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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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weniger darauf an, wer gewann oder verlor; dem Sieger schenkte man nur wenig Beachtung, einer ausgezeichneten Vorführung jedoch viel, und einer, der bei seiner Niederlage noch Anmut zeigte, wurde oft höher gepriesen als sein Unterwerfer. So begannen Golambolo und Tikonje-nzinga nun kunstvoll mit ihren Pavanen und Allemanden des Kampfes, bis Tikonje-nzinga in der Hitze des Gefechts niedergeworfen wurde und überaus gelassen fiel, was ihm hohes Lob einbrachte.
    Die nächsten beiden, die miteinander rangen, waren Kaimba und Ngonga – denn die hohen Fürsten der Jaqqas traten eifrig in die Arena – und nach ihnen der ehrwürdige Ntotela mit einem muskulösen, grobschlächtigen Mann, der Kulurimba hieß und in seinem Alter war. Und sie alle waren elegant und gefällig in ihren Bewegungen, und ich beneidete und bewunderte sie und dachte: Gott, gib mir die Anmut und das Geschick, so zu ringen wie sie! Und ich fragte mich, was geschehen würde, wenn ich in die Arena treten würde, was ich noch nie getan hatte.
    Ich sah zu Doña Teresa hinüber, und sie war von der Schönheit dieser Wettstreite fürwahr genauso angetan wie ich. Ihre Augen leuchteten, ihr Gesicht war erstarrt, ihr Atem kam langsam, und ihre Lippen waren ein wenig geöffnet, und wenn der eine oder der andere Wettstreiter für kurze Zeit die Oberhand errang, schloß und öffnete sie die Hände in stummem Mitgefühl. Als Ntotela schließlich auf der Brust seines Widersachers kniete, wandte sie sich mir zu und sagte mit belegter, flüsternder Stimme: »Ah, sie sind wie die Engel, wenn sie ringen! Wie kann das sein, daß Teufel auf einmal wie Engel sind?«
    »Dieser Wettstreit ist eine große Kunst unter ihnen.«
    »Und hast du sie erlernt?«
    »Ich? Ich habe nur zugesehen, doch niemals gekämpft.«
    »Doch würdest du kämpfen, Andres, wenn man dich dazu auffordert?«
    »Das würde ich, und zwar überaus gern«, sagte ich. »Und Gott möge mich behüten, denn ich fürchte, der schwächste dieser Jaqqas würde mich im Ringkampf besiegen; aber dennoch würde ich mich gern mit einem messen.«
    »Nun, sieh doch, der hohe Oberteufel hält gerade nach den nächsten Ringern Ausschau. Geh du doch, Andres!«
    »Ah, nicht an diesem Abend«, sagte ich und erwiderte Calandolas suchenden Blick nicht.
    Denn ich brütete über ein anderes Ringen nach. Nun hatte ich zwei Frauen, und meine Gedanken beschäftigten sich unbehaglich damit, was geschehen würde, wenn ich Teresa mit Kulachinga zusammenbrachte. In England unterweist man uns schließlich nicht darin, wie man einen Harem unterhält.
    »Du willst also nicht kämpfen?« fragte Teresa, und ich sah, wie sehr ihr Blut von den bisherigen Ringkämpfen aufgewühlt worden war.
    »Ich sage dir, heute abend nicht. Komm, das Fest neigt sich seinem Ende zu, und ich möchte, daß du meine Kulachinga kennenlernst.«
    Ich nahm sie am Arm und führte sie mitten unter die Jaqqas. Und siehe, es war kein Frost zwischen ihnen. Mein Jaqqa-Weib lächelte lediglich ohne Erbitterung, denn es war Brauch unter diesem Volk, mehrere Frauen zu nehmen, und vielleicht dachte sie, daß ich mir schon längst hätte eine zweite nehmen sollen. Und Doña Teresa, die mir einst wegen ihrer Rivalin Matamba soviel Verdruß bereitet hatte, begrüßte Kulachinga nun überaus freundlich. Obwohl keine der beiden auch nur ein Wort der Zunge der anderen sprach, schienen sie sich augenblicklich zu verstehen.
    Gemeinsam gingen wir zu der Behausung, die die Jaqqas mir im neuen Lager vor der Stadt Agokayongo errichtet hatten. Es war eine schöne Flechtwerkhütte, über deren Boden Stroh verstreut war; und an den Wänden hingen einige bestickte, Scharlach- und pupurrote Tapisserien, die ich mit mir geführt hatte, seit Kinguri sie mir in der Stadt Shillambansa, die wir geplündert hatten, geschenkt hatte. Ich war wegen der langen Reise, der großen Aufregungen des Abends und des schweren Weins sehr müde, und nachdem wir die Hütte betreten hatten, sank ich auf dem Erdboden auf die Knie. Meine beiden Frauen kamen zu mir und liebkosten mich, und es war überaus seltsam für mich, von zwei Frauen gleichzeitig gestreichelt zu werden, und dazu noch von einer stattlichen Portugiesin in ihrem zerrissenen Gewand und einer jungen Schwarzen, deren kräftiger Körper von Kopf bis Fuß eingeölt und deren Haar dick mit Ton verschmiert war. Man konnte sich kaum drei seltsamere Seelen als uns vorstellen.
    Als ich am Anfang Doña Teresa so nahe bei mir fühlte, gab es einen

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