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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schwierigen Augenblick. Denn seit unserer heftigen früheren Liebe hatte es einen gewaltigen Abgrund der Jahre und Gefühle zwischen uns gegeben, und solche Abgründe kann man nicht leicht überbrücken. So viele Jahreszeiten waren durch das große, eherne Tor der Zeit gegangen, seit sich unser Fleisch zum letzten Mal in solch einer Umarmung vereint hatte, daß sie mir fremd vorkam und mir unbehaglich zumute war, unser Liebesspiel erneut aufzunehmen.
    Doch alte Kenntnisse, die man gut erlernt hat, kehren rasch zurück. Ich legte die Hände auf ihre Brüste und preßte meine Lippen auf die ihren, was bei Kulachinga, der das Küssen fremd war, einen kichernden Heiterkeitsausbruch hervorrief. Und dann drückten Doña Teresa und ich unsere Körper von den Schenkeln bis zur Brust aneinander, und ihre Finger gruben sich tief in mein Fleisch und meine in ihres, als könnten wir mit einer einzigen gewaltigen Umarmung all die vielen Jahre, die wir getrennt waren, ungeschehen machen.
    Doch da war auch noch Kulachinga, und ich wollte sie nicht zurückweisen. Also löste ich meinen Griff um Teresa ein wenig und wandte mich der Jaqqa-Frau zu, und wir umarmten einander auch auf unsere andere Art. Dabei streichelte Doña Teresa Kulachingas eingeölte Haut überaus intim und liebevoll, ohne Scham zu zeigen, sich mit einer anderen Frau zu befassen.
    Dann zogen mich die beiden gemeinsam zu sich hinab.
    Ah, was sollte ich jetzt nur tun, hatte ich doch nur ein Glied! Doch durch den Wein und die Müdigkeit drehte sich in meinem Kopf alles, so daß ich diesen Schwierigkeiten keine Beachtung schenkte, sondern mich einfach auf dem Fluß des Augenblicks dahintreiben ließ und dorthin ging, wohin immer die Reise mich führte, genau wie ein Matrose, der über Bord gegangen ist, sich dem Busen des Wassers übergibt und keinen Versuch unternimmt, seine Richtung zu bestimmen, wenn er klug ist.
    Bei Gottes Blut! Es war eine wunderbare Erfahrung! Ihre Hände waren auf mir, hier und dort und überall. Ihre Körper, die so unterschiedlich waren in Form, Empfindlichkeit und Geruch, drängten sich an mich. Ich hatte eine Hand zwischen diesen Schenkeln und eine zwischen jenen; meine Finger bewegten sich geschäftig und ertasteten Wärme und Feuchtigkeit; ich hörte Geräusche; ich schloß die Augen; Finger fuhren über die Länge meines Schaftes und wanderten wieder zurück; eine der beiden bestieg mich und ließ sich von mir pfählen; die andere drückte mir Brüste mit harten Warzen gegen die Lippen; ich streichelte die eine und trieb meinen Schaft in die andere; und zog mich zurück oder wurde zurückgezogen; drang in die eine ein und streichelte die andere; meine Sinne waren überwältigt, und mein Verstand löste sich auf, und meine Seele trieb dahin, und das ganze Universum wurde zu einem Meer aus Bewegungen, des Keuchens und Stoßens und Lachens und Zuckens, mit Strömen heißen Schweißes, die unsere Haut schlüpfrig machten; und es kam der Augenblick, da ich meine Lust mit einer gewaltigen Explosion entlud, in die eine oder in die andere Frau, und für alles Gold in Peru hätte ich Euch nicht sagen können, in welche; und ich fiel in einen Schlaf, als sei ich betäubt worden, und als ich erwachte, weil ich ein Wimmern hörte oder ein Tier des Urwalds in der Nähe, oder dies jedenfalls glaubte, sah ich im spärlichen Licht der Dämmerung, wie sich die beiden umarmten, die Brüste gegen die Brüste rieben und die Beine wie Ringkämpfer ineinander verschlungen hatten. Doch sie führten keinen Ringkampf durch. Und ich lächelte und beobachtete Teresa und Kulachinga eine Weile bei ihrem Spiel und schüttelte verwundert den Kopf, wandte mich von ihnen ab, schloß die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf, aus dem mich weiß Gott nicht einmal die Arme der Venus selbst hätten zerren können.
10
    Am Morgen suchte ich Golambolo und fragte ihn, ob er meiner Weisung nicht nachgekommen sei, Imbe Calandola zu sagen, die portugiesischen Gefangenen, die er hergebracht hatte, seien zu verschonen, bis ich sie befragt hatte. Überaus betrübt, daß ich ihn einer Unterlassung verdächtigte, schwor er mir bei dem Mutter-Mokisso, daß er meine Worte ausgerichtet habe, und bat mich, ihn zu erschlagen, falls ich feststellen sollte, daß er nicht die Wahrheit sprach.
    »Aber warum wurden dann einige getötet?« wollte ich wissen.
    »Ah, Calandolas Hunger kennt keinen Einhalt«, sagte er, und da ich wußte, daß dies der Fall war, entließ ich ihn mit meiner

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