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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nachdem er seine
    Pfeife ausgeklopft hatte, »daß mich als Landeigentümer al-
    les interessiert, was den Great Eyrie betrifft, und daß ich
    als Bürgermeister die Pflicht habe, mich um das Wohl und
    Wehe meiner Gemeindeangehörigen zu kümmern.«
    »Jawohl«, antwortete ich, »da haben Sie, Mr. Smith, ja
    doppelte Veranlassung, auf eine Erforschung jener Erschei-
    nungen bedacht zu sein, die vielleicht die ganze Gegend

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    durcheinanderrütteln könnten. Bisher sind sie Ihnen jeden-
    falls ebenso unerklärlich geblieben, wie sie geeignet waren,
    die Bewohner der Umgegend zu schrecken und zu ängsti-
    gen.«
    »Vor allem unerklärlich, Mr. Strock, denn ich für mei-
    nen Teil glaube kaum, daß der Great Eyrie ein Krater sein
    könne, da die Alleghenykette nirgends eine vulkanische Na-
    tur zeigt. Nirgends, weder in den Schluchten von Cumber-
    land, noch in den Talmulden der Blue Ridge Mountains,
    haben sich auch nur Spuren von Asche, Schlacken, Lava-
    massen oder sonstigen Auswurfstoffen nachweisen lassen.
    Ich glaube also nicht, daß der Bezirk von Morganton von
    Störungen des Erdinnern etwas zu befürchten hat.«
    »Das ist wirklich Ihre Ansicht, Mr. Smith?«
    »Ja . . . gewiß!«
    »Doch die Erschütterungen, die man in der Umgebung
    der Bergkette beobachtet hat . . .?«
    »Ja freilich . . . die Erschütterungen . . . die verflixten Er-
    schütterungen«, rief Mr. Smith mit einem Achselzucken.
    »Wer weiß denn aber, ob solche tatsächlich vorgekommen
    sind? . . . Genau zu der Zeit, als die Flammen am hellsten
    aufloderten, befand ich mich in meiner Farm in Wildon,
    höchstens 1 Meile vom Great Eyrie entfernt, und wenn da
    zwar ein Rauschen und Brausen in der Luft hörbar war, so
    habe ich doch nichts von einem Erzittern oder gar Erschüt-
    tern des Erdbodens bemerkt.«
    »Doch nach den Berichten, die Mr. Ward zugegangen
    sind . . .«
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    »Ach, das sind Berichte, die unter dem Eindruck des ers-
    ten Schreckens abgefaßt waren«, erklärte der Bürgermeister
    von Morganton. »In meinem habe ich jedenfalls von nichts
    dergleichen gesprochen.«
    »Nun . . . mag sein! Die Flammen aber, die über die
    obersten Wände aufschossen . . .?«
    »O, die Flammen, Mr. Strock, mit denen ist’s eine an-
    dere Sache! . . . Die hab’ ich gesehen, mit meinen eigenen
    Augen gesehen, und auch die Wolken, die deren Schein auf
    weite Strecken zurückstrahlten. Überdies vernahm man
    vom Gipfel des Great Eyrie her daneben ein merkwürdiges
    Geräusch . . . ein Art Pfeifen, wie wenn aus einem Kessel der
    Dampf abgeblasen wird.«
    »Dafür könnten Sie also als Zeuge eintreten?«
    »Ja . . . mir hat es fast die Ohren gesprengt!«
    »Und haben Sie, Mr. Smith, während dieses Tumults
    nicht auch etwas wie einen mächtigen Flügelschlag be-
    merkt?«
    »Ja freilich, Mr. Strock. Doch welcher Riesenvogel, der
    nach dem Erlöschen der Flammen durch die Luft dahinge-
    schwebt wäre, hätte diesen Flügelschlag hervorrufen kön-
    nen? . . . Was für Flügel hätte der haben müssen? . . . Ich
    frage mich auch noch immer, ob diese Wahrnehmung nicht
    bloß ein Erzeugnis meiner Einbildung gewesen sein möge
    . . . Der Great Eyrie . . . ein Horst, der von Ungeheuern des
    Luftmeers bewohnt wäre: hätte man die denn nicht schon
    längst sehen müssen, wenn sie über ihrem ungeheuren Fel-
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    sennest kreisten? . . . Wahrlich, hier liegt ein Geheimnis vor,
    das bisher noch nicht gelüftet ist . . .«
    »Das wir aber enthüllen werden, Mr. Smith, wenn Sie
    mir dabei helfen wollen.«
    »Das versteht sich, Mr. Strock, ich bin dazu um so lieber
    bereit, als es mir am Herzen liegt, die Bewohner der Umge-
    gend zu beruhigen.«
    »Dann ziehen wir also gleich morgen auf Kundschaft aus
    . . .«»Gleich morgen!«
    Hiermit nahm ich vom Bürgermeister von Morganton
    Abschied.
    Ich begab mich zu meinem Gasthof zurück und richtete
    mich hier für einen längeren Aufenthalt ein, da ich nicht
    wissen konnte, wieviel Zeit die geplante Untersuchung in
    Anspruch nehmen würde. Hier schrieb ich auch gleich an
    Mr. Ward. Ich meldete ihm mein Eintreffen in Morganton
    und das Ergebnis meiner ersten Verhandlung mit dem Bür-
    germeister des Orts, bei der wir übereingekommen wären,
    die vorliegende Angelegenheit in kürzester Zeit nach besten
    Kräften zu erledigen. Gleichzeitig versprach ich, ihn von
    unseren Versuchen – durch Briefe oder Telegramme – stets
    auf dem laufenden zu halten, damit er über die Stimmung
    und das

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