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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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einzuweihen, die sie vielleicht selbst von der Strecke hatte.
    Die Pinasse, die ich bekam, hieß Infanta Beatriz, ein größeres Schiff als das, das ich auf dem Fluß gehabt hatte, von vielleicht siebzig oder achtzig Tonnen. Es war eigentlich eher eine Karavelle als eine Pinasse, denn es hatte drei Masten, einschließlich eines kleinen am Heckaufbau, und seine Segel waren Lateinsegel, mit denen das Schiff vor dem Wind oder auch hart am Wind segeln konnte, also mit einem Seitenwind. Dann gab es auch einige Bastardvorrichtungen, um notfalls am Hauptmast Rahsegel zu takeln. Diese Portugiesen befahren schon seit langer Zeit diese afrikanischen Küstengewässer und haben ihre Schiffe so geschaffen, daß sie den Gegebenheiten entsprechen.
    Sie ließen mich an Bord gehen, damit ich mich auf dem Schiff umsehen und mit ihm vertraut werden konnte. Für einen Seefahrer ist ein neues Schiff wie eine neue Frau, an die man sich gewöhnen muß. Alle Frauen haben die gleichen Körperteile an mehr oder weniger den gleichen Stellen; und doch sind sie in Größe und Form unterschiedlich, und selbst ein erfahrener Frauenheld benötigt ein paar Augenblicke, um sie kennenzulernen. Genauso ist es bei einem Schiff. Der Rumpf ist unten, und die Masten sind oben, doch innerhalb dieses Arrangements gibt es eine Vielzahl von Anordnungsmöglichkeiten, und man muß sich früh genug einen Überblick über die Einzelheiten der Segel und Spiere verschaffen, der Wanten und Takelage, der Brassen und Stage, der Webeleinen und Ankertaue und so weiter. So wanderte ich herum und erkundete die Infanta Beatriz. Es war ein enges und robustes, ein leicht zu steuerndes Schiff, das eine glatte Fahrt versprach.
    Es gab eine – wenn auch kleine – Kabine für mich im Heck, und zur Unterstützung hatte ich ein paar Instrumente und auch verschiedene Bücher und Tabellen, alt und wasserbefleckt, doch noch immer nützlich: einen Ephemerides { * } , einen Almanach, eine Tabelle der Gezeiten und ein Ruderbuch. Nichts davon gab mir alle Kenntnisse über die Küste, doch ein jedes enthielt einen Teil, und wenn ich sie mir alle zu Nutzen machte und Gott mir beistand, dachte ich, würde ich imstande sein, beim ersten Mal den Weg die Küste hinauf zu finden. Danach müßte ich diese Strecke dann weniger zögerlich bewältigen können.
    Die Mannschaft war nur klein. Der Kapitän, der mein vorgesetzter Offizier war und das Kommando über alle und die Verantwortung für die Fracht hatte, war ein gewisser Pedro Faleiro, der mir willensschwach und jähzornig, aber nicht böswillig vorkam. Ansonsten hatten wir einen Zimmermann, einen Kalfaterer und einen Küfer, einen Kanonier, einen Bootsmann, einen Steuerer und eine Reihe gewöhnlicher Matrosen, alle schurkisch und faul, die mir in jeder Hinsicht nur wenig mit englischen Matrosen gemein zu haben schienen. Doch sie konnten das eine Tau von dem anderen unterscheiden, und das war alles, was ich von ihnen verlangte. Ich hätte es wohl nicht gewagt, mit solchen Männern den Ozean zu überqueren, doch eine Reise von fünfzig oder hundert Meilen die Küste hinauf und wieder zurück war eine andere Sache.
    Obwohl ich Engländer und kein Papist bin, waren sie nach außen freundlich zu mir, und Faleiro und ein paar andere luden mich ein, am Vorabend unserer Reise die Messe mit ihnen zu begehen. »Nay«, sagte ich, »dies ist nicht mein Glauben«, und ihre Gesichter bewölkten sich, doch nur einen Augenblick lang, und sie ließen ab von mir. So gingen sie dann zu ihren römischen Mysterien, um die Oblaten zu schlucken und den Wein zu schlürfen, das heißt, das Fleisch Jesu zu essen und Sein Blut zu trinken; sie gestehen ein, daß sie zumindest glaubten, dies zu tun.
    Ich hätte nichts gegen einen Zuspruch Gottes gehabt, bevor ich in See stach. Doch in diesem Teil Afrikas gibt es keine Kapellen des anglikanischen Glaubens, und ich sah keinen Wert für mich in der lateinischen Zeremonie, die die Macht Gottes nicht weiterleitet, sondern eher behindert. Statt dessen sonderte ich mich eine Weile lang ab, blickte zum Himmel empor und sagte inbrünstig: »Herr, ich bin Euer Diener Andrew Battell, und ich habe ein seltsames Schicksal erlitten, mit dem mich zu belegen Ihr sicherlich guten Grund gehabt habt. Ich befolge Eure Gebote in allen Dingen und bitte Euch, mich zu behüten und meinen Körper vor Gefahr und meine Seele vor der Verderbnis zu bewahren. Amen.«
    Ich erinnere mich gut an dieses Gebet, da ich es danach noch bei vielen anderen

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