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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wobei sie einen Teil einer ihrer Ansprachen vor den Weisen Frauen wiederholte. »Wir sind nicht mehr an das Dreifache Land gebunden. Jedes Auge kann erkennen, daß alles, was einmal war, sich nun geändert hat. Wir selbst müssen uns ändern, sonst werden wir vernichtet und es wird sein, als seien wir nie gewesen.« Natürlich hatte sie ihnen niemals gesagt, welche Änderungen sie wirklich durchführen wollte. Wenn es nach ihr ginge, würden die Weisen Frauen der Shaido niemals mehr einen Mann nach Rhuidean schicken.
    »Neuer Tag oder alter«, brummte Desaine, »was werden wir mit Rand al'Thor anfangen, wenn wir es fertigbringen, ihn den Aes Sedai abzujagen? Es wäre besser und leichter, ihm ein Messer zwischen die Rippen zu jagen, während sie ihn nach Norden begleiten.«
    Sevanna antwortete nicht. Sie wußte nicht, was sie antworten sollte. Noch nicht. Alles, was sie wußte, war: Sobald sie diesen sogenannten Car'a'carn, den Häuptling aller Häuptlinge der Aiel, wie einen tollen Hund vor ihrem Zelt angekettet hatte, würde dieses Land wirklich und wahrhaftig den Shaido gehören. Und ihr. Das war ihr schon klargewesen, bevor dieser eigenartige Feuchtländermann sie irgendwie in diesen Bergen aufgespürt hatte, die von den Leuten hier als Brudermörders Dolch bezeichnet wurde. Er hatte ihr einen kleinen Würfel aus irgendeinem harten Stein gegeben, auf dessen Seiten kunstvolle aber seltsame Muster eingemeißelt waren, und ihr gesagt, was sie damit anstellen solle - mit Hilfe einer Weisen Frau, die mit der Macht umgehen konnte -, sobald sich al'Thor in ihrer Hand befinde. Sie trug den Würfel nun ständig in einer Gürteltasche mit sich herum. Noch hatte sie sich nicht entschlossen, was sie damit anstellen werde, hatte aber auch niemanden von dem Mann oder dem Würfel erzählt. Mit hoch erhobenem Kopf schritt sie unter der sengenden Sonne des Herbsthimmels davon.
    Hätte es im Palastgarten ein paar Bäume gegeben, wäre dadurch wohl ein Anschein von Kühle erweckt worden, aber so waren die höchsten Gewächse kunstvoll beschnittene Sträucher, die man in die Formen von galoppierenden Pferden oder Bären gezwungen hatte, oder die von Akrobaten in der Bewegung und ähnliches mehr. Gärtner in Hemdsärmeln eilten mit Eimern voll Wasser unter der sengenden Nachmittagssonne einher, um ihre Schöpfungen zu retten. Die Blumen hatten sie bereits aufgegeben, die in Mustern angelegten Beete geleert und mit Grassoden bedeckt, die aber auch schon abstarben.
    »Wie schade, daß die Hitze so schlimm ist«, sagte Ailron. Er zog ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem ebenfalls mit Spitzenmanschetten versehenen Ärmel seines gelben, seidenen Kurzmantels, tupfte geziert sein Gesicht ab und warf es weg. Ein Diener in goldener und roter Livree hob es schnell von dem Kiesweg auf und zog sich wieder unauffällig in den Hintergrund zurück. Ein weiterer livrierter Mann legte dem König ein frisches Taschentuch in die Hand, das dieser in seinen Ärmel schob. Ailron tat natürlich so, als bemerke er überhaupt nichts. »Diese Burschen bringen es für gewöhnlich fertig, alles bis zum Frühling am Leben zu halten, aber diesen Winter werde ich möglicherweise doch ein paar verlieren. Denn es sieht so aus, als werde es diesmal gar keinen Winter geben. Sie vertragen die Kälte besser als diese Dürre. Findet Ihr nicht auch, daß sie sehr schön sind, meine Liebe?«
    Ailron, vom Licht gesalbt, König und Verteidiger von Amadicia, Wächter des Südlichen Tores, sah keineswegs so gut aus, wie es den Gerüchten entsprochen hätte, aber Morgase hatte schon vor Jahren, als sie ihn das erste Mal getroffen hatte, vermutet, er habe diese Gerüchte selbst in die Welt gesetzt. Sein dunkles Haar war voll und lockig, und wurde vorn ganz eindeutig bereits licht. Seine Nase war ein wenig zu lang und seine Ohren eine Kleinigkeit zu groß. Seine gesamtes Gesicht deutete auf ein weiches Gemüt hin. Eines Tages würde sie ihn fragen. Das Südliche Tor wohin?
    Sie wedelte mit ihrem geschnitzten Elfenbeinfächer und betrachtete eines der ... Kunstwerke der Gärtner. Es schien drei riesige nackte Frauen darzustellen, die verzweifelt mit enormen Schlangen kämpften. »Das ist sehr beeindruckend«, bemerkte sie. Man sagte eben, was von einem erwartet wurde, wenn man als Bettlerin ankam.
    »Ja. Nicht wahr? Ach, es sieht danach aus, daß mich Staatsgeschäfte rufen. Dringende Angelegenheiten, fürchte ich.« Ein Dutzend Männer, in Umhänge gehüllt, so bunt wie die

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