Herr der Finsternis
ihrem Hals befestigte, und ich sah, daß unter dem Mantel nichts war bis auf Teresas willfährige Nacktheit; ihre Brüste schwangen und hüpften wie Glockenklöppel in Glocken, und ihre Schenkel leuchteten dunkler in dem dunklen Schein meiner Zelle. Und als sich dieser Anblick so plötzlich offenbarte, empfand ich einen Anfall von Freude, der mich beinahe ein Hurra! hätte schreien lassen.
Sie kam zu mir, und ich streichelte und rieb sie mit meinen eifrigen Händen und fühlte, wie sie sich unter meinen Berührungen zu winden begann, besonders, als ich meine Finger auf diesen prallen, behaarten Hügel unter ihrem Bauch legte. Sie gab zischende Geräusche von sich und sprach mit Worten zu mir, die ich nicht kannte, es mußte die Sprache ihrer Mutter und Großmutter sein, und als ich in sie eindrang, rollten ihre Augen wie die einer Besessenen. Die Kühnheit und Wildheit ihrer Leidenschaft war fast erschreckend. Wir machten uns mit gar königlicher Heftigkeit ans Werk, und ich konnte nicht umhin, sie etwas zu necken, indem ich auf unser närrisches Spiel mit Worten zurückkam; im Augenblick der höchsten Freude drückte ich meine Lippen auf ihr Ohr und murmelte englische Worte wie »Steinmetz« und »Rübenkraut« und »Aasfresser«, die ersten besten, die mir einfielen.
Worauf sie sich vor irrsinnigem Gelächter schüttelte und äußerst heftig mit der Hand auf meinen Rücken schlug, und unten spürte ich, wie sie mich fest preßte, als hätte sie dort eine kleine Faust verborgen, wie es manche sehr leidenschaftliche Frauen zu tun vermögen, und sie rief: »Ah, Andres, wie ich dich liebe, Andres!«
Und als sie dieses Wort»Liebe« aussprach, überkam mich trotz meiner übermäßigen Erhitzung ein kühler Frost. Denn ich dachte an Anne Katherine. Seit einiger Zeit hatte ich mich bemüht, dies nicht zu tun, doch nun strömten die Gedanken in meine schuldige Seele. Ich sagte mir, daß ich fürwahr in tiefen Gewässern segelte, wenn Teresa und ich schon die Kunst des Wortspiels erlernt hätten, in der nur Liebende geübt sind, und daß wir schon so weit gekommen seien, von Liebe zu sprechen. Denn wie brünstige Katzen in einem fremden Land zu kopulieren ist eine Sache, die man vergeben könnte, wenn die Lust über die Keuschheit obsiegt, doch Liebe ist eine ganz andere, und zwar eine gefährliche.
Dann sagte ich mir, daß die Menschen oft von Liebe sprechen, wenn ihre Körper ineinander verflochten sind, und daß dies nur menschlich ist, eine Schwäche des Augenblicks. Man liebt immer die Person, die seinem Körper äußerste Vergnügen bereitet – zumindest in dem Augenblick, in dem diese Vergnügen stattfinden –, doch dies ist nicht das gleiche Ding wie die Liebe, die Mann und Frau über die Jahrzehnte verbindet. So sagte ich es mir zumindest.
Und verdrängte die Frage aus meinem Verstand, hatte mein Vergnügen an guten, harten, pulsierenden Stößen und brach keuchend über Doña Teresa zusammen. Und wir lagen ziemlich lange nebeneinander, bis sie sich erhob und wieder ankleidete und meine Zelle verließ, indem sie mir eine gute Reise wünschte.
11
Am nächsten Tag segelten wir. Ich dachte, die Portugiesen würden erst meine Lotsenkenntnisse einer Prüfung unterziehen, indem ich durch alle Sandbänke und Untiefen allein den Weg aus dem Hafen von São Paulo de Luanda finden müsse. Doch dazu bestand kein Anlaß. Die Matrosen kannten den Weg aus der Ziegenbucht hinaus und bewältigten ihn ohne meine Anweisungen, indem sie den Bojen und Marken folgten und uns an der Spitze der Insel Luanda vorbei auf das offene Meer hinausführten.
Doch ich merkte mir alles, was sie taten; denn ein anderes Mal mußte ich den Weg vielleicht allein finden.
Als wir unseren Kurs nach Norden aufgenommen hatten, kam es zu einer kleinen Herausforderung. Nicht weit nördlich von São Paulo de Luando strömt ein Fluß ins Meer, der mehrere Namen hat, der Mbengu oder der Nzenza, den die Portugiesen jedoch den Mondego nennen. Unter welchem Namen seine Fluten auch ins Meer rollen, man muß sie vorsichtig umfahren, was wir auch taten, und danach konnten wir unbehelligt segeln.
Schon bald fand ich heraus, daß ich mir wegen nichts den Kopf über die Schwierigkeiten meines neuen Gewerbes gemacht hatte. Die See war ruhig, und unsere Reise war nicht weit, nur fünfzig Meilen zu dem mächtigen Fluß Kongo, den die Portugiesen Zaire nennen. Das ist ihre Art, ein Wort der Eingeborenen auszusprechen, nzari, das einfach »der große Fluß«
Weitere Kostenlose Bücher