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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und ein paar Stücke den anderen verkauft hatte, um Spielschulden zu begleichen.
    Ich nehme an, ich hätte Faleiro davon unterrichten müssen oder Mendes Oliveira oder Pinto Cabral um Rat fragen sollen, anstatt die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Doch dieser verteufelte junge Mann hatte schon meinen Zorn erregt, und das Schicksal ließ ihn mir genau in diesem Augenblick über den Weg laufen, bevor ich einen der anderen sah. Und so hielt ich ihm sein Verbrechen vor und fragte ihn, ob die Geschichte, die ich gehört hatte, wahr sei.
    Er bedachte mich mit einem unverschämten Blick, als wolle er sagen: »Wie wagst du es, mir Vorhaltungen zu machen, englischer Bauer, englischer Tölpel!« Und hob die Achseln und wollte davongehen.
    Doch ich faßte ihn am Handgelenk und sagte: »Antworte mir! Ist es so?«
    »Und wenn es so ist, was ginge das dich an?«
    »Es ist von großem Belang für mich.«
    »Ah«, sagte er, »du übst eine Religion mit diesen Schwarzen aus und nimmst es als Sakrileg, was? Doch laß mich dir sagen, Engländer, wenn du mich noch einmal am Arm berührst oder irgendwo anders, werde ich die Spitze meines Dolches in deine Geschlechtsteile treiben, so du welche haben solltest.«
    »Du sprichst kühn, Junge, wir wollen sehen, wie kühn du bist, wenn der Dämon Mokissa dieser Schwarzen nach dir greift und dich wegen deiner Unfrömmigkeit ins Meer schleudert.«
    »Was, und das glaubst du?« sagte er und schien wirklich erstaunt.
    »Das glaube ich.«
    »Du bist ein Tor, Engländer. Es gibt keine Dämonen hier! Es gibt nur Schätze, die man sich nehmen kann, und unwissende dumme Wilde, die sich denen unterwerfen müssen, die ihre Herren sind.«
    Ich betrachtete ihn mit großer Kälte und sagte: »Man hat mir erzählt, du seist der Sohn eines Herzogs, und ich bin nur der Sohn eines Seefahrers, und so sollte ich dir keine Lektionen in Höflichkeit erteilen. Doch ich sage dir dies, daß wir englischen Bauern, schmutzig und unwissend, wie wir auch sein mögen, genügend Respekt vor den Toten haben, ob sie nun von weißer oder schwarzer oder grüner Haut sind, um ihren Schlaf ungestört zu lassen und nicht zwischen ihnen einherzuschleichen, um ihre Schätze zu rauben. Dies ist eine Sache, und keine unbedeutende, wenn auch nur eine der Höflichkeit, die für dich nicht von Bedeutung sein mag, da du der Sohn eines Herzogs bist und über all diesen kleinen Feinheiten stehst.«
    »Fürwahr«, sagte er. »Was die Herkunft betrifft, so werde ich keine Belehrungen von dir annehmen.«
    »Das solltest du auch nicht. Doch höre zumindest dies: Diese Menschen haben Götter und Dämonen, genau wie wir, und sicherlich bewachen diese dunklen Wesen ihre heiligen Orte. Und wir werden bald eine Reise südwärts durch unruhige Gewässer unternehmen. Ich sage dir, Bursche, deine Gier hier könnte einen Fluch über unsere Reise bringen und uns alle das Leben kosten: Und ich werde kein Lotse auf einer Reise sein, die dem Untergang geweiht ist.«
    Und daraufhin wirkte er etwas ernüchtert, wenngleich sein Blick so kalt wie immer war und das purpurne Geburtsmal auf seiner Wange in hellen Farben blitzte, aus Wut, daß ich ihn gemaßregelt hatte.
    »Ich werde mit dir zu Kapitän Faleiro gehen«, fuhr ich fort, »und ihm sagen, daß ich nicht segeln werde, und ich werde auch sagen, warum.«
    »Ach, das wirst du?«
    »Und wenn auch er Gräber plündert und nichts darum gibt, was du hier getan hast, dann werde ich hierbleiben und es mit den Jaqqahorden aufnehmen und euch lotsenlos in euer Schicksal segeln lassen, welches auch immer euch erwarten mag.«
    Caldeira de Rodrigues trat nun von einem Fuß auf den anderen, schaute höchst unbefriedigt drein und sagte: »Ein Fluch, glaubst du? Von einem alten Hof, wo uralte Knochen verrotten? Komm, Piloto, das ist töricht!«
    »Nicht für mich, und ich kenne etwas von der See, und ich werde nicht auf einem Schiff reisen, auf dem sich ein Mann befindet, der die Rache der Geister herausgefordert hat.«
    »Und du wirst dies Faleiro sagen?«
    »Dies werde ich ganz bestimmt.«
    Er schwieg eine lange Weile. Dann sagte er, mit dem Glanz des Verführers in seinen Augen: »Ich werde mit dir teilen, eine Hälfte für dich und eine für mich, wenn du schweigst.«
    »Ach, damit ich den Fluch ebenfalls auf mich nehme?«
    »Aber wer kann sicher sein, daß es solch einen Fluch überhaupt gibt?« rief er.
    »Und wer kann sicher sein, daß es ihn nicht gibt?« sagte ich.
    Erneut zögerte er. Und es erschien mir,

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