Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
seine Augen zu einer solchen Leistung nicht fähig waren.
    Und man hatte ihn in der Mehrzahl angeredet.
    Und sein Körper bewegte sich ohne seinen Willen.
    Er unternahm einen Versuch, haltzumachen, stehenzubleiben.
    Doch er schritt weiter den Pfad hinauf, und seine Lippen bewegten sich und formten die Worte:
    »Du bist also aufgewacht. Guten Morgen.«
    Eine Frage nahm in seinem Denken Gestalt an - um sofort von seinem eigenen Mund beantwortet zu werden:
    »Ja, und was ist es für ein Gefühl, selbst bezwungen zu sein, Bezwinger - in seinem eigenen Körper gefangen zu sein?«
    Siddhartha dachte einen anderen Gedanken:
    »Ich hätte nicht geglaubt, daß irgendein Rakascha in der Lage sei, mich gegen meinen Willen unter seine Kontrolle zu zwingen nicht einmal im Schlaf.«
    »Um dir eine ehrliche Antwort zu geben«, sagte der andere, »ich habe genausowenig daran geglaubt. Andererseits standen mir die vereinten Kräfte vieler von uns zur Verfügung. Es schien den Versuch wert zu sein.«
    »Und die anderen? Wo sind sie?«
    »Fort. Sie sehen sich in der Welt um. So lange, bis ich sie rufe.«
    »Und was ist mit denen, die noch gefangen sind? Hättest du abgewartet, sie wären von mir ebenfalls befreit worden.«
    »Was gehen mich diese anderen an. Ich bin frei und habe wieder einen Körper! Was sonst zählt?«
    »Ich muß also davon ausgehen, daß aus deiner versprochenen Unterstützung nichts wird?«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte der Dämon. »Wir werden auf dieses Thema noch zurückkommen, sagen wir, wenn der kleinere Mond einmal seine Bahn durchlaufen hat. Die Idee gefällt mir nämlich wirklich. Ich habe das Gefühl, ein Krieg gegen die Götter könnte eine ganz ausgezeichnete Sache sein. Aber zunächst möchte ich eine Zeitlang die Freuden des Fleisches genießen. Du wirst mir nach den Jahrhunderten der Langeweile und Gefangenschaft, die ich dir verdanke, doch nicht ein wenig Unterhaltung mißgönnen?«
    »Wenn du meinen Körper dabei benutzt, mißgönne ich dir diese Unterhaltung allerdings.«
    »Wie auch immer, eine Zeitlang mußt du es dir gefallen lassen. Du bist außerdem in der Lage, das zu genießen, was ich genieße, warum machst du also nicht das Beste daraus?«
    »Du sagst also, daß du wirklich gegen die Götter Krieg führen willst?«
    »Ja doch. Ich wünschte nur, das wäre mir in den alten Tagen eingefallen. Vielleicht wären wir dann niemals in Gefangenschaft geraten. Vielleicht gäbe es auf dieser Welt keine Menschen und keine Götter mehr. Allerdings hatten wir nie viel für Gemeinschaftsaktionen übrig. Geistige Unabhängigkeit gehört untrennbar zu unserer persönlichen Unabhängigkeit. Jeder kämpfte in der großen Auseinandersetzung mit der Menschheit seine eigenen Kämpfe. Ich bin zwar ihr Anführer, das ist wahr dank der Tatsache, daß ich älter, stärker und weiser bin als die anderen. Sie kommen zu mir, um Rat zu holen, und gehorchen mir, wenn ich ihnen Befehle gebe. Aber ich habe sie nie zu einer gemeinsamen Schlacht aufgerufen. Ich werde das nachholen. Es wird Abwechslung in ihr eintöniges Dasein bringen.«
    »Ich empfehle dir, nicht zu warten, denn >nachholen< läßt sich dieser Kampf nicht, Taraka.«
    »Warum nicht?«
    »Als ich nach Höllenschacht gekommen bin, waren die Götter vor Zorn auf mich außer sich. Jetzt sind Sechsundsechzig Dämonen los und machen die Welt unsicher. Sehr bald wird man eure Anwesenheit gewahr werden. Die Götter werden wissen, wer dafür verantwortlich ist, und Schritte gegen uns unternehmen. Der Überraschungseffekt wäre verloren.«
    »Wir haben in den alten Tagen gegen die Götter gekämpft.«
    »Aber dies sind nicht die alten Tage, Taraka. Die Götter sind jetzt stärker, viel stärker. Du bist lange gefangen gewesen, und ihre Macht ist im Laufe der Zeitalter immer mehr angewachsen. Selbst wenn du die erste Rakascha-Armee der Geschichte führst und wenn ich euch mit einer mächtigen Menschenarmee in der Schlacht unterstütze - selbst dann ist der Ausgang noch ungewiß. Jetzt zu zögern, heißt, auch die letzte Chance zu verspielen.«
    »Ich wünschte, du würdest nicht so mit mir sprechen, denn du machst mich unruhig.«
    »Das beabsichtige ich. Deine Kräfte mögen auch noch so groß sein, wenn du auf den Gott in Rot triffst, wird er dir mit seinen Augen das Leben aussaugen. Er wird hier in die Ratnagiris kommen, denn er verfolgt mich. Daß die Dämonen frei sind, ist wie ein Signal, und es wird ihn hierher führen. Vielleicht bringt er noch andere

Weitere Kostenlose Bücher