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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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den neuen Flammen zu vereinen. Zuletzt rannte Donald heulend und vor Pein brüllend aufs Fenster zu.
    Tabitha wollte – konnte nicht mit ansehen, was als Nächstes geschah. Dass sie von ihm nichts mehr zu befürchten hatte, wusste sie nun mit Bestimmtheit, doch gebannt war die Gefahr immer noch nicht.
    Das Bett stand in Flammen.
    Sie rollte hinaus und trat panisch nach den Decken, wobei sie fast mit Donald zusammenstieß. Er sprang kopfüber durch die Scheibe. Sie sah das Feuer in Blau, Weiß und Gelb, wie es von seinem Kopf aus nach hinten wanderte, als er das Glas durchbrach und unter wildem Geschrei in die Tiefe stürzte.

    ***

    »Steigen Sie wieder auf.«
    Kate starrte ihn mit offenem Mund an.
    Er verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß. Ein Schlucken. »Kate, ich scherze nicht. Steigen Sie auf, habe ich gesagt.«
    »Nein.«
    »Falls Sie glauben, ich hielte Sie so sehr in Ehren, dass ich Sie nicht erschießen würde, haben Sie recht, doch genau aus diesem Grund werde ich auch nicht zulassen, dass diese Biester Sie töten. Dann erledige ich es lieber eigenhändig. Also schwingen Sie sich verflucht nochmal in den Sattel und verschwinden Sie!«
    »Grady, bitte.«
    »Sofort!«
    »Wohin?«
    »Egal, aber nicht zum Haus. Halten Sie sich so weit wie möglich von Brent Prior fern. Reiten Sie ins Nachbardorf und erzählen Sie dort, was geschehen ist. Man soll alle Konstabler und schlagkräftigen Männer schicken, die aufzutreiben sind. Wir werden sie brauchen. Nur ein Narr käme allein hierher.« Er machte eine Pause und lächelte ohne Anflug von Humor. »Beziehungsweise mit einem jungen Mädchen.«
    »Aber ich könnte Ihnen doch helfen.« Sie schaute bewusst auf die Pistole in ihrer Hand und entsetzte sich sogleich, weil sie mit dem Gedanken spielte, sie zu gebrauchen.
    »Richtig, das können Sie … und zwar, indem Sie dieses Pferd nehmen und von dannen reiten. So erweisen Sie mir einen Bärendienst.«
    »Grady.« Sie schluchzte, ohne Anstalten zu machen, sich seinem Befehl zu fügen. Sie konnte nicht fassen, was passierte: Dieser Mann, den sie ihr ganzes Leben lang geliebt hatte wie ihren Vater, falls nicht sogar inniger, weil er schlicht länger für sie da gewesen war, richtete ein Gewehr auf sie und drohte ihr mit dem Tod, so sie nicht verschwand. »Ich möchte bei Ihnen bleiben.«
    »Kate …« Er hielt die Waffe unruhig. »Fordern Sie es nicht heraus.« Der Wind ließ seinen Regenmantel flattern. »Bitte.«
    »Sie müssen mich wohl oder übel erschießen«, erwiderte sie. Es hatte zu regnen aufgehört, und die letzten Tropfen fielen von ihrer Nasenspitze.
    Er zauderte mit dem Gewehrkolben an der Wange und weinte – oder war es ebenfalls Regenwasser, das dort hinunterlief? Kate war sich nicht sicher. Sein Gesicht leuchtete gespenstisch weiß im Licht der Lampe, der Blick seiner weit offenen Augen war glasig vor Entsetzen.
    Kate machte sich auf das Schlimmste gefasst, als plötzlich verbiesterte Entschlossenheit aus der Miene des alten Mannes sprach. Erneut fiel ihr die angenehme Schwere des Revolvers in ihrer feuchten Hand auf. Würde sie je Frieden finden, wenn sie ihn jetzt benutzte?
    »Nicht«, flehte sie ein letztes Mal, während sie zielte.
    Dann ein Klicken, als Grady abdrückte.

27

    Auf Mansfields Hof brach ein Schrei los. Vom Tor des Stalls platzten Holzsplitter ab und hinterließen ein faustgroßes Loch. Tabitha duckte sich instinktiv und verschränkte die Arme vor dem Gesicht. Sie verspürte Druck auf den Augen, während sich Blut in ihrem Mund sammelte. Dann ging sie in einer Pfütze auf die Knie, wobei eiskaltes Wasser ihren Rock durchweichte.
    So verwirrt sie war, wusste sie doch, dass jemand auf sie geschossen hatte. Jäger gingen bei ihren Eltern ein und aus, weshalb ihr der Donnerhall eines Gewehrs unverkennbar vorkam. Viel schlimmer jedoch war der Umstand, dass etwas im Stall auf den Schuss reagiert und gebrüllt hatte. Zu einer anderen Gelegenheit hätte sie darauf geschlossen, die Mansfields hielten dort einen Hund, doch nach dem, was Donald widerfahren war, rechnete sie mit allem. Etwas Furchtbares ging in Brent Prior um, und momentan schien sie der einzige Mensch zu sein, der davon wusste.
    Weiterhin geduckt eilte sie vom Tor fort über den Platz in die Finsternis zwischen Haus und Sumpf. Wie sie durch andere Pfützen stapfte, spritzte mehr Wasser an ihren Beinen hoch, dessen Kälte ihr den Atem raubte.
    »Warte!«, gebot eine Stimme, und Tabitha blieb auf den Fuß stehen. Selbst unter

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