Herr der Finsternis
und das Fleisch dieses sanften, trägen, im Schlamm wühlenden Manati war kaum das Schlimmste davon. Doch in diesem Augenblick war ich auf dem Weg nach Hause, wenn auch nur in der Vorstellung meines Geistes, und ich dachte bei mir, daß dieser Don João de Mendoça ganz und gar nicht wie all die anderen Portugiesen und Spanier, sondern ein Mann des Mitgefühls und Verständnisses und wahren Edelmutes sei. Ich hätte beinahe seine Stiefel geküßt, hätte ich nicht zu der Sorte gehört, die niemandem die Stiefel küßt und es schwer findet, selbst Ihrer Majestät solche Gehorsamsbekundungen zu erweisen.
»Doña Teresa spricht gut von dir«, sagte er. »Ich glaube, ihr Urteil ist angemessen.«
»Sie ist eine scharfsichtige Frau.«
»Fürwahr. Fürwahr eine seltene Frau. Ich kenne sie schon seit vielen Jahren, Battell. Ihr Vater starb jung und heldenmütig, im Kongo, und ich war ihr Vormund.«
Und noch etwas anderes als nur Vormund, dachte ich bei mir, doch sprach es nicht aus. Ich mochte eine grobe englische Ehrlichkeit haben, doch grobe englische Ehrlichkeit erweitert sich nur bei Narren zu einer ungestümen Lockerheit der Zunge.
Und doch sah ich Teresa in meiner Vorstellung, nackt in meiner Zelle und ölig vor Schweiß, wie sie sich über mir niederkauerte und sich hinabließ, um meinen Stößel in ihren Mörser aufzunehmen und dann solch ein Mahlwerk in Gang zu bringen, das Marmor zu Staub zerrieben hätte; und ich wußte, wenn diese Vorstellung aus meinem Geist in den Mendoças übersprang, würde ich mich nicht als Lotse wiederfinden, sondern als Galeerensklave oder Schlimmeres. Und ich sah auch Mendoça, nackt und aalglatt und feist, mit seinen Knien zwischen Teresas Schenkeln und seinen Händen um beide Brüste, und diese Vorstellung nährte ein Feuer des Aufruhrs in meiner Brust, das mich in solche Verzweiflung stürzte, daß ich mich hastig zwang, statt dessen an Manati zu denken und an Elephantos und die leuchtenden Fische der tropischen Meere.
Während diese Bilder in meinem Kopf wogten, fuhr Don João mit seiner Rede fort und pries Doña Teresas Tugenden, ihre Weisheit und Beherrschung der Künste der Musik und Dichtung und ihre Klugheit, die, wie er sagte, der eines jeden Mannes gleichkam, und ihre Schönheit, und sprach von ihren scharfen, leuchtenden Augen und geschmeidigen Gliedern und betörenden Lippen, als beschriebe er irgendeine Frau eines fernen Landes. Nun, und er hatte guten Grund, sich an ihr zu freuen.
Es war nun an der Zeit, meine Audienz bei ihm zu beenden. Wir hatten unsere Übereinkunft geschlossen: Ich würde eine Zeitlang sein Lotse sein, und dann würde er mich freilassen. Es erschien mir seltsam, daß die Portugiesen, die schon zu den Zeiten Prinz Heinrich des Seefahrers all diese Länder und die andere Seite Afrikas entdeckt hatten, diese Portugiesen, die schon in die dahinterliegenden Nebel vorgedrungen waren und sogar Indien entdeckt hatten, so bedürftig an Männern waren, daß sie einen englischen Lotsen in ihre Dienste zwingen mußten, in den gleichen Meeren, in denen Bartholomeo Dias und Vasco da Gama und ihre anderen großen Seefahrer solche Verdienste errungen hatten. Doch anscheinend waren bei den Portugiesen schlechte Zeiten angebrochen. Wenn sie den Spanier Philip als ihren König duldeten, warum sollten sie dann nicht den Engländer Andrew als ihren Lotsen dulden, mich, der ich nur die leichteste Unterweisung für diese Aufgabe genossen hatte? Ich dankte Don João de Mendoça erneut für seine Großzügigkeit und auch für dieses Mahl seltener Delikatessen.
Er schlug in die Hände, und zwei Sklaven erschienen, um den Tisch abzuräumen – Schwarze mit flachen Nasen und Lippen wie Rindsrouladen. Einer von ihnen war so unglücklich, zu stolpern und ein paar Tropfen einer öligen gelben Sauce auf Don Joãos Kleidung zu verschütten und zu beflecken, und mit einer einzigen Bewegung ergriff Don João, ohne nachzudenken, eine Schüssel, die eine andere Sauce enthielt, eine glühend heiße, und schlug sie in das Gesicht des Sklaven und in seine Augen, so daß der arme Wilde aufschrie und die Hände vors Gesicht schlug und sich wälzend und schluchzend auf den Boden warf. Don João trat ihn und stieß ihn zur Seite, und der Sklave kroch hastig auf den Knien hinaus, soweit ich weiß geblendet oder zumindest mit großen Schmerzen.
So ist es mit diesen Portugiesen. Don João war fürwahr ein Mann des Mitgefühls und Verständnisses und alledem, zivilisiert und freundlich,
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