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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihm beliebt. Nun, da dieser Gouverneur d’Almeida eingetroffen ist und sich als Tor entpuppt hat, ist es für Don João an der Zeit, nach der Macht zu greifen. Sei guten Mutes.«
    »Das will ich dann sein.«
    Sie zog mich näher heran, bis ihr Mund an meinem Ohr lag. »Nur eins noch«, flüsterte sie leise. »Deute nicht an, daß es zwischen uns irgend etwas außer geographischen Unterweisungen gegeben hat, oder es wird uns beiden schlecht ergehen.«
    »Geographische Unterweisungen?«
    »Aye. Ich bin all diese Monate zu dir gekommen, damit du mich alles über den Globus und die Ozeane und die Länder Europas lehrst. Nichts weiter. Nichts weiter.«
    »Don João de Mendoça ist ein eifersüchtiger Mann?«
    »Er ist ein stolzer Mann.«
    Was mir bestätigte, was ich bereits geargwöhnt hatte, nämlich, daß sie die Mätresse dieses Mendoça war und daß sie das, was sie zwischen den Beinen hatte, bei ihm als eins der Mittel zu ihrem Aufstieg einsetzte. Nun, so sei es, ich hatte sie nicht für eine Jungfrau gehalten und auch nicht angenommen, daß sie die vielen Nächte, die sie nicht bei mir war, alleine lag.
    Es spielte keine Rolle. Ich war guten Mutes. Mit ihrer Hand auf Mendoças Glied war sie vielleicht imstande, die Freiheit für mich herauszupressen.
9
    Am Morgen kam dieser gut gekleidete Hauptmann der Wache zu mir, Fernão de Souza, ein weiterer, von dem ich argwöhnte, daß Teresa ihn erobert hatte. Wie es Usus bei ihm war, ging er überaus edel gekleidet, ganz in Spitzen, mit fleckenlosen Handschuhen und parfümierten Stiefeln und Samtärmeln und breiten, aufgebauschten perlenbesetzten Stulpen: ein junger Mann, groß für einen Portugiesen, mit mitteldunkler Hautfarbe und gerade genug Verschlagenheit und Ehrgeiz in seinen Augen, um den Fluch von seiner Geckenhaftigkeit zu nehmen. »Du wirst aufgefordert«, sagte er zu mir, »vor Don João de Mendoça zu treten, der dir aus der Größe seines Herzens die Gelegenheit gewährt hat, dich nützlich zu machen. Säubere dich und lege diese Kleidung an.«
    Kein übelriechender Lumpenbold für Don João! Ich wusch mich, zog einfache, bescheidene Kleidung an und schritt aus meiner Zelle und blinzelnd und erstaunt in das gewaltige Strahlen des Tageslichts hinaus. Und auf den Platz der Stadt, vorbei an der Kirche zu einer kleineren Häusergruppe, die im portugiesischen Stil errichtet war – das heißt, aus Brettern erbaut und mit einem zweiten Stockwerk. Dies war der Palast von Don João de Mendoça, den ich bei seinem Mittagsmahl vorfand, als ich hineingeführt wurde.
    Mendoça war ein Mann hoher Erscheinung und Autorität, der in einem jeden Umkreis zu einem bedeutenden Rang aufgestiegen wäre. Was er in dieser fernen Kolonie tat, anstatt in Lissabon zu weilen und sich mit hohen Staatsangelegenheiten abzugeben, konnte ich mir nicht vorstellen, obwohl ich später herausfand, was für mich hätte offensichtlich sein sollen: Mit einem Spanier auf dem Thron von Portugal sah Don João wenig Aussichten, in seinem Heimatland emporzukommen, und als jüngerer Sohn hatte er auch keine größeren Ländereien geerbt. So war er wie viele andere kühne Männer in die tropischen Länder des Reiches gegangen, wo Männer mit Eifer und Können neu beginnen.
    Er war ein Mann von vielleicht vierzig Jahren oder etwas darüber, woraufhin ich mich fragte, wie er mit den verlangenden Leidenschaften seines Liebchens Doña Teresa mithalten konnte. Vielleicht nicht allzugut, sagte ich mir, da sie noch Feuer für solche wie Hauptmann Fernão da Souza und mich übrig hatte und wer weiß für wie viele andere noch dazu? An Statur war Mendoça klein, doch seine Schultern waren breit, so daß er im Sitzen wie eine Person von Macht und Erhabenheit erschien. Es war das gleiche mit Sir Francis Drake, der nicht groß war, einen Ratstisch jedoch mit spielerischer Leichtigkeit beherrschte. Don Joãos Fleisch war voll, doch fest, seine Haut war dunkel, wie es die Portugiesen an sich haben, und seine großen Augen blickten glänzend. Er war gut gekleidet, wenn auch nicht in der übertriebenen, geckenhaften Art von Hauptmann de Souza; sein Aufzug war eher unscheinbar, in Schwarz und Grau gehalten, mit schwarzen Samtschuhen. Die Tafel, die sich vor ihm ausbreitete, war königlich, dachte ich, wenngleich sie auf einfachem Zinngeschirr und nicht auf feinem Porzellan serviert wurde. Viele Schüsseln und Seidel und Platten enthielten die Speisen des Landes, Früchte und Gemüse, die ich nicht kannte, und Fleisch

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