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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Stunden lang genau betrachtet, befühlt, nach allen Seiten gewendet. Er kannte ihn weit besser, als es bei der Festung Guardaja der Fall gewesen war. Das musste reichen! Er stieß sich ab wie jemand, der von einer Klippe in einen Abgrund sprang.
    Es gelang ihm, den Kreis zu verlassen. Wie durch einen Brunnenschacht fiel er auf sein Ziel zu.
    Aber er war nicht allein.
    Der Nachtschattenwald war von dämonischen Kräften getränkt, wie ein Schwamm vor Wasser troff, der eine Woche auf dem Grund des Meeres gelegen hatte. Zum Teil waren diese Kräfte ungeformt, gleich Morast in einem Sumpf. Ein anderer Teil war personifiziert, ohne sich seiner bewusst zu sein. Aber es gab auch jene Dämonen, die keine ebenbürtigen Feinde hatten und wie riesenhafte Alligatoren immer hungrig die Sümpfe durchstreiften. Einige davon überraschte Bren – er war schon vorbei und verschwunden, bevor sie ihn hätten aufhalten können. Aber der Nachtschattenwald war groß, Brens Reise weit und der Feind zahlreich.
    Er fühlte sich wie ein Ritter, der in vollem Galopp von der Lanze eines Gegners in die Brust getroffen wurde, als eine gehörnte Wesenheit ihre Pranke in ihn schlug. Es fühlte sich nach einem Schlag in den Bauch an, obwohl Bren gar keinen Körper hatte. Genauso wenig wie der Dämon, der dennoch deutlich zu erkennen war: Schwarz glänzende Haut, ähnlich dem Panzer eines Hirschkäfers, bedeckte einen muskulösen Torso, der auf nach hinten abgewinkelten Beinen stand. Er hatte drei Arme, zwei auf der rechten, einen auf der linken Seite. Nur ein Auge prangte auf der Stirn. Ansonsten war das Gesicht menschenähnlich, offenbarte aber in einem vorfreudigen Grinsen mehrere Reihen unterschiedlich großer, schief stehender Zähne. Das gab dem Maul etwas von einem Hai. Am auffälligsten waren die Hörner, ein Kranz aus einem Dutzend Dornen, beinahe so lang wie der restliche Körper. Wären sie nicht so offensichtlich dem Schädel entsprungen, hätte man sie für eine gewaltige Krone halten können.
    Bren versuchte, eine Abwehrhaltung einzunehmen, aber so weit reichte die Festigkeit seiner eigenen Gestalt nicht. Vielleicht hätte er feste Form annehmen können. Dann wäre sein fleischlicher Körper wohl irgendwo im Nachtschattenwald materialisiert, doch zum Haken wäre er so nicht vorgedrungen.
    Sein Gegner breitete die Arme aus und schritt über einen von violetten Nebeln verdeckten, aber festen Boden auf ihn zu.
    Bren versuchte, die Fäuste zu ballen, doch auch das gelang ihm nicht. Wut stieg in ihm auf. Sollte denn alles umsonst gewesen sein? Der ganze Plan? Das Ritual mit seinen Opfern? Wer war dieses Wesen, das ihn so leicht in die Schranken wies, als sei er ein Rotzlümmel, der mit einem Stecken herumfuchtelte, und nicht einer der besten Fechter Ondriens?
    Zwei Spitzen züngelten aus dem Dämonenmaul.
    Bren hatte weder Morgenstern noch Schwert. Aber er besaß eine andere Waffe: die Stärke in sich. Er erinnerte sich an all die Schlachten, die er geschlagen hatte. Die Reise über das Ende der Welt hinaus. Die Entschlossenheit, mit der er die Unsterblichkeit an sich gerissen hatte. Den Sieg über seine Skrupel, als er Kiretta erlöst hatte.
    Diese Stärke schrie er dem Dämon entgegen. »Du brichst mich nicht! Du nicht!«
    Sein Gegner krümmte sich wie unter einem unerwarteten Hieb. Hatte Brens Instinkt wieder etwas über die Regeln der mystischen Welt erkannt, das seinen Verstand noch niemand gelehrt hatte? Dass hier Emotionen Waffen waren?
    Doch so leicht war der Dämon nicht zu überwinden. Brüllend richtete er sich zu voller Größe auf. Die Muskeln an seinen Oberarmen spannten sich, als er die Pranken ballte. Er senkte den Kopf und richtete die Hörner auf Bren.
    Noch einmal warf Bren seine Stärke gegen ihn.
    Der Erfolg dieser neuerlichen Attacke erschöpfte sich in einem leichten Zittern.
    Bren erkannte, dass er diesen Kampf nicht mit Stärke allein zu gewinnen vermochte. Aber wenn ein solches Gefühl hier als Waffe eingesetzt werden konnte, dann vielleicht auch ein anderes. Eines, mit dem sein Gegner sicher nicht rechnete.
    Bren holte den Schmerz hervor, den er beim Leid der Kinder empfunden hatte. Sein Mitleid. Seine Reue. Und schleuderte sie wie Wurfäxte.
    Jaulend brach der Dämon zusammen und griff sich ans Auge.
    Sicher würde er sich wieder erholen, wenn Bren ihm nicht den Todesstoß versetzte, aber es galt lediglich, an ihm vorbeizukommen. Das Ziel war der Haken. Bren hastete weiter.
    In der unmittelbaren Umgebung des

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