Herr der Nacht
Schlangendame‹, sagte Taki, ›du bist all das, wovon ich immer geträumt habe. Komm mit mir in mein Felsenhaus, und ich werde dir Seide geben, um darauf zu liegen, und Schüsseln voll Sahne zu essen und für deinen schönen langen Hals einen Rubin, den eine Königin einst getragen hat.‹ Aber die Schlange schnitt eine Grimasse und wandte ihren juwelengleichen Kopf. ›Verschwinde, widerlicher Zwerg. Alles, was du sagst, ist eine Lüge.‹ ›Nein, ich versichere dir‹, rief Taki. Und er rannte nach Hause und füllte seine Arme mit Seide und Atlas, Juwelen und kostbarem Metall und trug sie zu der Schlange im Wald. ›Ist das alles, was du mir anbietest?‹ fuhr sie ihn an. Taki eilte sofort zurück, um ihr mehr zu bringen. Zuletzt, als die Reichtümer so hoch wie die Bäume aufgehäuft waren, nickte die Schlange und erlaubte ihm, seine Geschenke in ihren Bau in der dunklen Erde zu tragen, und hier gab sie ihm Anweisungen, umherzukriechen und Tücher und Schmuck an den Wänden zu befestigen. Als dies alles getan war und Taki sich ihr begierig zuwandte, sagte sie, daß sie schwach sei vor Hunger. So rannte Taki wieder hinaus und holte eine Schale mit Honig und Sahne und eine andere mit erlesenem, schwarzen Wein. Als die Schlange ihren Hunger und Durst gestillt hatte, grinste sie den Drin an und forderte ihn auf, im Vorzimmer zu warten, während sie sich auf den Beischlaf vorbereiten wolle. Mit freudigem Herzen und pochenden Lenden ging Taki im Vorzimmer auf und ab (und bückte sich dabei ständig, da die Zimmerdecke niedrig war), als plötzlich eine riesige, schwarze, männliche Kobra erschien. ›Was für ein Trottel stopft die Wohnung meiner Geliebten voll?‹ verlangte der Kobramann zu wissen, und indem er Taki zwischen seinen Kiefern packte, biß er ihn schrecklich und verprügelte ihn mit dem Schwanz, und bald darauf warf er ihn aus dem Bau und schlug die Tür zu.
Taki kroch fort und war eine lange Zeit sehr krank von dem Gift und den Schlägen. Als er, nachdem viel Zeit verflossen war, mit der unbedingten Gewißheit, daß ein Irrtum vorgelegen hatte, zurückkehrte, um seine Geliebte zu suchen, fand er die Schlange und den Kobra-Mann im Wald, – die sich auf sehr eindeutige Weise umschlangen, und als sie ihn mit ihren Schlitzaugen entdeckten, hielten sie in ihrem Tun inne und lachten Taki aus und beschimpften ihn, bis er entfloh.
Ein schreckliches Ding ist die Liebe. Taki jammerte und grämte sich in seinem Felsenhaus, seine Tränen überschwemmten die Böden und seine Seufzer waren so gewaltig, daß sie die Gestalt von Fledermäusen annahmen und in Schwärmen umherflatterten. Schließlich wurde er von einem unglücklichen Künstlerdrang ergriffen, und er begann ein Bild seiner Geliebten in Lebensgröße zu gestalten, das ihr in jeder Einzelheit glich. Das Bild bestand aus Elfenbein und schwerem Silber und war mit Smaragden und Jett bedeckt. In die Augen setzte er Topas und in den Mund Granat. Es war sehr schwer von Gewicht.
Inzwischen hatte die Schlange befunden, daß sie etwas voreilig gewesen sei. Schließlich bestand kein Zweifel, daß sie die angehäuften Schätze Takis nicht ausgeschöpft hatte. Sie wollte ihn ein bißchen mehr verlocken, bis er nichts mehr übrig hatte. Dann konnte sie ihn wirklich auslachen.
Die Schlange machte sich also auf den Weg zu Takis Haus mit zwei schwarzen Mäusen, die beiderseits neben ihr herliefen und einen Baldachin über ihren Kopf hielten, und einer weißen Maus, die voranging, um Papierblumen zu streuen.
›Taki, Liebster!‹ rief die Schlange an der Tür, ›Taki, Geliebter. Ich bin gekommen, um dich zu besuchen!‹ Aber Taki schluchzte in seinem Keller und hörte sie nicht. Die Schlange glitt daher ins Hausinnere, schnüffelte hochnäsig an den Möbeln und zischte gierig an den Truhen und Schränken und forderte die Mäuse auf, alle Juwelen hinunterzuschlucken, die sie fanden, und sich keine Sorgen darüber zu machen, wie sie sie später wiederbekommen würde. Als sie sich eine Stunde lang hierhin und dahin geschlängelt hatte, kam die Schlange notwendigerweise auch in den Raum, in dem das juwelenbesetzte Bild stand, das ihr so genau glich. Nun war das Bild unglaublich lebensecht und lebendig, denn die Drin sind in solchen Dingen große Könner, und von ebensolcher betörender Lieblichkeit wie sein Original. Die Schlange war eitel und liebte sich selbst vor allen anderen. Als sie das Bild sah, keuchte sie und ein Stich schoß ihr durch den Leib von den
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