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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Petersburg
    in Sicht. Weiterhin wurde es von den Bewohnern Finnlands
    und von den Fischern auf der Ostsee beobachtet. Schweden
    berührte es unter dem Breitengrad von Stockholm, Norwe-
    gen unter dem von Christiania, dann wandte es sich nach
    Süden, schwebte in der Höhe von 1000 Metern über Frank-
    reich hin, senkte sich darauf über Paris tiefer hinab, so daß
    es sich kaum 100 Fuß über den Turmspitzen der großen
    Hauptstadt hielt, während seine Scheinwerfer blendende
    Lichtstrahlen auf das Häusermeer hinuntersandten. Endlich
    führte der »Weg« über Italien mit Florenz; Rom und Neapel
    und das Mittelmeer wurden in schräger Linie überschritten.
    Das Luftschiff hatte damit die Küsten des so ausgedehnten
    Erdteils Afrika erreicht, denen es vom Kap Spartel bis nach

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    Ägypten folgte, indem es über Algerien, Tunis und Tripolis
    dahinzog. Von hier aus kehrte es nach Timbuktu, der Köni-
    gin des Sudans, um und steuerte endlich nach dem Atlan-
    tik hinaus.
    Jetzt hielt es beständig einen südwestlichen Kurs ein,
    nichts konnte den über der ungeheuren Wasserfläche
    schwebenden Apparat aufhalten . . . nichts, nicht einmal die
    Gewitterstürme, die hier mit unheimlicher Gewalt auftra-
    ten, und auch nicht eine der furchtbaren Wasserhosen, die
    ihn mit ihren schäumenden Wirbeln umhüllten, und aus
    denen er sich, dank der Kaltblütigkeit und dem Geschick
    seines Führers, bald durch einen wohlgezielten Kanonen-
    schuß befreite. Als wieder Land sichtbar wurde, war das am
    Eingang der Magellanstraße. Der ›Albatros‹ passierte diese
    von Norden nach Süden, verließ das Land am Ende von Kap
    Horn und steuerte von da aus nach dem Süden des Pazifiks
    hinaus.
    Hier schwebte er über die verlassenen Gebiete des ant-
    arktischen Meeres, nachdem er gegen einen Wirbelsturm
    hatte ankämpfen müssen, dessen verhältnismäßig ruhiges
    Zentrum zu erreichen ihm gelang. Robur wandte sich hier-
    auf den dortigen, fast unbekannten Küsten des Graham-
    lands, zuweilen unter dem prächtigen Glanz eines Südpo-
    larlichts, zu und hielt sich auch einige Stunden genau über
    dem Südpol auf. Da packte ihn ein Orkan, der ihn nach dem
    vulkanische Flammen speienden Erebus trieb, und es war
    wirklich ein Wunder, daß er hier der Vernichtung entging.
    Gegen Ende Juli hielt er endlich, nach wiederholter
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    Fahrt über den Pazifik, in geringer Höhe über einer Insel
    des Indischen Ozeans an. Der ausgeworfene Anker faßte an
    den Felsen des Ufers, und der ›Albatros‹ lag, zum erstenmal
    seit seiner Abfahrt, 150 Fuß über der Erde regungslos, nur
    durch seine Aufriebspropeller schwebend gehalten.
    Das Land unter ihnen war, wie Uncle Prudent und sein
    Kollege bald erfuhren, die 15 Grad östlich von Neuseeland
    gelegene Insel Chatam. Wenn das Luftschiff hier »anlief«,
    geschah das, weil seine durch den letzten Orkan beschädig-
    ten Treibschrauben einer Ausbesserung bedurften, ohne die
    der Apparat die Insel X nicht hätte erreichen können, die
    noch 2800 Meilen weit entfernt lag . . . eine unbekannte In-
    sel des Pazifiks, auf der der ›Albatros‹ erbaut worden war.
    Uncle Prudent und Phil Evans sagten sich, daß das Luft-
    schiff nach Beendigung der Reparaturen seine endlosen
    Reisen wieder aufnehmen würde. Jetzt, wo es mit der Erde
    fest verbunden war, schien den beiden die Gelegenheit zu
    einem Fluchtversuch günstig zu sein.
    Das Ankerkabel, das den ›Albatros‹ hielt, war höchstens
    150 Fuß lang. Ließen sie sich daran hinuntergleiten, dann
    mußten die beiden Passagiere und ihr Diener Frycollin den
    Erdboden ohne große Mühe erreichen, und wenn die Flucht
    in der Nacht erfolgte, liefen sie kaum Gefahr, ertappt zu
    werden. Mit dem Morgenrot mußte man ihr Verschwinden
    freilich entdecken, und da die Flüchtlinge die Insel Chatam
    nicht verlassen konnten, wurden sie wahrscheinlich wieder
    eingefangen. Da rafften sie sich zu dem kühnen Entschluß
    auf, den Apparat zu sprengen, und zwar mit einer Dynamit-
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    patrone, die sie sich aus der Munition an Bord zu verschaf-
    fen wußten; sie wollten dem mächtigen Segler der Lüfte die
    Schwingen zerbrechen, wollten ihn samt seinem Erfinder
    und dessen Mannschaft vernichten. Ehe diese Patrone zur
    Explosion käme, würden sie Zeit genug haben, sich am Ka-
    bel hinuntergleiten zu lassen, und dann konnten sie noch
    dem Sturz des ›Albatros‹ beiwohnen, von dem sicherlich
    keine zusammenhängenden Stücke

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