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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu Boden, doch er kämpfte so überaus heftig mit ihnen, daß es uns erstaunte, da er ja schon weißhaarig war und seine Haut vom Alter verdörrt und in trockenen Falten hinabhing. Als wir ihn bezwungen hatten, nahmen wir ihm sein Lendentuch aus kräftigen Palmfasern ab und fesselten ihm die Hände auf den Rücken, und ich sprach mit ihm und erklärte ihm mit Kikongo-Worten, die ich von Matamba gelernt hatte, daß wir ihm nichts Böses zufügen würden, wenn er uns hülfe.
    Er betrachtete mich überaus verdrossen, als wolle ich ihn morgen in die Sklaverei verkaufen.
    »Nay«, sagte ich, »wir sind keine Sklavenjäger, und wir lieben die Herrschaft Portugals nicht mehr als du.«
    Mamputo war der Ausdruck, den ich für »Portugal« benutzte, das Wort der Einheimischen für diese Nation, und ich stellte meine Abscheu dar, indem ich das Wort sprach und dabei ausspuckte. Die Portugiesen unter uns waren erzürnt darüber, doch ich sorgte dafür, daß sie ihre Zungen im Zaum hielten.
    Mit großer Geduld erklärte ich dem alten Mann, daß wir vor unseren Feinden flohen, dem Mamputo -Volk, und hofften, im Lande Kongo Zuflucht zu finden, und daß er uns zum See Kasanza führen müsse, der, wie wir wußten, in dieser Richtung lag und an dem wir uns erholen konnten. Er verstand, was ich meinte, und versprach, dies für uns zu tun. Einer der Portugiesen bat mich, ihm zu sagen, daß er einen schrecklichen Tod erleiden würde, sollte er versuchen, uns zu verraten, doch ich billigte dem alten Mann genug Weisheit zu, dies zu erkennen, ohne daß ich es ihm eigens erklärte.
    Dieser See Kasanza war einigen, mit denen ich reiste, gut bekannt. Er hat einen Durchmesser von acht Meilen und läuft in den Fluß Mbengu aus. Er wimmelt vor Fischen mannigfaltiger Sorten, und an seinem Ufer findet sich das größte Vorkommen wilder Tiere, das es in ganz Angola überhaupt gibt. So hofften wir, uns dort mit Vorräten versorgen zu können, bevor wir unseren Marsch in das Land Kongo fort setzten.
    Der alte Mann betrog uns nicht. Nachdem wir den ganzen Tag in diesem äußerst heißen Land gereist waren, kamen wir zu der Stadt namens Kasanza, die in der Nähe des Sees liegt. Als wir uns ihr näherten, überschritten wir einen kleinen Fluß, der dem See entspringt und der das erste Wasser bot, das wir seit langem gesehen hatten. Doch der alte Mann schrie auf, als wir losliefen, um aus dem Fluß zu trinken, und sagte in seiner Zunge, das Wasser sei schlecht, und da ich Vertrauen zu ihm hatte, warnte ich meine Gefährten. Dies war schwierig für sie einzusehen, doch als wir zum Flußufer kamen, fiel es ihnen leichter, denn der Fluß war so flach, daß er beinahe ausgetrocknet war, und das Wasser war schwarz und faulig und mit einer dichten Schlacke oder Kruste überzogen, und mit Fliegen, die so zahlreich waren, daß sie wie ein summender Vorhang anmuteten.
    So gingen wir weiter, ohne daß unser Durst gestillt war, und nach einer kleinen Weile gelangten wir zur Stadt Kasanza. Hier befanden wir uns nun zwölf Meilen östlich von São Paulo de Luanda. Es waren nur noch zwei oder drei Meilen von der Stadt zum See, doch einige unserer Leute brachten wegen ihres Durstes nicht die Kraft auf, noch weiterzugehen. Daher ließen wir unseren alten Schwarzmohren frei und gingen in die Stadt, um dort Hilfe zu suchen.
    Diese Stadt war eine von jenen, die Don João de Mendoça bei seinem Feldzug durch das Tal des Mbengu unterworfen hatte, und wir fürchteten, es könnte dort eine portugiesische Garnison geben. Doch es gab keine, nur eine Negerbevölkerung, die uns sehr kühl begrüßte, und als wir um Wasser baten, flohen sie in ihre Häuser, wollten nicht mehr heraus kommen und uns auch nichts zu trinken geben.
    »Laßt uns das Dorf anzünden«, sagte dieser Portugiese Simão, der auch schon den Wachposten bei den Kanus hatte erschlagen wollen und sich seines Mutes und seiner Fähigkeiten brüstete, für mich jedoch nichts anderes als ein gewöhnlicher Verbrecher war.
    »Aye«, sagte Gonçalo Fernandes, der einst überlebt hatte, indem er Urin getrunken hatte. »Wenn sie uns trotzen, werden wir sie verbrennen wie Ratten in einem Heuhaufen.«
    »Das ist nicht das klügste Vorgehen«, erwiderte ich. »Wir können sie auch einfacher erschrecken.«
    Und so ließ ich unsere Gruppe auf militärische Art und Weise Stellung beziehen, und wir zielten mit unseren Musketen auf die Hütten und feuerten sehr zurückhaltend, aber gezielt, schossen in diese und jene Hütte, so daß

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