Herr der Welt
erhielten. Darin lag verschiedenerlei
herum, meist aber nur einzelne Holzstücke und Häufchen
trockenen Grases. Im Innern sah man auch Fußstapfen, die
der Kapitän und seine Gefährten auf dem sandigen Boden
hinterlassen hatten.
Jetzt zeigten sie sich übrigens gar nicht, sie mochten
wohl in der Grotte, vor der mehrere Ballen aufgestapelt la-
gen, stark beschäftigt sein. Sollten diese Ballen vielleicht an
Bord der ›Terror‹ geschafft werden, und deuteten sie etwa
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darauf hin, daß dieser Zufluchtsort bald endgültig verlassen
werden sollte?
Nach einer halben Stunde und nach Beendigung meines
Rundgangs kehrte ich nach der Mitte des Platzes zurück. Da
und dort sah man noch dicke Lagen erkalteter und von der
Zeit gebleichter Asche, Reste von verkohlten Pfählen und
Planken, Stützen mit altem Eisenbeschlag daran, vom Feuer
gekrümmte eiserne Armaturen, alles Überreste eines Me-
chanismus, der durch starke Glut zerstört worden war.
Offenbar war das Kesseltal vor mehr oder weniger lan-
ger Zeit der Schauplatz einer entweder absichtlich herbeige-
führten oder zufälligen Feuersbrunst gewesen. Lag da nicht
ein gewisser Zusammenhang nah zwischen dieser Feuers-
brunst und den am Great Eyrie beobachteten Erscheinun-
gen, den über den Steinwall hinauflodernden Flammengar-
ben und dem Getöse in der Luft, worüber die Bewohner
der Umgegend, die von Pleasant Garden und von Morgan-
ton, so heillos erschrocken waren? . . . Doch welche Art von
Material war hier verbrannt worden, und welches Interesse
mochte der Kapitän daran gehabt haben, es zu vernichten?
In diesem Augenblick fegte oben über uns ein Windstoß
hinweg, der von Osten kam. Sofort reinigte sich der Him-
mel von seiner Nebelhülle und bis zu uns herab floß ein
Strom von Licht von der bis zur Mitte zwischen Horizont
und Zenit aufgestiegenen Sonne.
Da entfuhr mir ein Schrei!
Der obere Rand der Felsenwand lag in der Höhe von 100
Fuß plötzlich frei und an der Ostseite zeigten sich die mir
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so bekannten Umrisse eines Felsblocks, der annähernd die
Gestalt eines Adlers hatte.
Es war derselbe, den wir, Elias Smith und ich, bei unserer
Besteigung des Great Eyrie gesehen hatten.
Damit schwand also jeder Zweifel. In der letzten Nacht
hatte das Luftschiff die Strecke zwischen dem Eriesee und
North Carolina durchmessen, und hier am Grund des Ad-
lerhorstes lag der Apparat jetzt ruhig auf der Erde. Ein wür-
diges Nest des mächtigen, ungeheuren Vogels, der genialen
Schöpfung seines Erfinders, das Nest, aus dem kein anderer
als dieser über die unersteigbaren Wallmauern hinwegkom-
men konnte. Wer weiß jedoch, ob er nicht in einer tiefen
Höhle eine unterirdische Verbindung mit der Außenwelt
entdeckt hatte, die es ihm ermöglichte, den Great Eyrie un-
ter Zurücklassung der ›Terror‹ zu verlassen.
Jetzt war ich mir also über alles klargeworden. Jetzt ver-
stand ich, wie und warum der erste Brief, der mich mit dem
Tod bedrohte, vom Great Eyrie hergekommen war. Und
wäre es uns damals gelungen, in den Kessel einzudringen,
wer weiß, ob damit die Geheimnisse des »Herrn der Welt«
nicht schon früher entdeckt worden wären, als es ihm mög-
lich wurde, mit ihrer Hilfe jeder Verfolgung, jedem Angriff
auszuweichen.
Regungslos, die Augen unverwandt auf den steinernen
Adler gerichtet, stand ich da, wie in den Boden gebannt,
eine Beute der heftigsten Erregung, und ich fragte mich, ob
ich nicht versuchen sollte, diesen Apparat – mochte daraus
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werden, was da wollte – zu zerstören, bevor er aufs neue den
Flug über Land und Meer begann.
Da ließen sich Schritte vernehmen.
Ich drehte mich um.
Der Kapitän kam auf mich zu und sah mir direkt ins Ge-
sicht.
Da konnte ich mich nicht länger zusammenreißen.
»Der Great Eyrie . . . der Great Eyrie!« entfuhr es mir un-
willkürlich.
»Jawohl, Inspektor Strock!«
»Und Sie . . . der »Herr der Welt«!«
»Ja, der Welt, der er sich schon früher als der mächtigste
aller Menschen offenbart hat.«
»Sie?« rief ich in unbeschreiblicher Verwunderung.
»Ich selbst«, antwortete er, indem er sich mit seinem
ganzen Stolz emporrichtete, »ich . . . Robur . . . Robur der
Sieger!«
16. KAPITEL
Robur der Sieger
Eine mittelgroße Gestalt, geometrisch viereckig . . . etwa ein
regelmäßiges Trapez, dessen größere Seite durch die Schul-
terlinie gebildet wird. Auf diese Linie aufgesetzt ein kräfti-
ger Hals mit
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