Herr der Finsternis
der Imbe-Jaqqa seine genaue Untersuchung meines Körpers ein Stück tiefer fort, und er nahm mein Geschlecht in die Hand, so kühl, als hebe er eine Tasse oder ein Stück Obst, und sagte etwas zu seinem Bruder.
Was er sagte, wußte ich nicht. Doch diese so müßige Behandlung meines membrum virile und seine so eingehende Erörterung brachte einen Anflug heißer Schamesröte auf mein Gesicht: Und dieses helle Rot erstaunte Calandola so sehr, daß er mein Glied losließ und die Wangen berührte, wohl um herauszufinden, wie ich einfach so meine Hautfarbe ändern konnte.
»Der Imbe-Jaqqa fragt sich«, sagte Kinguri, »ob alle Männer Englands solche Pimmel haben wie du, Andubatil.«
»Ich glaube schon«, erwiderte ich ein wenig wütend, »obwohl ich fürwahr nicht viel Zeit damit verbracht habe, sie zu untersuchen. Ich nehme an, daß einige größer und einige kleiner sind, doch meiner ist von der üblichen Größe.«
»Wir meinen nicht die Größe«, sagte Kinguri, »sondern die Form.«
Zuerst verstand ich den Sinn seiner Worte nicht. Also machte er eine Handbewegung, und die Männer des Hofes schoben ihre Lendentücher beiseite und enthüllten vergnügt ihre Geschlechter, und siehe!, ein jeder von ihnen war beschnitten.
»Aye«, sagte ich, »jetzt verstehe ich. Wir sind in dieser Hinsicht nicht so wie ihr, und das gilt für alle weißen Männer gleichermaßen, bis auf die Juden. In unserem Land leben noch ein paar Juden, obwohl sie eigentlich verbannt worden sind. Doch wir anderen schneiden unsere Vorhäute nicht ab.«
»Warum nicht?« fragte Calandola, nachdem er meine Antwort vernommen hatte.
»Nun«, sagte ich, »das ist eben nicht Brauch bei uns. Unter dem christlichen Gesetz, dem wir gehorchen, lassen wir diesen Teil unberührt.«
»Aber dann seid ihr keine Männer!« sagte Calandola.
»Dieser Auffassung sind wir nicht.«
»Ein Mann muß diesen Teil entfernen lassen. Denn es ist ein weiblicher Teil, und alles an ihm, was weiblich ist, muß abgeschnitten werden, wenn er das Mannesalter erreicht.«
Ich legte es nicht darauf an, diesen Sachverhalt mit dem Imbe-Jaqqa zu besprechen, da er eine neue und schwierige Philosophie für mich darstellte.
»Die Bakongos von der Küste«, sagte ich, »beschneiden sich auch nicht mehr, nun, da sie Christen sind.«
»Und ihre Männer sind nur noch Frauen«, sagte Calandola. »Ist das nicht offensichtlich?« Er runzelte nachdrücklich die Stirn.
»Dein Fürst ist eine Frau, die nicht zulassen will, daß sich ein Mann zwischen ihre Beine legt, und eure Männer wollen nicht den weiblichen Teil von ihren Geschlechtern entfernen. Also können unter euch keine Kinder geboren werden.«
»Ich versichere dir, daß dies nicht der Fall ist.«
»Aber wenn eure Königin…« Er hielt verwirrt inne.
»Sie ist die einzige keusche Frau unseres Reiches«, sagte ich, was nicht genau die richtige Art und Weise war, wie ich es eigentlich hatte ausdrücken wollen, doch es genügte. »Und was uns Männer betrifft, so sind wir durchaus imstande, so, wie wir sind, unsere Taten der Männlichkeit auszuüben, denn so sind wir auf die Welt gekommen, und Gott, unser Schöpfer, hat es genauso beabsichtigt.«
Ich befürchtete, der Imbe-Jaqqa sei darüber verärgert. Vielleicht hielt er Gott für seinen direkten Rivalen und wollte seinen Namen nicht hören. Doch sein Ärger – wenn es überhaupt ein solcher war – verstrich schnell, und er deutete wieder auf mein unbeschnittenes Glied und sagte: »In diesem Land solltest du so sein, wie wir sind. Wir werden dich jetzt so machen, wie wir sind.«
Was mich mit solch einer Furcht erfüllte, daß mir die Beine den Dienst zu versagen drohten. Denn da ich mit den Feinheiten der Jaqqa-Zunge größtenteils noch unvertraut war, verstand ich die Bedeutung seiner Worte falsch und dachte, er habe mir befohlen, mich an Ort und Stelle einer Beschneidung zu unterziehen. Wohingegen er lediglich ein freundliches Angebot machte; vielleicht war es auch nur ein Scherz: Ich bin mir nicht sicher.
Er winkte einen seiner Medizinmänner herbei, der ein langes Messer von beträchtlicher Schärfe aus einer Schneide zog. Ich schreckte vor ihm zurück und bedeckte mein Geschlecht, das wegen meines Schreckens auf die Größe das eines kleinen Jungen zusammengeschrumpft war, mit den Händen. Mich auf diese Art zu bedecken, rief bei den Frauen ein herzliches Gelächter hervor.
»Mit deiner Erlaubnis, großer Fürst Jaqqa…« sagte ich elendig…
»Komm, Andubatil, wir
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