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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Schwellungen bedeckten meinen ganzen Körper, so daß ich aussah wie einer, der die Pocken hatte. Später erzählte mir ein Afrikaner, daß ich hätte sterben können, wenn sie mich nur häufiger gestochen hätten, denn unter den Schwarzen verursacht der Saft dieser Insekten eine Auflösung des Fleisches und der Knochen.
    Ich aß zum Frühstück einige glänzende gelbe Früchte, die ungefährlich aussahen und sich als süß und zart erwiesen. Dann suchte ich den Fluß Kuvu, der hier flach und brackig ist und an dessen Ufern ein paar siech wirkende Coccodrillos dösten, und folgte seinem Lauf ins Landesinnere. Der Dschungel war über meinem Kopf so dicht, daß ich kaum sehen konnte, in welcher Richtung die Sonne stand, doch als er sich einmal öffnete, erspähte ich vor mir die Berge der östlichen Landesteile und wußte, daß sie mich in die Richtung führen würden, in die die Jaqqas gezogen waren.
    Am Nachmittag begegnete ich zwei Negern, die nicht zu Mofarigosats Nation gehörten und mich verwundert betrachteten, denn in diesem Landstrich war vor mir noch nie ein Weißer gewesen. Diese beiden waren zutiefst verängstigt und standen wie Statuen da, doch ich beruhigte sie und fragte sie, ob sie Jaqqas gesehen hätten, und sie sagten: »Ja, sie sind in der Stadt des Fürsten Cashil!« und zeigten mir den Weg. Dann gaben sie mir etwas Fleisch, das sie gerade aßen – es war gebratener Affe –, und ich gab ihnen fünf Perlen, die ich in meiner Tasche fand, und wir gingen unserer verschiedenen Wege.
    Das Fleisch gab mir meine Kraft zurück, und ich marschierte durch sehr große Hitze weiter, die meinen Körper mit Schweiß überzog, bis ich auf Trampelpfade stieß, die gut ausgetreten waren, und wußte, daß die Stadt des Cashil nicht mehr weit entfernt sein konnte. Vor der Stadt entdeckte ich einen großen, hohlen Baum, um den Bienen schwärmten, und Knaben kamen und vertrieben die Bienen mit rauchenden Fackeln, um an den Honig heranzukommen. Und sie gaben mir etwas davon, ohne mich zu fragen, wer ich sei oder woher ich käme; doch ihre Hände zitterten, und ich bin mir sicher, daß sie mich für einen Mokisso hielten, der ihnen aus der Geisterwelt einen Besuch abstattete. Der Honig war betörend süß und viel besser als irgendeiner, den es in England gab.
    Dann betrat ich die Stadt des Cashil, wo alles Volk, groß und klein, zusammenlief, um meine weiße Haut und mein Haar zu bestaunen, was ein großes Mysterium für sie war. Unter den Negern dieses Ortes befanden sich einige Unterführer des Imbe-Jaqqa, die ganz friedlich in Cashil weilten, denn die Jaqqas verwüsten nicht immer das Land, das sie betreten. Ich war richtig froh, sie zu sehen.
    Diese Stadt des Fürsten Cashil war sehr groß und so überwachsen mit Ollicondi-Bäumen, Zedrachen und Palmen, daß die Straßen von ihnen verdunkelt wurden. Diese Straßen waren sehr ordentlich mit Palmpfählen umsäumt. Die Häuser waren rund wie ein Bienenstock und innen mit schönen, wenn auch fremdartig gewobenen Matten behangen.
    In der Stadtmitte befand sich ein Idol, das in etwa der Gestalt eines Mannes ähnelte, aber auf eigentümliche Art anders war, mit Stoßzähnen und großen, starren Augen, und eine Höhe von zwölf Fuß hatte; und am Sockel des Idols war ein Kreis aus Elephantozähnen in den Boden eingelassen. An diese Zähne waren zahlreiche Schädel angebracht, Schädel von toten Kriegern, die dem Idol geopfert worden waren. Ich sah, wie sie Palmöl über seine Füße gossen und auch ihr eigenes Blut.
    Das Idol wird Quesango genannt, und das Volk glaubt an ihn und schwört auf ihn; und es nimmt auch an, daß sie Quesango beleidigt haben, wenn sie einmal krank sind. An vielen Stellen der Stadt befanden sich kleine Mokisso-Idole, und über ihnen waren zahlreiche Elephantozähne aufgestapelt. Am südöstlichen Ende der Stadt befand sich ein überaus schmucker Molasso, bemalt mit Scharlachrot und Gold, darüber drei Tonnen gestapelte Elephantozähne.
    In diesem dunklen und kühlen Ort kamen die Jaqqa-Unterführer zu mir, denn sie erkannten mich als den goldhaarigen Mann, dem sie an jenem Flußufer begegnet waren. Sie sprachen mit mir, wobei sie sowohl ihre eigene Sprache und die Kikongo-Zunge benutzten, so daß ich auf diese Art mehr von der Jaqqa-Sprache lernte.
    Als sie mich fragten, weshalb ich hier sei, sagte ich, mein eigenes Volk habe mich zurückgelassen, und ich sei ein Gefangener des Mofarigosat gewesen und hätte mich in die dunkle Wildnis gewagt, um

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