Herr der Finsternis
verschiedener Sorten, alles in dunklen und dicken Saucen und nach den Gewürzen riechend, die die Portugiesen so lieben, nach ihrem Knoblauch und Safran und spanischen Pfeffer und so weiter. Zwei Sorten Wein standen auf dem Tisch und auch Becher mit Bier oder Ale. Don João hielt einen Teller an seinen Mund, schlürfte eine schwere goldgelbe Sauce, setzte ihn mit großer Bedachtsamkeit wieder ab, schnitt eine Scheibe Fleisch ab, die ich für Hammel oder Kalb hielt, spießte sie sorgsam mit seinem Messer auf und kaute genießerisch darauf. Dann nahm er einen großen Schluck des hellen Weines, wischte sich die Lippen ab und sah zu mir hoch, und ich erkannte in ihm einen Mann, der mit seiner Mahlzeit sehr zufrieden war.
»Doña Teresa sagte, daß du annehmbares Portugiesisch sprichst«, sagte er ohne ein Wort des Grußes.
»Das ist wahr.«
»Wie hast du dir diese Fertigkeit angeeignet?«
»Nach und nach, Herr, als ich ein Junge in England war und mein Bruder mir einzelne Worte beibrachte.«
»Deine Aussprache ist zu breit, obwohl du die Worte und ihren Sinn einigermaßen kennst. Du sprichst unsere Worte auf diese flache englische Art aus, ohne Musik. Sprich mehr durch Kehle und Nase, verstehst du? Lege etwas Donner in die Selbstlaute. Lege etwas würzige Schärfe in sie hinein. Es ist wohl euer englisches Essen, das so leer an Geschmack ist, das euch Engländer veranlaßt, eure Worte so fade auszusprechen. Wie war gleich noch dein Name?«
»Andrew Battell, Herr.«
»Setz dich, Andrew Battell. Willst du essen?«
»Wenn es Euch gefällt.«
»Iß. Es ist genug für ein ganzes Regiment da.« Er schob mir Behälter mit Fleisch und Haferschleim zu und einen Kelch und Wein und andere Dinge. Ich war verblüfft von solchem Überfluß, hatte ich doch so lange von faulem Kerkerfraß gelebt, den nur die Leckereien aufgebessert hatten, die mir Doña Teresa in die Zelle geschmuggelt hatte. Als ich zögerte, schnitt er eine Scheibe Fleisch ab und setzte sie mir vor, und ich aß, wenn auch nur aus Angst, seine Gastfreundschaft zu beleidigen. Es war Fleisch, das auf den ersten Blick wie Hammel aussah, doch meine Zunge schmeckte nicht im geringsten Hammel, eher etwas in Richtung Kalbfleisch, wenn gleich nicht ganz in dieser Richtung, und es war mit einer Sauce aus heißem Pfeffer und Zwiebeln bedeckt, die auf den ersten Biß wie glühende Kohlen in meinem Mund brannten, obwohl ich mich schnell daran gewöhnte. Don João beobachtete mich neugierig, als ich das seltsame Fleisch und dann ein zweites Stück aß.
»Es schmeckt dir also.«
»Fürwahr. Was für ein Fleisch ist dies, Herr?«
»Eine große Delikatesse. Du weißt nicht, wie glücklich du dich schätzen kannst.«
»Und sein Name?«
»In diesen Ländereien wird es ambize angulo genannt, was soviel wie Schweinsfisch heißt, weil es so fett wie eine Sau ist.«
»Es hat weder den Geruch noch den Geschmack von Fisch.«
»Ja«, sagte Don João, »denn es ist genausowenig ein Fisch wie du oder ich, obwohl es in den Flüssen lebt. Es ist ein Tier, das die Indianer der Neuen Welt Manati { * } nennen und das zwei Hände und einen Schwanz wie einen Schild hat. Es verläßt das Süßwasser niemals, sondern ernährt sich von dem Gras, das an den Ufern wächst, und hat ein Maul wie die Schnauze eines Ochsen.«
»Ein überaus seltsames Geschöpf.«
»In der Tat. Es gibt von diesen Fischen einige, die über fünfhundert Pfund wiegen. Die Fischer mit ihren kleinen Booten fangen sie, indem sie ihnen an den Plätzen auflauern, wo sie fressen, und dann mit ihren Sicheln und Mistgabeln auf sie einschlagen. Sie ziehen sie tot aus dem Wasser, und im Königreich Kongo müssen alle diese Geschöpfe, die gefangen werden, sofort zum schwarzen König gebracht werden, und wer dies nicht befolgt, wird mit dem Tode bestraft. Hier leiden wir nicht unter solchen Einschränkungen und essen dieses Fleisch oft. Willst du mehr haben?«
»Nach einer Weile vielleicht. Diese Üppigkeit des Essens übersättigt mich nach einer so langen Gefangenschaft.«
»Ich verstehe. Doch sie verbessert dein Portugiesisch. Gestehst du ein, daß diese Sauce deine Aussprache verbessert und dich beredsam gemacht hat?«
»Nicht die Sauce, glaube ich, sondern, daß ich Euren Worten lauschen konnte«, sagte ich.
»Dann bist du also ein Schmeichler?«
»Nay, ich wollte Euch nicht schmeicheln. Es ist nur, daß ich ein gutes Ohr habe, und indem ich Eurer Aussprache lausche, verbessere ich die meine.«
»Ah. Gut gesagt.
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