Herr der Finsternis
den Imbe-Jaqqa zu suchen und mich seiner Obhut zu übergeben. Worauf sie erwiderten, der Imbe-Jaqqa sei in der Stadt des Calicansamba, die zwei Tagesreisen landeinwärts läge.
»Und werdet ihr mich zu ihm bringen?« fragte ich.
»Das werden wir«, sagten die Jaqqas, grinsten mich mit ihren Zahnlücken an und schlugen mir auf die Schulter, als sei ich ein alter Gefährte von ihnen, den wiederzusehen sie sich sehr freuten.
Doch zuerst gab Cashil ein Fest, bei dem es sehr viel Palmwein zu trinken gab, denn als der Herr dieses Ortes sah, daß ich von den Jaqqas begünstigt wurde, bemühte er sich sehr, mir auch seine Gunst zu erweisen. Dieses Volk hat eine solche Furcht vor den Jaqqas, daß es seine halben Besitztümer hingibt, um die Menschenfresser wacker zu bewirten, und mitunter beraubten die Jaqqas sie danach auch noch der anderen Hälfte.
Ich sah hier, was ich nie zuvor gesehen hatte, nämlich, wie der Palmwein gewonnen wird. Diese Palmbäume, in denen er versteckt ist, wachsen sechs oder sieben Klafter hoch und tragen nur an der Spitze Blätter. Die Eingeborenen haben die Kunstfertigkeit entwickelt, diese Bäume flink wie die Affen zu erklettern, indem sie ein Tuch um den Stamm schlagen und mit den Händen daran ziehen, während sie sich mit den nackten Füßen am Holz abstützen, und wenn sie an der Spitze des Baumes angelangt sind, schneiden sie ein Loch hinein, drücken eine Flasche in die eingeschnittene Stelle und ziehen den Wein in die Flasche. Dieser ist eine Flüssigkeit von einem etwas milchigen Aussehen, den sie ein paar Tage beiseite stellen, damit er zusätzliche Reife gewinnt, und dann wird er süß und stark, so daß sich einem der Kopf dreht, wenn man davon trinkt. Diesen Wein trinkt man kalt, und er geht sehr stark in den Urin, so daß es in den Ländern, in denen er bevorzugt wird, keinen einzigen Menschen gibt, der Schwierigkeiten mit Nierensand oder Harngrieß hat. So bleibt ihnen diese übelste aller Qualen erspart. Der Wein macht sie betrunken, wenn sie zuviel davon zu sich nehmen, doch ansonsten ist er sehr nahrhaft. Nach einiger Zeit wird er sauer und zu Essig, mit dem man nur noch Salate anrichten kann.
Die Jaqqas schätzen den Palmwein mehr als jedes andere Getränk und trinken große Mengen davon. Doch ihre Art der Weinherstellung unterscheidet sich völlig von der des Dorfvolkes. Denn die Jaqqas, die ein Stamm von Nomaden sind, legen keine Pflanzungen mit Palmen an, die sie erst viel später abernten könnten. Statt dessen ziehen sie in ein Land, in dem es Palmen im Überfluß gibt, und fällen die Palmbäume an den Wurzeln. Der Baum muß zehn Tage liegen, bevor er Wein gibt. Und dann schneiden die Jaqqas viereckige Löcher in die Spitze und das Herz des Baumes und ziehen jeden Morgen und jeden Abend einen Quart { * } aus dem Loch. So gibt ein jeder gefällte Baum sechsundzwanzig Tage lang jeden Tag zwei Quart Wein, und dann trocknet er aus. Wenn die Jaqqas sich in einem Land niederlassen, fällen sie so viele Bäume, wie sie Wein für einen Monat haben wollen: Und dann noch einmal genauso viele, so daß sie in sehr kurzer Zeit das Land verderben.
Ich sah, wie dies in der Stadt des Fürsten Cashil geschah. Die Jaqqas gingen auf die Palmenpflanzung, die schon so gut wie zerstört war, und fällten weitere fünf der besten Bäume, um sich später daran zu erfreuen. Einige von Cashils Männern standen daneben, als dies geschah, und beobachteten es zutiefst verdrossen, doch sie wagten nichts zu sagen, um die Jaqqas nicht zur völligen Vernichtung ihrer Stadt zu reizen.
Die Jaqqas bleiben niemals länger an einem Ort, als er sie ernähren kann. Zur Erntezeit brechen sie auf und lassen sich an dem fruchtreichsten Ort nieder, den sie finden können, und rauben das Korn ihrer Feinde und nehmen sein Vieh. Denn weder säen noch pflanzen sie noch haben sie eigenes Vieh, bis auf das, was sie durch Kriege erbeuten.
So blieb ich einige Tage in dieser Stadt. Was mir nicht gefiel, denn dieser Ort lag dem Reich Mofarigosats zu nahe, und ich fürchtete, er könne Boten auf die Suche nach mir ausschicken. Doch ich konnte die Jaqqas nicht veranlassen, mich schneller zu Imbe Calandola zu bringen. Es ist offensichtlich, daß nur ein Narr versuchen würde, die Jaqqas anzutreiben. Denn selbst ein freundlicher, und die in der Stadt des Fürsten Cashil waren überaus freundlich, wird wild werden und schnauben, wenn man ihn beleidigt, und mit der Hand oder dem Messer zuschlagen. Ich habe dies gesehen. Die
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