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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Leute?“
    „Warteschlangendämonen“, sagte Nyawĩra lakonisch.
    Sie dachte an die Manie, die vor dem Aushang begonnen und sich über das ganze Land ausgebreitet hatte.
    „Das hält ja keiner aus! Und was unternimmt die Regierung dagegen?“, fragte er aufgebracht und fluchte, so lange nicht da gewesen zu sein. „Man sollte die Armee einsetzen und diesem Mob eine Lektion erteilen. Hört mal zu, ihr beiden. Frühstück fällt für mich aus. Ihr geht bitte was essen und kommt danach ins Büro. Das ist mit Sicherheit das Werk der Feinde, die mich mit den Geldsäcken betören wollten. Aber jetzt werde ich ihnen zeigen, dass ich immer noch Macht und Einfluss habe. Ich werde meinen guten Freund Machokali, den Außenminister, über diesen aufrührerischen Mob informieren. Ihr werdet sehen, es wird nur ein paar Minuten dauern, bis die Polizei und die Armee den Platz umstellt haben und der Mob in alle Richtungen um sein elendes Leben laufen wird.“
    Mit diesen Worten parkte er den Mercedes ordentlich ein und eilte zu seinem Büro, wobei er allerdings so umsichtig war, den Hintereingang zu nehmen.
    Vinjinia und Nyawĩra gingen zum Mars Café. Als sie eintraten, ließ Nyawĩra prüfend den Blick durch den Raum schweifen. Sie hatte allen Grund dazu. In einer Ecke saß Kaniũrũ, das Gesicht hinter einer Zeitung verborgen. Er tat so, als hätte er sie nicht gesehen, und Nyawĩra beschloss, das Gleiche zu tun. Verbringt dieser Mann alle Tage und Nächte in diesem Café? Was hat er so früh hier verloren?
    Als sie bestellten, setzte sich Tajirika zu ihnen. Er machte einen zufriedenen Eindruck.
    Er war sich ihrer Neugier darüber bewusst, warum er so schnell zurück war, obwohl er das Frühstück abgelehnt hatte. Doch er hatte es nicht eilig, sie aufzuklären. Er genoss ihre gespannte Erwartung auf seine Offenbarung und bestellte sechs Eier, drei Würstchen und einen Berg gebratenen Speck.
    „Die Leute müssen ja denken, du bekommst bei mir nichts zu essen“, scherzte Vinjinia.
    „Ich möchte, dass ihr euch beide so richtig satt esst. Ich zahle“, sagte er und machte eine kurze wirkungsvolle Pause, bevor er hinzufügte: „Und dass ihr euch freut.“
    „Warum sollten wir?“, fragten die Frauen. Hatte man ihm versichert, Armee und Polizei seien bereits unterwegs?
    „Wir feiern die Warteschlangendämonen“, erklärte er, als ihre Bestellung serviert wurde.
    Nyawĩra und Vinjinia legten ihre Gabeln hin und schauten ihn verdutzt an.
    „Was habt ihr mir über die Warteschlangen erzählt?“, fragte er, nachdem er ein paar Bissen in sich hineingestopft hatte. „Dass sie genau vor unserem Büro angefangen und sich jetzt über ganz Eldares ausgebreitet haben, sogar bis in die Nachbarstädte hinein. Ich habe gerade mit Machokali gesprochen, und er hat mir das alles in anderem Licht dargestellt. Eigentlich ist es ganz simpel. Die Tatsache, dass diese Leute zum Büro des Vorsitzenden von Marching to Heaven kommen, um nach Arbeit zu fragen, beweist, dass alle Menschen in Eldares das Projekt unterstützen, und ihr wisst, wenn Eldares ruft, steht früher oder später das ganze Land dahinter. Man könnte sagen, dass, wenn man die Schlangen der Arbeitssuchenden und der Vertragsjäger zusammennimmt, es in ganz Aburĩria keinen einzigen Menschen gibt, der nicht an diesem Projekt beteiligt sein möchte. Der Herrscher und sein geliebter Minister Machokali, der auch mein Freund ist, sind über diese Entwicklung sehr erfreut und haben sogar fünf Motorradfahrer in alle Winkel des Landes entsandt, um das Evangelium des Schlangestehens zu verbreiten und weitere Unterstützung von der Basis zu organisieren. Und wir waren die Ersten. Nyawĩra, du und ich, wir waren die Ersten. Nächste Woche wird die Delegation der Global Bank Eldares und die umliegenden Städte bereisen, wo immer es Warteschlangen gibt, und mit eigenen Augen sehen, wie glücklich die Leute mit der Aussicht auf Marching to Heaven sind.
    Das Ganze wird mit einer Großkundgebung im Ruler’s Park seinen krönenden Abschluss finden, bei der der Herrscher das Areal formell weihen wird. Früher hat man gesagt, alle Wege führen nach Rom, aber an diesem Tag werden alle Schlangen zum Park führen. Stellt euch mal die Kameras vor, die das Schauspiel unzähliger Menschenreihen filmen, die alle nach einem neuen Mekka pilgern! Versteht ihr? Begreift ihr die Symbolik? Und jetzt kommt das Beste.
    Minister Machokali ist sehr erfreut über meine Krankheit. Er wollte nicht einmal wissen, was

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