Herr der Finsternis
Späher in die Wälder schickte, um nach dem feindlichen Heer zu suchen. Und alle liefen in hektischer Eile herum.
Nach dieser Stunde der Aufregung beruhigten sich die Dinge wieder. Trommeln erklangen in der Nähe und weiter entfernt im Wald; auf diese Art verständigten sich die Späher von Loango untereinander und übermittelten ihre Nachrichten, und sie sagten, wie ich erfuhr, daß keine Jaqqas in der Nähe waren: der Tote schien ein einsamer Wanderer gewesen zu sein. Dies legte die Krise etwas bei. Am nächsten Tag wurde der Jaqqa mit einer höchst pompösen Zeremonie an einem besonderen Ort tief im Urwald begraben. Ich glaube, indem der Maloango dem Leichnam des Jaqqas diesen Respekt erwies, hoffte er, dadurch den Zorn dessen Gefährten von sich abzulenken.
Es gab noch eine besondere Überraschung für uns. Als der König erfuhr, daß Faleiro unseren Aufbruch befohlen habe, schickte er die Nachricht, er wolle endlich einen Handel mit uns abschließen. Und nach all diesen langen Verzögerungen waren wir fürwahr bereit, endlich mit ihm zu handeln, und kauften mit unseren Stoffen und Perlen und Spiegeln die Elephanto-Stoßzähne, die zu erwerben wir gekommen waren. Dieser Austausch schien auch irgendeine mystische Bedeutung zu haben, da der König vielleicht glaubte, seinen Göttern zu gefallen, indem er unsere bunt schillernden Waren erwarb und sie auf ihre Altare legte: zumindest fällt mir kein anderer Grund für diese plötzliche Bereitschaft ein, Handel zu treiben, nachdem er uns so lange hatte warten lassen.
Wir füllten unsere Lagerräume mit Elfenbein und Palmstoff und auch mit anderen Waren von hohem Wert, nämlich Elephanto-Schwänzen. Diese waren den Portugiesen weiß Gott nichts wert, doch bei den Schwarzen von Angola hoch begehrt, die die Schwanzhaare zu Halsbändern und Gürteln webten. Ich erfuhr von Faleiro, daß fünfzig der groben Haare des Schwanzes eintausend Reis portugiesischen Geldes einbrachten, was sechs englischen Schillingen entspricht. So erwarben wir diese Schwänze in diesem an Elephantos reichen Land, um sie woanders gegen Sklaven einzutauschen; so nämlich verläuft der Handelskreis in diesen Ländern.
Innerhalb von zwei Tagen waren wir voll beladen und zum Aufbruch bereit. Während dieser Zeit schliefen wir sehr wenig und achteten immer wachsam auf einen Angriff der Jaqqas, da wir glaubten, die Menschenfresser könnten wie Geister ohne Warnung aus einer jeden Richtung kommen.
Der gleiche Gedanke war in den Köpfen der Schwarzen, und sie waren ständig wachsam, und ihre Gesichter waren so verspannt und furchtsam, daß ich schon glaubte, sie würden an ihrer eigenen Ängstlichkeit sterben. Dieses Volk von Loango war verschreckter, als würde ein Heer riesiger Coccodrillos auf sie zumarschieren. Ich nehme an, damals verstand ich noch nicht gänzlich, was es mit den Jaqqas auf sich hatte und welche Furcht sie verbreiten konnten, denn alles, was ich gesehen hatte, war die Verwüstung gewesen, die sie über das Dorf Muchima gebracht hatten. Doch bei meinem Eid, später sollte ich das vollste und vollständigste Wissen darüber erlangen!
Zu dieser Zeit schlug einer von uns höchst schändlich Vorteil aus der Verwirrung der Loangos. Ich erhielt einen ersten Hinweis darauf, als ich sah, wie zwei der niedrigeren portugiesischen Matrosen untereinander feilschten und über ein schönes Messer afrikanischer Herstellung stritten, in dessen Heft große grüne Juwelen eingesetzt waren. Ich beobachtete sie zufällig und nahm ihnen das Ding ab, um es zu bewundern, und drehte es in der Hand und sagte: »Woher habt ihr das? Ich habe so etwas nie auf dem Markt gesehen!«
»Ach, das ist nur ein altes Messer«, sagten sie, »das eine arme, uralte Frau verkauft hat, um ein paar ihrer Schulden zu bezahlen.«
Dies klang durchaus glaubwürdig; doch kurz darauf sah ich das gleiche noch einmal, nämlich einen Handel zwischen zwei der gewöhnlichsten Männer über ein überaus seltsam geschnitztes Kästchen aus Elfenbein. Und ich stellte einige Fragen und dann noch einige und erfuhr, daß der schlanke und ruchlose Tristão Caldeira de Rodrigues unter dem Mantel der Nacht und zu einer Zeit, da das Volk von Loango zu sehr mit den Jaqqas beschäftigt war, um Männer abzustellen, ihre heiligen Orte angemessen zu bewachen, auf den geheiligten Friedhof von Loangiri gekrochen war und eins der schönsten Gräber ausgeraubt hatte, wobei er einen Sack voller Schätze zu seiner eigenen Bereicherung davongetragen
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