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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gegeben!
    Aye, aber nicht so schnell, denn nichts geht leicht oder schnell, wenn man es mit den Portugiesen zu tun hat. Ich machte an diesem Nachmittag meine schriftliche Eingabe bei Don Manoel Cerveira Pereira, und dann schickte ich mich an, Gott für meine Erlösung zu danken und um Frieden für Ihre Protestantische Majestät Elisabeth, Gott habe sie selig, zu bitten, und auch meiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, daß Gott es mit dem neuen König und Herrn James I. gut meinte, der schon fast zwei Jahre mein Monarch war, ohne daß ich es wußte. Doch noch immer war ich in Kambamba, viele Meilen von der Küste entfernt. Und Cerveira Pereira erwies mir auch nicht die Gunst einer schriftlichen Beantwortung meiner Eingabe, obwohl er mir dies mündlich versprochen hatte.
    Bald darauf war es für den Gouverneur an der Zeit, in seine Hauptstadt zurückzukehren, und ich brach mit ihm und seinem Gefolge nach São Paulo de Luanda auf. Ich erkannte diese Stadt kaum wieder, so groß war sie geworden, mit majestätischen neuen Gebäuden, die sich nun auf dem Hügel und den flachen Stadtteilen erhoben; im Vergleich zu ihnen wirkten die alten Paläste und die Kathedrale in ihrer Mitte geradezu winzig. Sklavenhandel war die Haupteinnahmequelle der Stadt geworden und sah dem großen Lager São Tomé nicht unähnlich: Überall befanden sich große Käfige, in denen die traurige menschliche Handelsware eingepfercht war.
    Es war seltsam, wieder in der Zivilisation zu sein, in einem richtigen Bett zu schlafen, portugiesische Speisen zu essen, Rotwein zu trinken und saubere Kleidung zu tragen. Ich verspürte noch immer den Sog der Jaqqas, die magnetische Kraft des Dschungels. Ich gehörte zum Teil noch immer zu ihrem Volk, obwohl ich mich nun seit einigen Jahren nicht mehr unter ihnen befand; ich glaube, ich werde immer zum Teil ein Jaqqa sein, denn in meinen Adern fließt unauslöschlich Jaqqa-Blut.
    In den wenigen Jahren, die ich aus São Paulo de Luanda fort gewesen war, war ich zu einem völlig Fremden geworden, der keine Verbindungen mehr zu diesem Ort hatte. Ich sah mich eifrig um, und nichts war mir vertraut. Die Männer, die ich in den alten Tagen gekannt hatte, waren gestorben oder fortgezogen, und selbst die Straßen, die ich gekannt hatte, waren von den neuen verschlungen worden. Ich konnte auch Matamba nicht finden und auch niemanden, der von ihr wußte. Die Namen Don João de Mendoça und Fernão da Souza und seiner Frau Doña Teresa schienen in dieser größeren, lauteren Stadt in Vergessenheit geraten zu sein. Und was Andrew Battell betraf, nun, so war auch er vergessen. Ich bekam keine besondere Aufmerksamkeit, nicht einmal wegen meiner Hautfarbe, denn mein Haar war nicht mehr golden noch war goldenes Haar hier eine Rarität, denn die Stadt war voller Holländer – und einige Franzosen –, die am Sklavenhandel teilnahmen.
    Aye, und bestieg ich das erste Schiff nach Europa, da ich nun die Erlaubnis zum Aufbruch hatte? Sicher habe ich das getan, werdet Ihr sagen.
    Doch ich tat es nicht. Denn man würde mich nicht aus reiner Höflichkeit nach Hause mitnehmen; ich mußte mir meine Passage kaufen, und zwar zu einem recht hohen Preis. Und zu denen, die mich vergessen hatten, gehörten auch jene Bankiers, denen ich meinen Reichtum anvertraut hatte. Bevor ich Mofarigosat in die Hände gespielt worden war, hatte ich im Kontor von São Paulo de Luanda die Erträge meiner sämtlichen Handelsreisen nach Benguela hinterlegt, und dies war keine kleine Summe. Doch als ich, der Meinung, sie sei zu einem staatlichen Stapel gewachsen, danach verlangte, ließen sie mich lange Zeit in dem samtbeschlagenen Kassenraum stehen, und als sie zu mir zurückkamen, täuschten sie vor, sie wüßten nicht, weshalb ich gekommen sei, und ließen mich erneut stehen, und so weiter, bevor sie schließlich abstritten, von irgendeinem Guthaben meinerseits bei ihnen zu wissen. Hatte ich irgendeine Einzahlungsbescheinigung?
    Was konnte ich sagen, der ich nackt durch die Wildnis gestreift war, Perlenketten und Farbe getragen und keine Börse gehabt hatte, in der ich meine Dokumente aufbewahren konnte? »Ihr seht doch«, sagte ich, »daß ich Andrew Battell bin, oder vielleicht habt ihr mich auch als Andres geführt, der als Lotse unter Don João de Mendoça gedient hat…«
    Doch sie kannten keinen Don João, und sie kannten auch mich nicht, und sie hatten auch mein Geld nicht und auch keine Unterlagen darüber.
    Ich ging zum Gouverneur, um mich zu

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