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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Jaqqas sind ein fürchterliches Volk und töten wegen der geringsten Kleinigkeit.
    So verweilte ich in der Stadt des Cashil und zeigte keine Ungeduld. Und in der Tat kamen fünf Männer aus dem Reich des Mofarigosat zu der Stadt und fragten, ob ein weißhäutiger Dämon mit goldenem Haar dieses Weges gekommen sei.
    »Nay«, sagten Cashils Männer, während ich mich versteckt hielt, »solch einen haben wir nicht gesehen.«
    »Wir wissen, daß er hier ist, und wir wollen ihn, denn er hat unseren Fürsten beleidigt.«
    »Er ist nicht hier«, sagten Cashils Männer. Doch ihre Stimmen waren nun nicht mehr so fest, und in meinem Versteck fühlte ich, wie mir der Schweiß auf der Haut perlte.
    »Er hat einen Fürsten unserer Stadt erschlagen«, sagten Mofarigosats Männer, »und er hat seinen Schwur unserem Fürsten gegenüber gebrochen. Wir haben einen falschen Ndundu hingerichtet, der gelogen hat, damit das Leben des weißen Mannes verschont wurde. Und nun müssen wir auch den Weißen töten, damit der Zumbi unseres Ndundu nicht zu uns kommt und uns Schaden zufügt.«
    Bei diesem Geschwätz von Zumbis und Ndundus zeigten Cashils Männer große Furcht und beratschlagten untereinander, und ich glaube, sie schickten sich an, mich an Mofarigosat zu verraten. Doch als die Jaqqas der Stadt hörten, was dort vor sich ging, begaben sie sich zu den Gesandten und sagten laut: »Verschwindet, Narren, oder wir werden euch die Haut aufschlitzen und sie um Schweine binden und euch in der Verkleidung der Tiere, die ihr seid, eurem Fürsten zurückschicken.«
    »Wir verlangen…« sagte einer von Mofarigosats Männern, und dann sagte er nichts mehr, da der Jaqqa ihn augenblicklich erschlug, woraufhin sich die anderen abwandten und flohen.
    Ich wurde aus meinem Versteck gerufen, damit die Jaqqas mir berichten konnten, was sich ereignet hatte. Sie schienen den Mord, den sie begangen hatten, sehr kühl und gelassen zu betrachten.
    »Und wird Mofarigosat nun keinen Krieg mit uns anfangen?« fragte ich.
    »Nein«, erwiderten die Jaqqas, »denn er fürchtet den Imbe-Jaqqa und verlangt nicht so sehr nach dir. Doch wir werden diesen Ort morgen verlassen und dich zum Imbe-Jaqqa bringen.«
    An diesem Abend kochten die Jaqqas Mofarigosats Mann in einem großen metallenen Topf, den sie mit sich führten, und warfen Gewürze und vielerlei Kräuter hinein, um eine Suppe zu machen, in der Fleischbrocken schwammen. Das Volk des Cashil betrachtete dieses Fest aus der Ferne und schaute überaus verdrossen drein, denn das Verspeisen von Menschen war nicht nach ihrem Geschmack, und dies spielte sich im Mittelpunkt ihrer eigenen Stadt ab. Als das Fleisch fertig war, spülten die Jaqqas es mit großen Mengen Palmwein herunter und riefen mir zu: »Ho, weißer Mann, speise mit uns, das Fleisch ist zart!«
    Ich lehnte dies ab, indem ich eine Magenkrankheit vorschob, die es mir nicht gestattete, im Augenblick Fleisch zu essen. Dies beleidigte sie nicht, und sie schlugen sich die Mägen mit ihrer schrecklichen Delikatesse voll. Danach lagen sie sehr zufrieden auf dem Platz und schliefen diesen leichten Jaqqa-Schlaf, der beinahe überhaupt kein Schlaf ist.
    Am Morgen brachen wir zu dem Lager des Imbe Calandola in der Stadt des Calicansamba auf.
    Auf diesem Weg gelangte ich durch einen Hain mit riesigen Ollicondi-Bäumen, den größten, die ich jemals gesehen hatte; mit dem Wuchs ihrer Blätter verdunkelten sie sogar die Luft. Dieser Baum ist eins der Wunder Angolas; er ist sehr groß und überaus breit, mitunter so sehr, daß zwölf Mann ihn nicht umfassen könnten, und der Stamm und die Hauptäste sind ganz aufgeschwollen und aufgebläht. Einige davon sind hohl und empfangen zur Regenzeit vom freigebigen Himmel solche Wassermassen, daß sie in den harten, durstigen Monaten, die darauf folgen, Tausenden Geschöpfen gastfreundliche Wirte sind. Ich habe miterlebt, wie ganze Dörfer von drei- oder viertausend Seelen vierundzwanzig Stunden bei einem dieser Bäume blieben und ihre Wasservorräte daraus bezogen, und dann war er immer noch nicht ausgeschöpft. Ich glaube, solch ein Baum kann bis zu vierzig Tonnen Wasser halten. Und man findet auch große Vorräte an Honig in ihnen, da dies der hier von den Bienen begünstigste Baum ist, und wie ich es schon beschrieben habe, vertreiben die Schwarzen die Bienen mit Rauch und belohnen die fleißigen Geschöpfe so mit Raub, Vertreibung und Tod. Um an den Honig heranzukommen, klettern die Neger mit Pfropfen aus Hartholz an

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