Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
die Eingeborenen den Eindruck haben mußten, angegriffen zu werden. Dies trieb sie aus den Hütten hinaus, und sie machten Gesten der Unterwerfung, und nun kam auch ihr Fürst, der Mani Kasanza, zu uns, redete beschwichtigend auf uns ein, lud uns ein, die Nacht in seinem Dorf zu verbringen und sagte, wir könnten Wasser haben.
    So schliefen wir in dieser Nacht wieder unter einem Dach. Doch es war keine ruhige oder fröhliche Nacht, wenn man keine Erheiterung an so gewaltigen Unannehmlichkeiten findet, daß sie schon wieder den Charakter des Absurden annehmen.
    Denn genau dies spielte sich ab. Sie gaben uns zum Schlafen einen ihrer größten Paläste, der natürlich kein Palast war, sondern nur ein Haus aus Zweigen und Stroh und fest gebackenem Schlamm, das jedoch viele Zimmer aufwies. Als wir gegessen und unseren Durst gelöscht hatten, gingen wir zufrieden auf unsere Zimmer, doch dort zerstreute sich unsere Freude schnell. Mein Bett stand an der Wand, die aus dickem, schlecht zusammengesetztem Ton bestand und genauso gut ein Rattennest genannt werden konnte: Denn es gab so viele und so große Ratten dort, daß sie mir großes Ungemach bereiteten, indem sie über meinen Körper liefen und mich in die Zehen bissen. Um dies zu verhindern, befahl ich, mein Bett solle in der Mitte des Raums aufgestellt werden, doch dies änderte nichts daran, denn diese verfluchten Geschöpfe wußten, wo sie mich finden konnten. Die anderen hatten die gleichen Schwierigkeiten, und nachdem eine Stunde vergangen war, die uns die Ratten unablässig gequält hatten, gingen Cristovão und ich zum Haus des Mani Kasanza, um gegen das Haus zu protestieren, das wir bekommen hatten.
    Unsere Beschwerde überraschte ihn keineswegs, doch er sagte, er würde uns mit einem unfehlbaren Gegenmittel ausstatten. Dies war ein kleiner Affe, der mich vor den Ratten schützte, indem er Winde gegen sie ließ, sobald er sie erspähte, und so einen moschusartigen Geruch absonderte, den die Ratten unangenehm fanden. Wir nahmen dieses kleine, flinke Geschöpf mit in unser Haus, und fürwahr, es tat seine Pflicht; denn das Äffchen war ziemlich zahm und suchte in meinem Haar und Bart nach dort verborgenem Getier, das es verzehrte, und legte sich dann, nachdem es mir diesen Dienst erwiesen hatte, am Fuß meines Bettes nieder. Als die Ratten dann erneut kamen, wie es ihre Gewohnheit war, ließ der Affe zwei oder drei Mal scharfe Winde gegen sie ab und jagte sie in die Flucht; und dann ging er in die anderen Zimmer und tat das gleiche für meine Gefährten.
    So bekam ich vielleicht zwei Stunden Schlaf ohne Unterbrechung, derer mein Körper nach dem langen Marsch durch das heiße Land auch dringend bedurfte. Doch gerade, als ich in die wahren Tiefen meines Schlummers sank, der der erholsamste Teil der Nacht ist, stürzten mehrere Schwarze unter großem Gepolter in die Kammer und riefen: »Hinaus! Hinaus! Die Ameisen sind losmarschiert, und wir haben keine Zeit zu verschwenden!«
    Ich war benommen vor Müdigkeit und verstand kaum, was sie sagten, und so hoben sie mich, ohne abzuwarten, daß ich mich rührte, auf meinem Strohbett hoch und trugen mich darauf aus der Hütte. Das gleiche geschah mit den anderen meiner Gruppe, und wir sammelten uns draußen, nun vollends erwacht. Die schnelle Auffassungsgabe der Schwarzen war mir gut zustatten gekommen, denn die Ameisen waren schon meine Beine hinaufgelaufen, hatten meinen Rumpf erreicht und bissen mich wie mit brennenden Nadelstichen.
    »Wir sollten Gott danken«, sagte ein gewisser Portugiese namens Vaz Martin, den ihr Anblick sehr erregte, »daß wir vor diesen Ameisen errettet wurden, denn sie sind überaus tödlich.« Und er erzählte mir, daß so etwas im Königreich Angola oft geschieht: daß Männer in ihrem Schlaf überrascht werden, sich nicht mehr bewegen können und lebendig von ihnen gefressen werden, und daß man auch Kühe findet, die des Nachts von diesen Ameisen verspeist wurden und von ihnen nichts bis auf die Knochen übrigbleibt. Es stellt kein geringes Unterfangen dar, diesen lästigen Insekten zu entkommen, denn manche von ihnen können fliegen, und sie sind schwer von der Stelle zu entfernen, die sie mit Beschlag belegt haben; doch Gott sei gedankt, mein Leib wurde nicht lebendig von ihnen verzehrt.
    Um das Dorf von den kleinen Angreifern zu befreien, nahmen die Schwarzen Stroh und zündeten es auf dem Boden der vier Räume an, über die die Ameisen schon auf einer Höhe von einem halben Fuß

Weitere Kostenlose Bücher