurrten, wenn ich sie hinter den Ohren rieb. Sie waren Roses Katzen, doch sie mochten auch mich gern und ich sie. Als ich eines scheußlichen, regnerischen, stürmischen Wintertages mit ihnen im Haus war und sie sich auf dem Fenstervorsprung zusammendrängten und in der Wärme schliefen, kam draußen eine streunende Katze vorbei, sprang auf das Fensterbrett und spähte zu ihnen hinein, als sehnte sie sich danach, den Regen verlassen und sich zu ihnen gesellen zu können. Ich weiß nicht, warum, doch als meine beiden Katzen dieses streunende Tier sahen, sträubte sich ihr Fell, und sie erhoben sich wie Tiere, die einen bösen Geist gesehen hatten, und begannen im gleichen Augenblick miteinander zu kämpfen, kreischten schrecklich und sprangen herum, und ganze Wolken ihres Fells stoben in die Luft. Ich wollte nicht, daß sich diese Tiere, die mir beide so lieb waren, gegenseitig verletzten, und so schickte ich mich an, sie zu ergreifen und auseinanderzubringen. Was ein überaus schwerwiegender Fehler war, denn einmütig wandten sie sich mir als Feind zu und bissen und kratzten mich derart ungestüm mit ihren Krallen, daß ich innerhalb von Sekunden an den Armen und beiden Handgelenken blutete und heftige Schmerzen hatte. Dies lehrte mich zweierlei: Zum einen, daß eine Katze, die man liebgewonnen hat, auch wenn sie alt und zahm und schläfrig zu sein scheint, nichtsdestotrotz ein Raubtier mit grausamen Fängen und Klauen und starken Sehnen ist; und zum anderen, daß man sich niemals als Schlichter zwischen zwei kämpfende Katzen werfen soll, weil man dann derjenige ist, der am meisten darunter zu leiden hat. Und doch habe ich diese Lektionen nur schlecht gelernt, vermute ich, denn etwas von dieser gleichen Geschichte wiederholte sich nun in meiner Hütte, und es erwuchsen ähnliche Ergebnisse daraus.
Womit ich meine, daß Teresa in dem Augenblick, da Matamba meine Kammer betrat, zurückwich und sich zusammenkauerte, die Zähne fletschte und die Finger zu fürchterlichen Krallen bog, als wolle sie augenblicklich über ihre Rivalin herfallen. Matamba war zwar zutiefst verwirrt, Doña Teresa hier vorzufinden, und dazu noch beinahe nackt, begriff jedoch sofort, daß sie bedroht wurde.
»Ah, du bist die Hexenfrau«, sagte sie. »Du bist die Zauberin! Ich kenne dich, Idol-Macherin!«
»Sklavin! Unrat!«
»Ah«, machte Matamba, stürzte vor und streckte die Arme aus, wobei ihre Finger auf ähnliche Art zu Klauen gekrümmt waren. »Ah, Jesus Maria, Gott ist mit mir!«
Und Teresa stieß Worte in der Zunge der Bakongo aus, die ich von ihr noch nie gehört hatte, schwarze Hokus-Pokus-Worte aus den Seelen ihrer Großmütter, ein hartes, magisches Kauderwelsch, von dem es mich erstaunte, es über so wunderschöne Lippen kommen zu hören. Und bei jedem Wort, das sie in diesem dunklen Singsang sprach, nannte Matamba den Namen eines Heiligen, obwohl ich den Schrecken in ihren Augen sah; und ich selbst empfand auch keinen geringen Schrecken angesichts dieser magischen Verhexungen, die Doña Teresa von sich gab.
Vielleicht eine halbe Minute lang umkreisten sie einander, im Gleichgewicht, angespannt, und die eine Frau schrie Flüche und Magie, und die andere antwortete ihr mit heiligen Namen, und ich sah bestürzt zu und dachte, ich müsse sie voneinander fernhalten.
Doch ich wartete einen Augenblick zu lange. Denn Doña Teresa sprang die abwartende Matamba plötzlich mit einem höllischen Kreischen an.
»Nay!« rief ich. Doch es war, als hätte man einem wilden Hurrikan einen Befehl zugerufen.
Sie stürmten mit einem lauten Klatschen des Fleisches aufeinander ein, suchten einander zu fassen und begaben sich in eine höchst lieblose Umarmung, wobei sie aneinander
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