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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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»Ihr seid so empfindsam mit den Sterblichen. Aber wenn es Euch beruhigt: Es war nur ein Trupp, der sie zufällig entdeckte. Die Krieger sollten das Brandöl für die Geschütze in ein neu gegrabenes Lager bringen. Gerade einmal fünf überlebten die Begegnung, und als die Verstärkung kam, waren die Angreifer bereits fort.«
    »Dennoch gibt es jetzt keinen Zeugen mehr für die Begegnung? Und die beiden Angreifer, die wir bezwingen konnten, sind verbrannt?«
    »Entspannt Euch. Ihr seid immer so ernst. Dabei hattet Ihr so eine nette Spielgefährtin. Ich habe mich vorhin selbst mit ihr vergnügt und fand sie ausgesprochen amüsant.«
    Bren brauchte einen Moment, bis er verstand. »Wo ist Kiretta?«
    »Befreien könnt Ihr sie nicht mehr, fürchte ich. Aber keine Sorge, ich habe sie nicht getötet. Das wäre ein Jammer gewesen, dann könnte sie nicht mehr so erhaben leiden, wie sie es jetzt tut.«
    Mit einem Schrei wechselte Bren in die Nebelform.

    Bren spürte nicht Kiretta selbst, aber er spürte ihren Haken. Er wollte sich nicht vorstellen, was Lisanne ihr angetan haben mochte. Wenn sie ihr nur den Haken nicht abgenommen hatte! Wenn er nur nicht ertragen müsste, den metallenen Bogen zu finden, ohne zu wissen, wo Kiretta war. Nicht noch einmal!
    Er glitt durch das Lager, vorbei an Kriegern, von denen nur wenige begriffen, was sie sahen, wenn er sie als Nebel umfloss. Er selbst konnte sie deutlicher als jemals zuvor in dieser Form erkennen. Vielleicht hatte das, was er soeben durchlitten hatte, seine Kräfte noch anwachsen lassen. Die meisten Männer waren mit alltäglichen Verrichtungen beschäftigt – sie pflegten ihre Waffen, bezogen Wachposten, würfelten, schnitzten Schanzpfähle, um eine Palisade zu errichten oder legten sich schlafen. Schnell ließ er sie hinter sich und bewegte sich immer weiter dorthin, wo er den Haken spürte.
    Er musste nicht lange suchen. Keine Meile vom Lager entfernt erreichte er sein Ziel, auch wenn er es nicht erkennen konnte. Zu beherrschend strahlte finstere Magie in die Wirklichkeit seiner Nebelform. In dieser Art hatte er sie noch nie gesehen. Das hier war keines jener vieldimensional verschachtelten Gebilde, die Osadroi schufen, um Astralströme zu nutzen, damit sie Effekte in der greifbaren Welt erzeugten. Es sah eher aus wie etwas Gewachsenes, das seine Wurzeln in alle Richtungen ausstreckte, bis in andere Wirklichkeiten hinein, aus denen es seine Kraft zog wie eine Pflanze das Wasser.
    Als er seinen Nebel wieder zu einem festen Körper zusammenzog, stellte Bren erleichtert fest, dass die Fäden, mit denen Quinné ihn genäht hatte, die Verwandlungen mitgemacht hatten. Anders als Kleidungsstücke und Waffen waren sie nicht zurückgeblieben, vielleicht, weil sie von seinem Fleisch umgeben waren.
    Die zweite Erkenntnis betraf seine Erschöpfung. An der Silberwunde war er beinahe gestorben, der abrupte Wechsel in die Nebelform, die Suche und die Rückwandlung, das alles in Silions vollem Licht, hatten ihn so stark angestrengt, dass er sich nicht aufrecht halten konnte, sondern auf den Boden hocken musste.
    Erst nach einer Weile fand er die Kraft, Kiretta anzusehen.
    Oder das, was aus Kiretta geworden war.
    Trotz seines Entsetzens erkannte Bren Lisannes Kunstfertigkeit. Kiretta war von der Hüfte abwärts in einen Baum eingewachsen. Der Stamm des Blutahorns war so dick, dass fünf Männer die Arme ausstrecken und sich an den Händen hätten fassen müssen, um ihn zu umspannen. Seine Rinde war grau, ähnelte abplatzendem Schorf. Am Bauch sah Kirettas Haut genauso aus, wechselte aber ab dem Nabel in ihre natürliche Farbe, dunkler, als es der ondrischen Vorstellung von Schönheit gefiel. Sie war immer zu warm für das Nordschattenland gewesen.
    Eine Wolke schob sich vor Silions silbrige Scheibe, was Brens Kräfte stärkte. Mühsam drückte er sich hoch. Auch Kirettas Handgelenke waren eingewachsen, was die Arme zurückzwang. Die Hand selbst und der Haken waren jedoch frei, ihre Finger zitterten. So hing sie in dem Baum wie eine Galionsfigur an einem Schiff. Hatte Lisanne diesen Effekt beabsichtigt?
    »Was hat sie dir angetan, Liebste?«, flüsterte Bren.
    Atemzüge hoben und senkten ihren Busen, aber sie antwortete nicht. Der Kopf lag mit dem Kinn auf der Brust. Zögernd kam Bren näher, berührte ihre Wange. Welche dämonischen Kräfte auch immer dies vollbracht hatten: Sie lebte, bildete mit dem Baum eine Einheit, die auch dafür sorgte, dass sie durchblutet wurde. Die Wärme

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