Herr der Finsternis
und mir weder den Mund noch die Geschlechtsteile küßten, und mit anderen Stellungen als denen, die in England üblich waren. Sie rieben ihren Körper mit irgendeinem Fett ein, was mir kein Vergnügen bereitete, aber auch nicht unerträglich war, und ich nahm sie oft genug, da ich glaubte, es könne sich die Zeit nähern, da Mofarigosats Rache mich aus dieser Welt sandte, und ich vorher soviel Vergnügen haben wollte, wie ich bekommen konnte.
Ich erfuhr einiges von den seltsamen Mitteln, die diese Frauen kannten, um kein Kind zu empfangen. Sie glaubten, unfruchtbar zu werden, wenn sie sich drei Schnitte in die Schenkel zufügten und etwas Blut ihrer Monatsblutung darin verrieben; doch wollen sie ihre Fruchtbarkeit zurückerlangen, so glauben sie, diese Schnitte lediglich öffnen und mit fließendem Wasser reinigen zu müssen. Manche glauben auch, die gleiche Wirkung erzielen zu können, indem sie Samen anstelle von Monatsblut benutzen. Andere binden Knoten in eine Schnur, um sich vor einer Schwangerschaft zu schützen, oder drücken nach dem Verkehr Hühnereier in ihre Scheide oder fangen eine Ameise von einer gewissen großen, weißen Art und schieben sie heimlich an die gleiche Stelle.
Wenn es darum geht, das männliche Verlangen anzustacheln – sollte dies einmal nötig sein –, so haben sie einen Zauber, von dem mir berichtet wurde; dazu benötigt man das Glied eines Ziegenbocks, die Hoden eines Hahns und eine Wurzel namens Ngname, die die Form des männlichen Geschlechts hat. Auch rühren sie Arzneien aus Salamandern und Schaben an, Schamhaaren, in Samen getauchten Blättern und dergleichen.
Ich vertrieb mir während meiner Gefangenschaft in der Stadt des Mofarigosat die Zeit, indem ich ihre Rechtsprechung beobachtete, die auf einem Urteilsspruch durch Gift beruht. In der Tat ist diese fürchterliche und tödliche Rechtsprechung in der gesamten Gegend üblich, doch ich hatte ihr nie beiwohnen können und auch nie davon gehört, wenngleich ich später noch einige bedeutende Begegnungen damit haben sollte.
Dabei wird auf folgende Art und Weise verfahren: Wenn ein Mann irgendeines Vergehens verdächtigt wird, wird er vor Mofarigosat oder einen seiner Minister gebracht, der ihn über seine Schuld befragt. Und wenn die verdächtigte Person ihre Schuld bestreitet und ihre Unschuld nicht anders als durch einen Eid belegen kann, wird sie dem Nganga- Priester übergeben, dessen besondere Aufgabe es ist, eine Unschuldsprobe mit Gift herbeizuführen. Diese kann unter anderem mit einer Wurzel gehandhabt werden, die man Imbunda nennt; sie hat etwa die Dicke eines Daumens, ist einen halben Fuß groß und sieht aus wie eine weiße Möhre. Sie hat einen sehr strengen und gallenbitteren Geschmack, wie ich selbst weiß, da ich von ihr probiert habe, und mit einer Wurzel kann man bis zu einhundert Gottesurteile durchführen.
Die Eigenart dieser Wurzel besteht darin, daß, wenn man zu viel davon in Wasser gibt, die Person, die davon trinkt, keinen Urin mehr lassen kann, und so steigt die Flüssigkeit in den Kopf, als wäre der Betroffene betrunken, und er stürzt wie tot zu Boden. Woraufhin das Volk ruft: »Ndoki, Ndoki«, was soviel heißt wie »Zauberer, Zauberer, nein!«, und man versetzt ihm einen Schlag auf den Kopf und trägt ihn davon, um ihn von einer Klippe zu stürzen. Doch die, die Urin lassen können, werden als unschuldig erachtet und freigelassen.
Dieses Volk kennt noch ein anderes Gift, Nkasa, das von einem gewissen roten Baum stammt, der so verderblich ist, daß die Vögel nicht einmal seinen Schatten ertragen können. Wenn dieser Trank dem verabreicht wird, der ihn trinken muß, sagte der Nganga: »Wenn du schuldig bist, den Frieden gestört zu haben, oder ein Verräter bist, wenn du diese oder jenes Verbrechen begangen hast, wenn du dieses oder jene Sache gestohlen hast, wenn du diesen oder jenen Mann beraubt und getötet hast, oder wenn du diesen oder jenen bösen Fluch gesprochen hast, dann stirb an diesem Nkasa. Doch wenn du unschuldig bist, dann übergib dich und sei von allem Bösen frei.« Der Schuldige wird daraufhin überreichlich roten Urin lassen, ein paar Schritte tun, stürzen und sterben, und seiner Leiche wird ein heiliges Begräbnis verweigert. Doch der Unschuldige übergibt sich von dem Trank, und sein Urin bleibt gelb, und er überlebt.
Ich erfuhr in meinen späteren Tagen in Afrika von vielen anderen Gottesurteilen, etwa denen durch ein heißes Eisen, durch kochendes Wasser oder durch
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