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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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zur Seite, dann lag er bewegungslos.
    Der S CHATTENKÖNIG schüttelte die Hand aus, um sie von den Fleischfetzen zu reinigen. »Bring mir die Herzen von Surrior und Schisenna. In Lukols Geist lernte ich Dinge über sie, die mich betrüben. Ich habe nicht die Langmut, sie nach Orgait zu befehlen. Sollen sie dort sterben, wo sie sich verkrochen haben.«
    Widaja verneigte sich. Mit gebeugtem Haupt ging sie dreizehn Schritte rückwärts, erst dann wagte sie, ihrem S CHATTENKÖNIG den Rücken zuzukehren. Sie schloss die leere Schatulle und verließ den Saal mit schnellem Gang.
    G ERG musterte die Osadroi. S EIN Blick blieb an Gadior hängen. »Breche in dein Lehen auf, Schattengraf. Auch über die Menschen habe ich Unschönes erfahren. Ich dachte, sie hätten mehr über unsere Macht gelernt. Sie sind wohl zu kurzlebig, um sich an Lektionen zu erinnern, die wir ihnen vor einer Generation erteilt haben. Ich will, dass du ein Auge auf die Südgrenze meines Reiches hast. Ich werde keine Frechheiten dulden.«

    »Gardist! Komm her!«
    Durch die tief ins Gesicht gezogene Kapuze hörte Nalaji den Ruf nur gedämpft. Ungrann hob die Hand, wie es wohl unter Kriegern üblich war, um anzuzeigen, dass ein Trupp stehen bleiben sollte. Nalaji fasste das Zaumzeug des Esels, über dessen Rücken sie den Sack geworfen hatten, in dem Kiretta steckte. Sie musste einige Kraft aufwenden, damit das Tier im einmal begonnenen Trott innehielt.
    Ungrann kniete nieder. Nalaji tat es ihm gleich und senkte den Kopf, damit der Schein der Laterne nicht auf ihr Gesicht fiel.
    »Komm her, sage ich!«
    »Ich darf nicht säumen, Nachtsucherin! Mein Herr hat mir aufgetragen, mich zu beeilen.«
    Das Klacken eines Stocks begleitete die sich nähernden Schritte. Die Frau, zu der sie gehörten, konnte nicht allzu schwer sein. In der Tat steckten die Füße, die in Nalajis Blick traten, in zierlichen Seidenpantoffeln. Sie waren ebenso schwarz wie das weit fallende Gewand. Auf der knochenweißen Borte waren Zeichen angebracht, die Nalaji nicht lesen konnte. Der Kult machte ein Geheimnis aus der Schrift, mit der er die Schatten beschwor.
    »Auch ich bedarf deiner. Du sollst eine Adepta holen, die ich für unwürdig befunden habe, zur Seelenbrecherin erhoben zu werden. Nun will sie ihr letztes Opfer bringen.«
    »Ich bitte um Vergebung, Nachtsucherin. Mein Herr war deutlich bei seiner Anweisung.«
    Der sauber lackierte Stab kam in Nalajis Blickfeld. »Und wer ist dein Herr?«
    Ungrann zögerte.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt!«
    »Baronet Bren, Nachtsucherin.«
    »Ah! Und in welcher Angelegenheit bist du für Bren unterwegs?«
    »Das zu sagen ist mir nicht erlaubt.«
    »Ich bin ohnehin auf dem Weg zu seinen Gemächern. Er wird es mir sicher verraten, wenn die Zusammenkunft beim S CHATTENKÖNIG endet.«
    »Daran zweifle ich nicht, Nachtsucherin, aber mir ist es verwehrt.«
    Nalaji wagte, den Kopf kurz zu heben. Sie sah den Schweiß auf Ungranns Stirn glänzen und seine Unterlippe zittern. Sie hatte sich also nicht getäuscht, als sie das Schwanken in seiner Stimme gehört hatte. Er war nervös. Gerne hätte sie einen Vers gegen die Unruhe gebetet, wenn der Grund für ebendiese nicht gerade die Nachtsucherin gewesen wäre, die in unmittelbarer Nähe stand. Derlei Wirken göttlicher Gnade würde die Frau ebenso sicher spüren, als wenn ihr jemand einen Fuß in den Bauch rammte. Nalaji erlaubte sich einen schnellen Blick auf die Klerikerin. Sie war von mittlerer Größe, aber zierlich gebaut, was sie zerbrechlich hätte wirken lassen, wäre da nicht der herrische Ausdruck auf ihrem Gesicht gewesen. Ihre Haut war bleich wie die eines Osadro, die Lippen kaum heller. Das schwarze Haar lag um ihren Kopf wie dunkle Tinte, die um einen weißen Knochen floss. Sie war eindeutig ein Kind des dreifachen Neumonds. Während solcher Nächte wachte die Mondmutter nicht über die Menschen. Jene, die in ihnen geboren wurden, waren der Wucht der magischen Ströme ungeschützt ausgesetzt, was die meisten in den Wahnsinn trieb. Wer genug Kraft in sich hatte, um bei halbwegs klarem Verstand zu bleiben, war für den Kult und seine dunklen Praktiken wertvoll.
    Nalaji kannte die Frau nicht, was verwunderlich war angesichts der hohen Position, die sie im Kult bekleidete. Vermutlich stammte sie nicht aus Orgait, sondern war aus einer der entfernteren Kathedralen angereist, um der kürzlich vollzogenen Thronwechselzeremonie beizuwohnen.
    »Bren hat sich also eines lästigen Menschen

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