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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zerrten und rissen, um die andere zu Boden zu werfen, und dabei wie erzürnte Tiere schnaubten. Sie waren in etwa von gleicher Größe, wobei Matamba ein paar Jahre jünger und etwas stämmiger gebaut war, Doña Teresa jedoch die geschmeidige Kraft eines Leoparden hatte. Sie keuchten und schlugen aufeinander ein, während ich, der ich noch nie gesehen hatte, wie Frauen miteinander kämpften, einen Augenblick lang wie erstarrt dastand.
    Doña Teresas fadenscheinige Kleidung war bald nur noch ein Fetzen, und eine gerötete Reihe von Kratzern lief ihr von der Schulter über die Brust bis zur Seite des Brustkorbs. Ungeachtet dessen ergriff sie Matambas dickes, wollenes Haar, zerrte daran, als wollte sie es ihr vom Kopf reißen, und trat dem schwarzen Mädchen mit dem Knie in die Leisten, woraufhin Matamba sie erneut kratzte und diesmal niederwarf, wobei auch Matambas Kleidung zerriß. Teresa erhob sich und griff erneut an, und die Luft war voller Schreie und Schweiß.
    Und ich, der ich die Lektion vergessen hatte, die die beiden streitlustigen Katzen mir erteilt hatten, konnte es nicht mehr ertragen, wie diese beiden Frauen, beinahe nackt und so verletzlich, ihre Schönheit derart gefährdeten. Bevor es also zum Auskratzen von Augen und Brechen von Nasen und ähnlichen Verletzungen kommen konnte, warf ich mich gegen ihre schlüpfrigen Körper und versuchte, sie voneinander zu trennen.
    Gott, welch eine Torheit! Ach, wie dumm war ich doch!
    Im Zorn des Augenblicks wandten sie sich beide gegen mich, genau wie damals die Katzen, und ich mußte feststellen, daß ich in einem Wahn hüpfender Brüste und kratzender Nägel angegriffen und verletzt wurde. Sie wußten nicht, wer es war, den sie nun angriffen, und es war ihnen auch gleichgültig; sie wünschten nur, ihre Wut an jemandem auszulassen. Aye, und sie ließen sie aus! Ich weiß nicht, wie lange unser Kampf zu dritt währte, doch schließlich hatten wir alles in diesem Raum zertrümmert, so gründlich, als wäre eine Herde Elephanto-Bullen hindurchgestürmt, und mein Hemd hing in Fetzen hinab, und die heißen Rinnsale meines Blutes vereinigten sich auf meinen Armen und der Brust zu wahren Strömen, und ich wurde so getreten und zerschunden und zerkratzt, daß ich fürchtete, von ihnen niedergemacht zu werden, bis ich sie schließlich in entgegengesetzte Ecken des Zimmers schleuderte und keuchend zwischen ihnen stand, die Arme gespreizt haltend, falls sie sich noch einmal aufeinander oder auf mich stürzen sollten.
    In diesem Moment der Ruhe, in dem wir drei schwer atmend und benommen von der Gewalt dastanden, setzte Doña Teresa zu einer neuen Schimpfkanonade an, die ich mit einem Befehl verstummen ließ; und Matamba murmelte etwas Dunkles in ihrer eigenen Sprache, das ich auch unterbrach.
    »Ich will nichts mehr hören!« sagte ich. »Ich habe genug von diesem Aufruhr!« Ich blieb wie ein Wall zwischen ihnen stehen und bedeutete ihnen, sich zu erheben. Sie waren beide so gut wie nackt, und der Schweiß ließ ihre Körper glänzen, Teresas braunen und Matambas schwarzen, und ich sah das Blut überall auf ihnen, aber noch mehr davon auf mir. Doch niemand war schlimm verletzt.
    »Kleide dich an«, sagte ich zu Doña Teresa. »Und du, Matamba, trittst zurück und läßt sie gehen. Und kein Wort mehr von euch beiden!«
    Nur ihre Überkleidung tragend, ging Doña Teresa aus meiner Hütte, uns beide überaus mörderisch anstarrend. Matamba blieb steif stehen, bis sie fort war, und begann dann mit einer Heftigkeit zu zittern und zu beben, die mich erstaunte.
    »Bist du verletzt?« fragte ich.
    »Gesegnete Jungfrau!« rief sie. »Ich bin verhext! Sie hat den Bann auf mich gelegt, und ich werde verdorren, ich werde verwelken!«
    »Nay, es waren nur Worte«, sagte ich, wenngleich auch nicht mit der vollsten Überzeugung.
    Ich ging zu ihr, nahm sie in die Arme und tröstete sie, und sie mich, und sie stand eine Weile schluchzend da und schickte sich dann an, den Schwamm zu holen, damit wir unsere blutigen Kratzer reinigen konnten. Doch der Schrecken blieb in ihrem Körper. Ich hatte sie niemals so bleich gesehen, mit einer völlig neuen Hautfarbe, die alles andere als rosig und frisch wirkte. »Sie hat des Teufels Mokisso auf mich herabgerufen!« sagte sie.
    »Gott ist stärker, Matamba. Gott wird dein Schild sein.«
    »Darum bete ich.« Sie ergriff meinen Arm. »Ich bitte dich, verbrenne ihr Idol, heute noch! Übergib es dem Feuer!«
    »Aber das ist doch nur ein Schnitzwerk«,

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